Ohne Wartezeit auf Therapie

Eine junge Frau mit Panikstörung sitzt verängstigt auf dem Boden ihres Schlafzimmers und hält sich schützend den Arm, sichtbar überfordert.

Panikstörung: Alle Symptome und Anzeichen dieser Angststörung

Eine Panikstörung zeigt sich durch wiederkehrende, intensive Angstattacken mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot und Schwindel. Die plötzlichen Anfälle treten scheinbar  ohne erkennbaren Auslöser auf und beeinträchtigen den Alltag erheblich. Da wir am Institut für moderne Psychotherapie in Berlin seit über 12 Jahren intensiv mit Panikpatienten arbeiten, wissen wir, wie hilfreich es für Betroffene ist, wenn sie verstehen, welche Prozesse in Körper und Geist während einer Panikattacke ablaufen. Deshalb finden Sie in diesem Artikel zu allen Anzeichen und Symptomen einer Panikstörung detaillierte und einfach zu verstehende Erklärungen auf dem letzten Stand der Wissenschaft.

Alle Themen im Überblick

Panikstörung: Leben in ständiger Angst vor der Angst

Eine Panikstörung ist eine ernstzunehmende Angsterkrankung, die durch das wiederholte Auftreten intensiver, plötzlicher Angstzustände (Panikattacken) gekennzeichnet ist. Begleitet wird sie in der Regel durch Angst vor der Angst, auch Erwartungsangst oder Phobophobie genannt. Das bedeutet, das Betroffene förmlich darauf warten, von einer erneuten Panikattacke heimgesucht zu werden und deswegen in permanenter Anspannung leben. Zudem meiden sie bestimmte Orten oder Situationen, die mit dem Auftreten einer Angstattacke in Verbindung stehen.

Typisch für eine Panikstörung ist das plötzliche Auftreten von körperlichen und psychischen Symptomen. Meist handelt es sich dabei um eine Kombination mehrerer Symptome aus dieser Liste:

  • Herzrasen
  • Zittern
  • Druck auf der Brust und Atembeschwerden
  • Das Gefühl die Kontrolle zu Verlieren oder verrückt zu werden
  • Todesangst
  • Schwindelgefühle
  • Hitzewallungen
  • Kribbeln in Armen oder Beinen
  • Kloß im Hals
  • Übelkeit
  • Taubheitsgefühle

Körperliche Symptome einer Panikattacke wissenschaftlich erklärt

Panikattacken sind die Hauptsymptome einer Panikstörung und äußern sich durch intensive körperliche Erscheinungen, die sehr beängstigend sein können.

Herz-Kreislauf-Symptome bei Panikattacken

Während einer Panikattacke reagiert der Körper, als wären Sie in höchster Gefahr. Das Herz schlägt plötzlich schneller – manchmal bis zu 200 Schläge pro Minute. Viele Betroffene beschreiben es als Hämmern oder Pochen in der Brust.

Ihr Blutdruck steigt an, was zu einem Hitzegefühl oder plötzlichem Schwitzen führen kann. Diese Reaktionen sind Teil der körpereigenen Stressantwort, des sogenannten „Kampf-oder-Flucht-Mechanismus“.

Menschen mit einer Panikstörung berichten auch häufig von einem Engegefühl in der Brust, was die Angst vor einem Herzinfarkt verstärken kann. Wichtig zu wissen: Obwohl diese Symptome sehr real und beängstigend sind, sind sie nicht lebensbedrohlich.

Die Herzrasen-Symptomatik stellt für viele Betroffene das erschreckendste körperliche Anzeichen dar, da die spürbaren Herzschläge oft als Zeichen für einen bevorstehenden Herzinfarkt fehlinterpretiert werden. In Wahrheit handelt es sich jedoch um eine normale Reaktion des Körpers auf die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin oder Noradrenalin.

Atmungsbezogene Symptome bei Panikstörungen

Atemnot ist ein weiteres häufiges Symptom. Die Atmung wird schneller und flacher (Hyperventilation). Dadurch entsteht das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen oder gar zu ersticken. Vor allem Betroffenen, bei denen die Panikstörung noch nicht lange besteht, reagieren darauf mit Todesangst.

