Eine Panikstörung zeigt sich durch wiederkehrende, intensive Angstattacken mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot und Schwindel. Die plötzlichen Anfälle treten scheinbar ohne erkennbaren Auslöser auf und beeinträchtigen den Alltag erheblich. Da wir am Institut für moderne Psychotherapie in Berlin seit über 12 Jahren intensiv mit Panikpatienten arbeiten, wissen wir, wie hilfreich es für Betroffene ist, wenn sie verstehen, welche Prozesse in Körper und Geist während einer Panikattacke ablaufen. Deshalb finden Sie in diesem Artikel zu allen Anzeichen und Symptomen einer Panikstörung detaillierte und einfach zu verstehende Erklärungen auf dem letzten Stand der Wissenschaft.
Alle Themen im Überblick
Panikstörung: Leben in ständiger Angst vor der Angst
Eine Panikstörung ist eine ernstzunehmende Angsterkrankung, die durch das wiederholte Auftreten intensiver, plötzlicher Angstzustände (Panikattacken) gekennzeichnet ist. Begleitet wird sie in der Regel durch Angst vor der Angst, auch Erwartungsangst oder Phobophobie genannt. Das bedeutet, das Betroffene förmlich darauf warten, von einer erneuten Panikattacke heimgesucht zu werden und deswegen in permanenter Anspannung leben. Zudem meiden sie bestimmte Orten oder Situationen, die mit dem Auftreten einer Angstattacke in Verbindung stehen.
Typisch für eine Panikstörung ist das plötzliche Auftreten von körperlichen und psychischen Symptomen. Meist handelt es sich dabei um eine Kombination mehrerer Symptome aus dieser Liste:
- Herzrasen
- Zittern
- Druck auf der Brust und Atembeschwerden
- Das Gefühl die Kontrolle zu Verlieren oder verrückt zu werden
- Todesangst
- Schwindelgefühle
- Hitzewallungen
- Kribbeln in Armen oder Beinen
- Kloß im Hals
- Übelkeit
- Taubheitsgefühle
Körperliche Symptome einer Panikattacke wissenschaftlich erklärt
Panikattacken sind die Hauptsymptome einer Panikstörung und äußern sich durch intensive körperliche Erscheinungen, die sehr beängstigend sein können.
Herz-Kreislauf-Symptome bei Panikattacken
Während einer Panikattacke reagiert der Körper, als wären Sie in höchster Gefahr. Das Herz schlägt plötzlich schneller – manchmal bis zu 200 Schläge pro Minute. Viele Betroffene beschreiben es als Hämmern oder Pochen in der Brust.
Ihr Blutdruck steigt an, was zu einem Hitzegefühl oder plötzlichem Schwitzen führen kann. Diese Reaktionen sind Teil der körpereigenen Stressantwort, des sogenannten „Kampf-oder-Flucht-Mechanismus“.
Menschen mit einer Panikstörung berichten auch häufig von einem Engegefühl in der Brust, was die Angst vor einem Herzinfarkt verstärken kann. Wichtig zu wissen: Obwohl diese Symptome sehr real und beängstigend sind, sind sie nicht lebensbedrohlich.
Die Herzrasen-Symptomatik stellt für viele Betroffene das erschreckendste körperliche Anzeichen dar, da die spürbaren Herzschläge oft als Zeichen für einen bevorstehenden Herzinfarkt fehlinterpretiert werden. In Wahrheit handelt es sich jedoch um eine normale Reaktion des Körpers auf die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin oder Noradrenalin.
Atmungsbezogene Symptome bei Panikstörungen
Atemnot ist ein weiteres häufiges Symptom. Die Atmung wird schneller und flacher (Hyperventilation). Dadurch entsteht das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen oder gar zu ersticken. Vor allem Betroffenen, bei denen die Panikstörung noch nicht lange besteht, reagieren darauf mit Todesangst.
Die schnelle Atmung verändert überdies den Kohlendioxidgehalt in Ihrem Blut, was zu Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in Händen, Füßen oder im Gesicht führen kann. Auch Schwindel und Benommenheit können durch diese veränderte Atmung entstehen.
Die Vielzahl möglicher Symptome kann die Angst zusätzlich verstärken und einen Teufelskreis in Gang setzen, der eine Panikattacke noch intensiver macht.