Die schnelle Atmung verändert überdies den Kohlendioxidgehalt in Ihrem Blut, was zu Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in Händen, Füßen oder im Gesicht führen kann. Auch Schwindel und Benommenheit können durch diese veränderte Atmung entstehen.

Die Vielzahl möglicher Symptome kann die Angst zusätzlich verstärken und einen Teufelskreis in Gang setzen, der eine Panikattacke noch intensiver macht.

Die Hyperventilation führt zudem zu einer Verschiebung des Säure-Base-Haushalts im Körper (einer sogenannten respiratorischen Alkalose), was die Verfügbarkeit von Kalzium im Blut verringert. Dies erklärt die typischen Kribbelgefühle und Muskelverkrampfungen, die viele Menschen während einer Angstattacke erleben.

Neurologische Symptome und Wahrnehmungsveränderungen

Während einer Panikattacke kann sich Ihre Wahrnehmung verändern. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl der Unwirklichkeit oder Entfremdung – als würden sie ihren eigenen Körper von außen beobachten (Depersonalisation oder Derealisation). Manche Menschen beschreiben es als ein Gefühl, „neben sich zu stehen“ oder dass die Umgebung seltsam unwirklich erscheint.

Beides, sowohl das Gefühl der Depersonalisation (Entfremdung vom eigenen Körper) als auch die Derealisation (Entfremdung von der Umgebung) sind Schutzmechanismen des Gehirns bei extremem Stress. Das Gehirn versucht, sich vor der überwältigenden Angst zu schützen, indem es eine Art „Puffer“ zwischen dem Selbst und der bedrohlich erscheinenden Erfahrung aufbaut. Diese Schutzreaktion ist zwar beängstigend, aber dennoch normal und keineswegs ein Zeichen dafür, dass Sie die Kontrolle über Ihren Verstand verlieren.

Hinzu kommt oft Schwindel und Benommenheit, was auch dazu beitragen kann, dass Betroffene denken, sie würden die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Diese Symptome sind jedoch ebenfalls harmlos und entstehen häufig durch eine veränderte Sauerstoffversorgung des Gehirns während der Hyperventilation.

Verdauungs- und andere körperliche Symptome

Bei vielen Menschen wirkt sich eine Panikattacke auch auf den Magen-Darm-Trakt aus. Manche Betroffene berichten von Mundtrockenheit, vermehrtem Harndrang oder Hitzewallungen und Kälteschauern. Aber auch Übelkeit, ein flaues Gefühl im Magen oder plötzlicher Stuhldrang können auftreten.

Verantwortlich dafür ist die Ausschüttung der Neurotransmitter Adrenalin und Histamin. Letzterer sorgt unter anderem dafür, dass sich bei Angst schlagartig der Magen verkrampft. Auch das passiert nur, um Betroffenen zu helfen. Wer aufgrund eines ängstlichen Gedankens im Flucht- oder Kampfmodus ist, benötigt unter Umständen alle Energie, um seine Haut zu retten. Deshalb stoppt das Gehirn über die Ausschüttung von Histamin schlagartig die Verdauung. So ein Verdauungsprozess verbraucht nämlich sehr viel Energie, und die soll bei Angst ja vollständig für Flucht oder Kampf zur Verfügung stehen.

Histamin sorgt weiterhin dafür, dass unnötiger Ballast abgeworfen wird. Dieses genetisch sehr alte Programm hat heute zwar keinen praktischen Nutzen mehr für uns Menschen, entwicklungsgeschichtlich machte es aber eine Menge Sinn. Wer schon mal eine Tierdokumentation im Fernsehen gesehen hat, konnte vielleicht beobachten, wovon hier die Rede ist: Ein Tier, das flieht, verliert während der Flucht Kot und Urin. Es erleichtert sich im wahrsten Sinne des Wortes, um noch schneller weglaufen zu können. Denn genau dieser kleine Geschwindigkeitsvorteil kann über Leben und Tod entscheiden.

Auch wir tragen diese genetischen Wurzeln noch in uns. Menschen, die unter einer Panikstörung leiden, verspüren oft kurz nach einer Angstattacke einen starken Harndrang. Viele leiden zudem unter Durchfall. Dieses Phänomen ist vollkommen normal und so alt wie die Menschheit. Deshalb ist es auch längst Teil unserer Alltagssprache geworden. Aus diesem Grund sagen wir heute »Ich habe Schiss«, wenn wir ausdrücken wollen, dass wir Angst haben.

Psychische Symptome einer Panikstörung

Neben den körperlichen Symptomen erleben Menschen mit Panikstörungen auch intensive emotionale und gedankliche Reaktionen.

Die Todesangst während einer Panikattacke

Das wohl erschreckendste Gefühl während einer Panikattacke ist die überwältigende Angst zu sterben. Diese Angst fühlt sich absolut real an und wird durch die intensiven körperlichen Symptome noch verstärkt.

Viele Betroffene sind überzeugt, einen Herzinfarkt zu erleiden oder zu ersticken, und suchen wiederholt die Notaufnahme auf. Die gute Nachricht: Panikattacken sind nicht gefährlich, auch wenn sie sich so anfühlen.

Diese Todesangst ist ein Kernsymptom der Panikstörung und unterscheidet sie von anderen Angstformen. Sie entsteht durch die Fehlinterpretation der körperlichen Symptome als lebensbedrohlich.

Die überwältigende Todesangst wird vom Gehirn so überzeugend „inszeniert“, dass sie selbst nach mehreren Arztbesuchen und beruhigenden Diagnosen wiederkehren kann. Dies liegt an der Aktivierung tief liegender Hirnstrukturen (insbesondere der Amygdala), die evolutionär darauf programmiert sind, in Gefahrensituationen Überlebensinstinkte zu aktivieren. Diese alarmierenden Botschaften aus dem „Angstzentrum“ des Gehirns können die rationalen Überlegungen des Frontalhirns vorübergehend außer Kraft setzen.

Kontrollverlust und Katastrophengedanken

Während einer Panikattacke haben Sie möglicherweise das Gefühl, vollständig die Kontrolle zu verlieren. Vielleicht befürchten Sie, in der Öffentlichkeit zusammenzubrechen, sich peinlich zu verhalten oder „verrückt zu werden“.

Diese Katastrophengedanken sind typisch für Panikstörungen und verstärken die Angst noch weiter. Ihr Gehirn interpretiert die Situation als extreme Bedrohung und schaltet in den Überlebensmodus.

Was Sie wissen sollten: Diese Ängste sind Teil der Störung und nicht Realität. Niemand ist während einer Panikattacke jemals „verrückt geworden“ oder hat die Kontrolle in dem Sinne verloren, wie es befürchtet wird.

Die Angst vor dem „Verrücktwerden“ ist eine häufige Sorge, doch in Wirklichkeit zeigen Langzeitstudien, dass Menschen mit Panikstörungen kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psychosen oder schweren psychischen Erkrankungen haben. Die Panikstörung bleibt, trotz ihrer Intensität, eine Angststörung und führt nicht zu einem Realitätsverlust, wie er bei anderen psychischen Erkrankungen vorkommen kann.

Die Erwartungsangst – Die Angst vor der nächsten Panikattacke

Nach einer oder mehreren Panikattacken entwickeln viele Betroffene eine sogenannte „Erwartungsangst“ – die ständige Sorge vor der nächsten Attacke. Diese „Angst vor der Angst“ kann sogar belastender sein als die Panikattacken selbst.