Die Hyperventilation führt zudem zu einer Verschiebung des Säure-Base-Haushalts im Körper (einer sogenannten respiratorischen Alkalose), was die Verfügbarkeit von Kalzium im Blut verringert. Dies erklärt die typischen Kribbelgefühle und Muskelverkrampfungen, die viele Menschen während einer Angstattacke erleben.
Neurologische Symptome und Wahrnehmungsveränderungen
Während einer Panikattacke kann sich Ihre Wahrnehmung verändern. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl der Unwirklichkeit oder Entfremdung – als würden sie ihren eigenen Körper von außen beobachten (Depersonalisation oder Derealisation). Manche Menschen beschreiben es als ein Gefühl, „neben sich zu stehen“ oder dass die Umgebung seltsam unwirklich erscheint.
Beides, sowohl das Gefühl der Depersonalisation (Entfremdung vom eigenen Körper) als auch die Derealisation (Entfremdung von der Umgebung) sind Schutzmechanismen des Gehirns bei extremem Stress. Das Gehirn versucht, sich vor der überwältigenden Angst zu schützen, indem es eine Art „Puffer“ zwischen dem Selbst und der bedrohlich erscheinenden Erfahrung aufbaut. Diese Schutzreaktion ist zwar beängstigend, aber dennoch normal und keineswegs ein Zeichen dafür, dass Sie die Kontrolle über Ihren Verstand verlieren.
Hinzu kommt oft Schwindel und Benommenheit, was auch dazu beitragen kann, dass Betroffene denken, sie würden die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Diese Symptome sind jedoch ebenfalls harmlos und entstehen häufig durch eine veränderte Sauerstoffversorgung des Gehirns während der Hyperventilation.
Verdauungs- und andere körperliche Symptome
Bei vielen Menschen wirkt sich eine Panikattacke auch auf den Magen-Darm-Trakt aus. Manche Betroffene berichten von Mundtrockenheit, vermehrtem Harndrang oder Hitzewallungen und Kälteschauern. Aber auch Übelkeit, ein flaues Gefühl im Magen oder plötzlicher Stuhldrang können auftreten.
Verantwortlich dafür ist die Ausschüttung der Neurotransmitter Adrenalin und Histamin. Letzterer sorgt unter anderem dafür, dass sich bei Angst schlagartig der Magen verkrampft. Auch das passiert nur, um Betroffenen zu helfen. Wer aufgrund eines ängstlichen Gedankens im Flucht- oder Kampfmodus ist, benötigt unter Umständen alle Energie, um seine Haut zu retten. Deshalb stoppt das Gehirn über die Ausschüttung von Histamin schlagartig die Verdauung. So ein Verdauungsprozess verbraucht nämlich sehr viel Energie, und die soll bei Angst ja vollständig für Flucht oder Kampf zur Verfügung stehen.
Histamin sorgt weiterhin dafür, dass unnötiger Ballast abgeworfen wird. Dieses genetisch sehr alte Programm hat heute zwar keinen praktischen Nutzen mehr für uns Menschen, entwicklungsgeschichtlich machte es aber eine Menge Sinn. Wer schon mal eine Tierdokumentation im Fernsehen gesehen hat, konnte vielleicht beobachten, wovon hier die Rede ist: Ein Tier, das flieht, verliert während der Flucht Kot und Urin. Es erleichtert sich im wahrsten Sinne des Wortes, um noch schneller weglaufen zu können. Denn genau dieser kleine Geschwindigkeitsvorteil kann über Leben und Tod entscheiden.
Auch wir tragen diese genetischen Wurzeln noch in uns. Menschen, die unter einer Panikstörung leiden, verspüren oft kurz nach einer Angstattacke einen starken Harndrang. Viele leiden zudem unter Durchfall. Dieses Phänomen ist vollkommen normal und so alt wie die Menschheit. Deshalb ist es auch längst Teil unserer Alltagssprache geworden. Aus diesem Grund sagen wir heute »Ich habe Schiss«, wenn wir ausdrücken wollen, dass wir Angst haben.
Psychische Symptome einer Panikstörung
Neben den körperlichen Symptomen erleben Menschen mit Panikstörungen auch intensive emotionale und gedankliche Reaktionen.
Die Todesangst während einer Panikattacke
Das wohl erschreckendste Gefühl während einer Panikattacke ist die überwältigende Angst zu sterben. Diese Angst fühlt sich absolut real an und wird durch die intensiven körperlichen Symptome noch verstärkt.
Viele Betroffene sind überzeugt, einen Herzinfarkt zu erleiden oder zu ersticken, und suchen wiederholt die Notaufnahme auf. Die gute Nachricht: Panikattacken sind nicht gefährlich, auch wenn sie sich so anfühlen.
Diese Todesangst ist ein Kernsymptom der Panikstörung und unterscheidet sie von anderen Angstformen. Sie entsteht durch die Fehlinterpretation der körperlichen Symptome als lebensbedrohlich.
Die überwältigende Todesangst wird vom Gehirn so überzeugend „inszeniert“, dass sie selbst nach mehreren Arztbesuchen und beruhigenden Diagnosen wiederkehren kann. Dies liegt an der Aktivierung tief liegender Hirnstrukturen (insbesondere der Amygdala), die evolutionär darauf programmiert sind, in Gefahrensituationen Überlebensinstinkte zu aktivieren. Diese alarmierenden Botschaften aus dem „Angstzentrum“ des Gehirns können die rationalen Überlegungen des Frontalhirns vorübergehend außer Kraft setzen.
Kontrollverlust und Katastrophengedanken
Während einer Panikattacke haben Sie möglicherweise das Gefühl, vollständig die Kontrolle zu verlieren. Vielleicht befürchten Sie, in der Öffentlichkeit zusammenzubrechen, sich peinlich zu verhalten oder „verrückt zu werden“.
Diese Katastrophengedanken sind typisch für Panikstörungen und verstärken die Angst noch weiter. Ihr Gehirn interpretiert die Situation als extreme Bedrohung und schaltet in den Überlebensmodus.
Was Sie wissen sollten: Diese Ängste sind Teil der Störung und nicht Realität. Niemand ist während einer Panikattacke jemals „verrückt geworden“ oder hat die Kontrolle in dem Sinne verloren, wie es befürchtet wird.
Die Angst vor dem „Verrücktwerden“ ist eine häufige Sorge, doch in Wirklichkeit zeigen Langzeitstudien, dass Menschen mit Panikstörungen kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psychosen oder schweren psychischen Erkrankungen haben. Die Panikstörung bleibt, trotz ihrer Intensität, eine Angststörung und führt nicht zu einem Realitätsverlust, wie er bei anderen psychischen Erkrankungen vorkommen kann.
Die Erwartungsangst – Die Angst vor der nächsten Panikattacke
Nach einer oder mehreren Panikattacken entwickeln viele Betroffene eine sogenannte „Erwartungsangst“ – die ständige Sorge vor der nächsten Attacke. Diese „Angst vor der Angst“ kann sogar belastender sein als die Panikattacken selbst.
Betroffene beginnen dann, ihre Körperempfindungen ständig zu überwachen und jedes Herzstolpern oder jede leichte Atemnot als Beginn einer neuen Panikattacke zu deuten. Diese Hyperwachsamkeit wird auch Hypervigilanz genannt und kann tatsächlich neue Attacken auslösen. Quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Je ausgeprägter die Erwartungsangst ist, desto eher neigen Menschen mit Panikattacken dazu, bestimmte Situationen zu vermeiden, in denen sie eine erneute Angstattacke befürchten oder in denen sie sich nicht schnell in Sicherheit bringen können. Je ausgeprägter dieses Vermeidungsverhalten ist, um so eher wird ein Psychiater oder Psychotherapeut neben einer Panikstörung auch noch eine Agoraphobie diagnostizieren. Doch egal wie nun die offizielle Bezeichnung für diese ausgeprägten Ängste lautet, viel wichtiger ist doch zu erfahren, was am besten dagegen hilft. Und die Antwort auf diese Frage finden Sie in einem eigenen Blogartikel mit dem Titel: Panikstörung: Therapie & Behandlung dieser Angsterkrankung.
Aus neurowissenschaftlicher Sicht schafft die Erwartungsangst eine Art „neuronale Autobahn“ für Angstsignale, indem sie bestimmte Nervenbahnen im Gehirn wiederholt aktiviert. Je mehr diese Angstbahnen genutzt werden, desto schneller und leichter werden sie in Zukunft aktiviert. Diesen Vorgang nennt man neuroplastische Verstärkung. Die gute Nachricht: Durch ein spezielles Mental-Training können diese verstärkten Angstbahnen wieder abgeschwächt und neue, beruhigende neuronale Verbindungen aufgebaut werden. Die genau das funktioniert, erfahren Sie in unserem Online-Selbsthilfekurs „Endlich angstfrei!“.