Betroffene beginnen dann, ihre Körperempfindungen ständig zu überwachen und jedes Herzstolpern oder jede leichte Atemnot als Beginn einer neuen Panikattacke zu deuten. Diese Hyperwachsamkeit wird auch Hypervigilanz genannt und kann tatsächlich neue Attacken auslösen. Quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Je ausgeprägter die Erwartungsangst ist, desto eher neigen Menschen mit Panikattacken dazu, bestimmte Situationen zu vermeiden, in denen sie eine erneute Angstattacke befürchten oder in denen sie sich nicht schnell in Sicherheit bringen können. Je ausgeprägter dieses Vermeidungsverhalten ist, um so eher wird ein Psychiater oder Psychotherapeut neben einer Panikstörung auch noch eine Agoraphobie diagnostizieren. Doch egal wie nun die offizielle Bezeichnung für diese ausgeprägten Ängste lautet, viel wichtiger ist doch zu erfahren, was am besten dagegen hilft. Und die Antwort auf diese Frage finden Sie in einem eigenen Blogartikel mit dem Titel: Panikstörung: Therapie & Behandlung dieser Angsterkrankung.

Aus neurowissenschaftlicher Sicht schafft die Erwartungsangst eine Art „neuronale Autobahn“ für Angstsignale, indem sie bestimmte Nervenbahnen im Gehirn wiederholt aktiviert. Je mehr diese Angstbahnen genutzt werden, desto schneller und leichter werden sie in Zukunft aktiviert. Diesen Vorgang nennt man neuroplastische Verstärkung. Die gute Nachricht: Durch ein spezielles Mental-Training können diese verstärkten Angstbahnen wieder abgeschwächt und neue, beruhigende neuronale Verbindungen aufgebaut werden. Die genau das funktioniert, erfahren Sie in unserem Online-Selbsthilfekurs „Endlich angstfrei!“.

Gedankenkarussell und negative Denkspiralen

Ein weiteres typisches Anzeichen einer Panikstörung sind ständige kreisende Gedanken. Betroffene wälzen immer wieder die gleichen Sorgen und Ängste. „Was ist, wenn ich wieder eine Attacke bekomme? Was, wenn es diesmal wirklich ernst ist? Warum passiert mir das immer wieder?“

Diese Grübelschleifen verstärken die Anspannung und können das Risiko für weitere Panikattacken erhöhen. Es entsteht eine negative Spirale aus Angst, Grübeln und Vermeidung, die mit herkömmlichen Therapiemethoden schwer zu durchbrechen ist.

Das Gedankenkreisen ist übrigens nicht nur ein psychologisches Phänomen, es zeigt sich auch in der Hirnaktivität: Bildgebende Verfahren konnten belegen, dass bei Menschen mit Panikstörung bestimmte Hirnareale, die mit Sorge und Problemlösen verbunden sind, konstant überaktiv sind. Diese anhaltende Aktivierung hält den Körper in einem Zustand der Alarmbereitschaft, was die Schwelle für das Auslösen neuer Panikattacken senkt.

Eine Frau mit Panikstörung steht zögernd an der Wohnungstür, bereit zum Gehen, doch sichtbar gefangen im Vermeidungsverhalten und der Angst.

Auswirkungen der Panikstörung auf den Alltag

Eine Panikstörung beeinträchtigt nicht nur während der akuten Attacken, sondern kann das gesamte Leben verändern.

Vermeidungsverhalten und Einschränkungen

Um mögliche Panikattacken zu vermeiden, schränken viele Betroffene ihr Leben zunehmend ein. Sie meiden Orte oder Situationen, in denen sie bereits Panikattacken erlebt haben oder wo eine Flucht schwierig wäre.

Dies kann bedeuten, nicht mehr allein Auto zu fahren, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden, keine Aufzüge zu benutzen oder größere Menschenmengen zu umgehen. Dieses Vermeidungsverhalten gibt zwar kurzfristig ein Gefühl der Sicherheit, verstärkt aber langfristig die Angststörung und führt zu immer größeren Einschränkungen im Alltag. Im schlimmsten Fall entwickelt sich so zusätzlich zur Panikstörung noch eine Agoraphobie.

Das Tückische am Vermeidungsverhalten ist nämlich, dass Ihr Gehirn jedes Mal, wenn Sie einer gefürchteten Situation ausweichen, eine Belohnung in Form von Erleichterung erfährt. Diese unmittelbare Erleichterung verstärkt die Vermeidung, auch wenn sie langfristig schädlich ist. Es entsteht eine Art „emotionales Gedächtnis“, das die Vermeidungsstrategie als erfolgreiche Lösung speichert. Für eine wirksame Behandlung ist es daher entscheidend, diesen Kreislauf zu durchbrechen und dem Gehirn neue, positive Erfahrungen mit den gefürchteten Situationen zu ermöglichen.