Gedankenkarussell und negative Denkspiralen
Ein weiteres typisches Anzeichen einer Panikstörung sind ständige kreisende Gedanken. Betroffene wälzen immer wieder die gleichen Sorgen und Ängste. „Was ist, wenn ich wieder eine Attacke bekomme? Was, wenn es diesmal wirklich ernst ist? Warum passiert mir das immer wieder?“
Diese Grübelschleifen verstärken die Anspannung und können das Risiko für weitere Panikattacken erhöhen. Es entsteht eine negative Spirale aus Angst, Grübeln und Vermeidung, die mit herkömmlichen Therapiemethoden schwer zu durchbrechen ist.
Das Gedankenkreisen ist übrigens nicht nur ein psychologisches Phänomen, es zeigt sich auch in der Hirnaktivität: Bildgebende Verfahren konnten belegen, dass bei Menschen mit Panikstörung bestimmte Hirnareale, die mit Sorge und Problemlösen verbunden sind, konstant überaktiv sind. Diese anhaltende Aktivierung hält den Körper in einem Zustand der Alarmbereitschaft, was die Schwelle für das Auslösen neuer Panikattacken senkt.
Auswirkungen der Panikstörung auf den Alltag
Eine Panikstörung beeinträchtigt nicht nur während der akuten Attacken, sondern kann das gesamte Leben verändern.
Vermeidungsverhalten und Einschränkungen
Um mögliche Panikattacken zu vermeiden, schränken viele Betroffene ihr Leben zunehmend ein. Sie meiden Orte oder Situationen, in denen sie bereits Panikattacken erlebt haben oder wo eine Flucht schwierig wäre.
Dies kann bedeuten, nicht mehr allein Auto zu fahren, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden, keine Aufzüge zu benutzen oder größere Menschenmengen zu umgehen. Dieses Vermeidungsverhalten gibt zwar kurzfristig ein Gefühl der Sicherheit, verstärkt aber langfristig die Angststörung und führt zu immer größeren Einschränkungen im Alltag. Im schlimmsten Fall entwickelt sich so zusätzlich zur Panikstörung noch eine Agoraphobie.
Das Tückische am Vermeidungsverhalten ist nämlich, dass Ihr Gehirn jedes Mal, wenn Sie einer gefürchteten Situation ausweichen, eine Belohnung in Form von Erleichterung erfährt. Diese unmittelbare Erleichterung verstärkt die Vermeidung, auch wenn sie langfristig schädlich ist. Es entsteht eine Art „emotionales Gedächtnis“, das die Vermeidungsstrategie als erfolgreiche Lösung speichert. Für eine wirksame Behandlung ist es daher entscheidend, diesen Kreislauf zu durchbrechen und dem Gehirn neue, positive Erfahrungen mit den gefürchteten Situationen zu ermöglichen.
Soziale und berufliche Folgen der Panikstörung
Die ständige Angst vor Panikattacken und das daraus resultierende Vermeidungsverhalten können erhebliche Auswirkungen auf Ihr Sozial- und Berufsleben haben.
Vielleicht lehnen Sie Einladungen zu sozialen Ereignissen ab, weil Sie befürchten, dort eine Panikattacke zu erleiden. Berufliche Meetings, Dienstreisen oder neue Herausforderungen werden möglicherweise zur Belastung.
Dies kann zu sozialer Isolation führen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Auch die Arbeitsleistung kann leiden, wenn die Angst im Vordergrund steht und Konzentration sowie Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.
Die soziale Isolation ist besonders problematisch, da soziale Verbindungen nachweislich eine schützende Wirkung gegen Angstsymptome haben. Unterstützende soziale Kontakte fördern die Ausschüttung von Oxytocin – einem Hormon, das beruhigend wirkt und Stresshormone wie Cortisol reduzieren kann. Der Rückzug aus sozialen Kontakten beraubt Betroffene also eines natürlichen Heilungsmechanismus.
Auswirkungen auf Beziehungen und Familie
Unter einer Panikstörung leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern oft auch auf Partner, Freunde und Familienangehörige. Wurde man vom einem nahestehenden Angstpatienten nämlich erstmal zur „sicheren“ Personen bestimmt, kann es sein, dass gewisse Aktivitäten nur noch in Begleitung eben dieser Person stattfinden können. Dadurch werden Abhängigkeiten geschaffen, die für beide Seiten belastend sein können.
Dennoch können verständnisvolle Partner und Familienmitglieder eine wichtige Unterstützung im Genesungsprozess sein – vorausgesetzt, sie wissen, wie sie helfen können, ohne das Vermeidungsverhalten ungewollt zu verstärken.