Soziale und berufliche Folgen der Panikstörung

Die ständige Angst vor Panikattacken und das daraus resultierende Vermeidungsverhalten können erhebliche Auswirkungen auf Ihr Sozial- und Berufsleben haben.

Vielleicht lehnen Sie Einladungen zu sozialen Ereignissen ab, weil Sie befürchten, dort eine Panikattacke zu erleiden. Berufliche Meetings, Dienstreisen oder neue Herausforderungen werden möglicherweise zur Belastung.

Dies kann zu sozialer Isolation führen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Auch die Arbeitsleistung kann leiden, wenn die Angst im Vordergrund steht und Konzentration sowie Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.

Die soziale Isolation ist besonders problematisch, da soziale Verbindungen nachweislich eine schützende Wirkung gegen Angstsymptome haben. Unterstützende soziale Kontakte fördern die Ausschüttung von Oxytocin – einem Hormon, das beruhigend wirkt und Stresshormone wie Cortisol reduzieren kann. Der Rückzug aus sozialen Kontakten beraubt Betroffene also eines natürlichen Heilungsmechanismus.

Auswirkungen auf Beziehungen und Familie

Unter einer Panikstörung leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern oft auch auf Partner, Freunde und Familienangehörige. Wurde man vom einem nahestehenden Angstpatienten nämlich erstmal zur „sicheren“ Personen bestimmt, kann es sein, dass gewisse Aktivitäten nur noch in Begleitung eben dieser Person stattfinden können. Dadurch werden Abhängigkeiten geschaffen, die für beide Seiten belastend sein können.

Dennoch können verständnisvolle Partner und Familienmitglieder eine wichtige Unterstützung im Genesungsprozess sein – vorausgesetzt, sie wissen, wie sie helfen können, ohne das Vermeidungsverhalten ungewollt zu verstärken.

Es ist wichtig, dass Angehörige verstehen, wie sie am besten unterstützen können, ohne in die Rolle eines „Beschützers“ oder „Co-Therapeuten“ zu rutschen. Die Balance zwischen verständnisvoller Unterstützung und dem Ermutigen zu selbstständigem Handeln ist oft entscheidend, um diese belastende Angststörung Schritt für Schritt zu überwinden.

Begleitsymptome und Folgeerkrankungen

Wenn eine Panikstörung länger besteht, können sich weitere psychische Probleme entwickeln. Etwa 50% der Betroffenen entwickeln depressive Symptome, da die ständige Angst und Einschränkung zu Hoffnungslosigkeit führen können.

Manche Menschen greifen zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln, um ihre Angstsymptome zu lindern, was das Risiko für Abhängigkeitserkrankungen erhöht.

Auch körperliche Folgen sind möglich: Chronischer Stress durch ständige Alarmbereitschaft kann das Immunsystem schwächen und zu einem erhöhten Risiko für andere Erkrankungen führen.

Eine Frau mit besorgtem Blick sitzt zu Hause am Laptop und macht einen Selbsttest, um Hinweise auf eine mögliche Panikstörung zu prüfen.

Selbsttest: Ist das noch normale Angst oder schon eine Panikstörung?

Nicht jede Angstreaktion ist gleich eine Panikstörung. Mit diesem kurzen Selbsttest können Sie einschätzen, ob Ihre Symptome auf eine Panikstörung hindeuten könnten.

Fragen zur Selbsteinschätzung

Beantworten Sie die folgenden Fragen mit „Ja“ oder „Nein“:

  1. Haben Sie schon mindestens zweimal plötzliche intensive Angstattacken erlebt, die ohne erkennbaren Auslöser auftraten?
  2. Erreichten diese Attacken innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt?
  3. Traten bei diesen Attacken mindestens vier der folgenden Symptome auf:
    • Herzrasen oder Herzklopfen
    • Schwitzen
    • Zittern
    • Atemnot oder Erstickungsgefühle
    • Engegefühl in der Brust
    • Übelkeit oder Bauchbeschwerden
    • Schwindel oder Benommenheit
    • Gefühl der Unwirklichkeit
    • Angst, die Kontrolle zu verlieren oder „verrückt zu werden“
    • Todesangst
    • Kribbeln oder Taubheitsgefühle
    • Hitzewallungen oder Kälteschauer
  4. Haben Sie nach einer solchen Attacke mindestens einen Monat lang ständig Sorge vor weiteren Attacken gehabt?
  5. Haben Sie Ihr Verhalten aufgrund dieser Attacken verändert (z.B. bestimmte Orte meiden)?

Auswertung Ihres Selbsttests

Wenn Sie die Fragen 1, 2, 3 und entweder 4 oder 5 mit „Ja“ beantwortet haben, könnten Sie an einer Panikstörung leiden. Dies ist jedoch kein professionelles Diagnoseinstrument, sondern nur eine erste Orientierung. Eine endgültige Diagnose kann nur ein Facharzt oder Psychotherapeut stellen.

Denken Sie daran: Eine frühzeitige Behandlung kann verhindern, dass sich die Symptome verschlimmern und weitere Folgeprobleme entstehen.

Dieser Selbsttest orientiert sich an den diagnostischen Kriterien für Panikstörungen, wie sie in den internationalen Klassifikationssystemen ICD-11 und DSM-5 definiert sind. Er dient einer ersten Einschätzung, ersetzt aber nicht die professionelle Diagnose. Die gute Nachricht ist: Je früher Sie Hilfe suchen, desto besser sind die Heilungschancen!

Wann sollten Sie unbedingt professionelle Hilfe suchen?

In bestimmten Situationen ist es besonders wichtig, zeitnah professionelle Unterstützung zu suchen:

  • Wenn die Panikattacken sehr häufig auftreten (mehrmals pro Woche)
  • Wenn die Angst Ihren Alltag deutlich einschränkt
  • Wenn Sie beginnen, viele Situationen zu vermeiden
  • Wenn Sie zu Alkohol oder Medikamenten greifen, um mit der Angst umzugehen
  • Wenn zusätzlich depressive Symptome auftreten
  • Wenn Suizidgedanken vorhanden sind

In solchen Fällen wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Hausarzt, einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Hilfe ist möglich!

Es ist wichtig zu wissen, dass die Erstbehandlung nicht immer optimal verläuft. Viele Betroffene erhalten zunächst nur Beruhigungsmittel oder werden nicht richtig diagnostiziert. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Suchen Sie gegebenenfalls einen Spezialisten für Angststörungen, der Erfahrung mit der Behandlung von Panikstörungen hat.

Kurzer Überblick: Ursachen und Therapiemöglichkeiten

Ursachen der Panikstörung im Überblick

Die Entstehung einer Panikstörung ist meist komplex und auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Genetische Veranlagung spielt eine Rolle – das Risiko ist höher, wenn nahe Verwandte betroffen sind.

Auch die Persönlichkeitsstruktur kann beeinflussen, wie empfindlich jemand auf Stresssituationen reagiert. Langanhaltender Stress, traumatische Erlebnisse oder einschneidende Lebensereignisse können ebenfalls Auslöser sein.

Neurobiologisch betrachtet liegt eine Überempfindlichkeit des Angstsystems im Gehirn vor, insbesondere in Bereichen wie der Amygdala, die für die Verarbeitung von Angstreizen zuständig ist.

Aktuelle Forschungen zeigen, dass das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen bei Panikstörungen verändert ist. Die Amygdala (unser „Angstzentrum“) reagiert übermäßig stark, während gleichzeitig die hemmende Kontrolle durch den präfrontalen Cortex (unser „Vernunftzentrum“) geschwächt sein kann. Diese neurobiologischen Veränderungen erklären, warum rationale Überlegungen während einer Panikattacke oft wirkungslos bleiben – die emotionale Reaktion ist in diesem Moment stärker als die Vernunft.