Es ist wichtig, dass Angehörige verstehen, wie sie am besten unterstützen können, ohne in die Rolle eines „Beschützers“ oder „Co-Therapeuten“ zu rutschen. Die Balance zwischen verständnisvoller Unterstützung und dem Ermutigen zu selbstständigem Handeln ist oft entscheidend, um diese belastende Angststörung Schritt für Schritt zu überwinden.
Begleitsymptome und Folgeerkrankungen
Wenn eine Panikstörung länger besteht, können sich weitere psychische Probleme entwickeln. Etwa 50% der Betroffenen entwickeln depressive Symptome, da die ständige Angst und Einschränkung zu Hoffnungslosigkeit führen können.
Manche Menschen greifen zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln, um ihre Angstsymptome zu lindern, was das Risiko für Abhängigkeitserkrankungen erhöht.
Auch körperliche Folgen sind möglich: Chronischer Stress durch ständige Alarmbereitschaft kann das Immunsystem schwächen und zu einem erhöhten Risiko für andere Erkrankungen führen.
Selbsttest: Ist das noch normale Angst oder schon eine Panikstörung?
Nicht jede Angstreaktion ist gleich eine Panikstörung. Mit diesem kurzen Selbsttest können Sie einschätzen, ob Ihre Symptome auf eine Panikstörung hindeuten könnten.
Fragen zur Selbsteinschätzung
Beantworten Sie die folgenden Fragen mit „Ja“ oder „Nein“:
- Haben Sie schon mindestens zweimal plötzliche intensive Angstattacken erlebt, die ohne erkennbaren Auslöser auftraten?
- Erreichten diese Attacken innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt?
- Traten bei diesen Attacken mindestens vier der folgenden Symptome auf:
- Herzrasen oder Herzklopfen
- Schwitzen
- Zittern
- Atemnot oder Erstickungsgefühle
- Engegefühl in der Brust
- Übelkeit oder Bauchbeschwerden
- Schwindel oder Benommenheit
- Gefühl der Unwirklichkeit
- Angst, die Kontrolle zu verlieren oder „verrückt zu werden“
- Todesangst
- Kribbeln oder Taubheitsgefühle
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Haben Sie nach einer solchen Attacke mindestens einen Monat lang ständig Sorge vor weiteren Attacken gehabt?
- Haben Sie Ihr Verhalten aufgrund dieser Attacken verändert (z.B. bestimmte Orte meiden)?
Auswertung Ihres Selbsttests
Wenn Sie die Fragen 1, 2, 3 und entweder 4 oder 5 mit „Ja“ beantwortet haben, könnten Sie an einer Panikstörung leiden. Dies ist jedoch kein professionelles Diagnoseinstrument, sondern nur eine erste Orientierung. Eine endgültige Diagnose kann nur ein Facharzt oder Psychotherapeut stellen.
Denken Sie daran: Eine frühzeitige Behandlung kann verhindern, dass sich die Symptome verschlimmern und weitere Folgeprobleme entstehen.
Dieser Selbsttest orientiert sich an den diagnostischen Kriterien für Panikstörungen, wie sie in den internationalen Klassifikationssystemen ICD-11 und DSM-5 definiert sind. Er dient einer ersten Einschätzung, ersetzt aber nicht die professionelle Diagnose. Die gute Nachricht ist: Je früher Sie Hilfe suchen, desto besser sind die Heilungschancen!
Wann sollten Sie unbedingt professionelle Hilfe suchen?
In bestimmten Situationen ist es besonders wichtig, zeitnah professionelle Unterstützung zu suchen:
- Wenn die Panikattacken sehr häufig auftreten (mehrmals pro Woche)
- Wenn die Angst Ihren Alltag deutlich einschränkt
- Wenn Sie beginnen, viele Situationen zu vermeiden
- Wenn Sie zu Alkohol oder Medikamenten greifen, um mit der Angst umzugehen
- Wenn zusätzlich depressive Symptome auftreten
- Wenn Suizidgedanken vorhanden sind
In solchen Fällen wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Hausarzt, einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Hilfe ist möglich!
Es ist wichtig zu wissen, dass die Erstbehandlung nicht immer optimal verläuft. Viele Betroffene erhalten zunächst nur Beruhigungsmittel oder werden nicht richtig diagnostiziert. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Suchen Sie gegebenenfalls einen Spezialisten für Angststörungen, der Erfahrung mit der Behandlung von Panikstörungen hat.