Eine ausführliche Erklärung der verschiedenen Ursachen und Auslösefaktoren von Panikstörungen finden Sie in unserem Blogartikel „Panikstörung: Ursachen und Auslöser dieser Angsterkrankung“.

Wirkungsvolle Therapieansätze im Kurzüberblick

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist die übliche Behandlungsmethode für Panikstörungen. Sie soll helfen, die Angst besser zu verstehen und die Gedanken, bzw. Verhaltensweisen zu verändern.

Auch mit der Hypnotherapie und der Akzeptanz-und-Commitment-Therapie (ACT) werden nachweislich gute Ergebnisse erzielt. Zudem gibt es spannende neue Therapieansätze, bei denen gezielt die Neuroplastizität des Gehirns angeregt wird, um Angst und Panik auf neuronaler Ebene regelrecht zu verlernen.

Am Institut für moderne Psychotherapie haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, verschiedene Elemente aller aufgeführten Therapiemethoden miteinander zu kombinieren. Wer mehr über unseren Ansatz erfahren will, dem empfehlen wir den Artikel: Studien zur Bernhardt-Methode.

Einen detaillierten Überblick über alle bewährten Therapiemethoden bei Panikstörungen finden Sie zudem in unserem Blogartikel „Panikstörung: Therapie & Behandlung dieser Angsterkrankung“.

Eine entspannte Frau spaziert lächelnd durch einen sonnigen Park, Symbol für die erfolgreiche Bewältigung einer Panikstörung und neue Lebensfreude.

Zusammenfassung: Das Wichtigste zur Panikstörung

Symptome: Panikattacken äußern sich durch intensive körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Atemnot und Schwindel, begleitet von überwältigender Angst und dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder sogar zu sterben. Diese Symptome treten oft ohne erkennbaren Auslöser auf und erreichen innerhalb von Minuten ihren Höhepunkt.

Erwartungsangst: Die ständige Sorge vor der nächsten Panikattacke führt oft zu einem Teufelskreis aus Angst, Vermeidungsverhalten und zunehmenden Einschränkungen im Alltag. Diese „Angst vor der Angst“ kann langfristig belastender sein als die eigentlichen Panikattacken.

Auswirkungen: Unbehandelt kann eine Panikstörung zu erheblichen Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben führen und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Suchtprobleme erhöhen. Die Lebensqualität wird durch ständige Anspannung und Vermeidungsverhalten deutlich reduziert.

Behandlungsmöglichkeiten: Mit professioneller Hilfe, wie z.B. der kognitiven Verhaltenstherapie, der Akzeptanz-Commitent-Therapie oder der Bernhardt-Methode lassen sich Panikstörungen sehr gut behandeln. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Auch wenn eine Panikstörung sehr belastend ist – Sie müssen nicht damit leben. Mit der richtigen Unterstützung können Sie lernen, Ihre Ängste zu bewältigen und wieder ein erfülltes Leben zu führen.

Häufige Fragen zur Panikstörung

Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Panikstörung.

Disclaimer / Haftungsausschluss

Dieser Artikel soll Sie umfassend informieren und Ihnen neue Perspektiven eröffnen. Er ergänzt, aber ersetzt nicht die individuelle Diagnose oder Behandlung durch medizinisches Fachpersonal. Bei gesundheitlichen Fragen: Holen Sie sich professionelle Hilfe – und nutzen Sie unsere Tipps als kraftvolle Unterstützung.

Wissenschaftliche Studien zum Thema Panikstörung

  • American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). American Psychiatric Publishing. Inhalt: Enthält die offiziellen DSM-5-Kriterien für Panikstörungen, einschließlich detaillierter Beschreibungen der körperlichen und psychischen Symptome von Panikattacken.
  • National Institute of Mental Health. (2022). Panic disorder: When fear overwhelms. U.S. Department of Health and Human Services. Inhalt: Übersicht zu kardiorespiratorischen, neurologischen und psychopathologischen Symptomen von Panikattacken.