Kurzer Überblick: Ursachen und Therapiemöglichkeiten
Ursachen der Panikstörung im Überblick
Die Entstehung einer Panikstörung ist meist komplex und auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Genetische Veranlagung spielt eine Rolle – das Risiko ist höher, wenn nahe Verwandte betroffen sind.
Auch die Persönlichkeitsstruktur kann beeinflussen, wie empfindlich jemand auf Stresssituationen reagiert. Langanhaltender Stress, traumatische Erlebnisse oder einschneidende Lebensereignisse können ebenfalls Auslöser sein.
Neurobiologisch betrachtet liegt eine Überempfindlichkeit des Angstsystems im Gehirn vor, insbesondere in Bereichen wie der Amygdala, die für die Verarbeitung von Angstreizen zuständig ist.
Aktuelle Forschungen zeigen, dass das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen bei Panikstörungen verändert ist. Die Amygdala (unser „Angstzentrum“) reagiert übermäßig stark, während gleichzeitig die hemmende Kontrolle durch den präfrontalen Cortex (unser „Vernunftzentrum“) geschwächt sein kann. Diese neurobiologischen Veränderungen erklären, warum rationale Überlegungen während einer Panikattacke oft wirkungslos bleiben – die emotionale Reaktion ist in diesem Moment stärker als die Vernunft.
Eine ausführliche Erklärung der verschiedenen Ursachen und Auslösefaktoren von Panikstörungen finden Sie in unserem Blogartikel „Panikstörung: Ursachen und Auslöser dieser Angsterkrankung“.
Wirkungsvolle Therapieansätze im Kurzüberblick
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist die übliche Behandlungsmethode für Panikstörungen. Sie soll helfen, die Angst besser zu verstehen und die Gedanken, bzw. Verhaltensweisen zu verändern.
Auch mit der Hypnotherapie und der Akzeptanz-und-Commitment-Therapie (ACT) werden nachweislich gute Ergebnisse erzielt. Zudem gibt es spannende neue Therapieansätze, bei denen gezielt die Neuroplastizität des Gehirns angeregt wird, um Angst und Panik auf neuronaler Ebene regelrecht zu verlernen.
Am Institut für moderne Psychotherapie haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, verschiedene Elemente aller aufgeführten Therapiemethoden miteinander zu kombinieren. Wer mehr über unseren Ansatz erfahren will, dem empfehlen wir den Artikel: Studien zur Bernhardt-Methode.
Einen detaillierten Überblick über alle bewährten Therapiemethoden bei Panikstörungen finden Sie zudem in unserem Blogartikel „Panikstörung: Therapie & Behandlung dieser Angsterkrankung“.
Zusammenfassung: Das Wichtigste zur Panikstörung
Symptome: Panikattacken äußern sich durch intensive körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Atemnot und Schwindel, begleitet von überwältigender Angst und dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder sogar zu sterben. Diese Symptome treten oft ohne erkennbaren Auslöser auf und erreichen innerhalb von Minuten ihren Höhepunkt.
Erwartungsangst: Die ständige Sorge vor der nächsten Panikattacke führt oft zu einem Teufelskreis aus Angst, Vermeidungsverhalten und zunehmenden Einschränkungen im Alltag. Diese „Angst vor der Angst“ kann langfristig belastender sein als die eigentlichen Panikattacken.
Auswirkungen: Unbehandelt kann eine Panikstörung zu erheblichen Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben führen und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Suchtprobleme erhöhen. Die Lebensqualität wird durch ständige Anspannung und Vermeidungsverhalten deutlich reduziert.
Behandlungsmöglichkeiten: Mit professioneller Hilfe, wie z.B. der kognitiven Verhaltenstherapie, der Akzeptanz-Commitent-Therapie oder der Bernhardt-Methode lassen sich Panikstörungen sehr gut behandeln. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Auch wenn eine Panikstörung sehr belastend ist – Sie müssen nicht damit leben. Mit der richtigen Unterstützung können Sie lernen, Ihre Ängste zu bewältigen und wieder ein erfülltes Leben zu führen.
Häufige Fragen zur Panikstörung
Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Panikstörung.
Eine Panikattacke ist ein einzelnes Ereignis – ein plötzlicher Anfall intensiver Angst mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot und Schwindel. Panikattacken können jeden Menschen treffen, auch ohne dass eine psychische Erkrankung vorliegt.
Eine Panikstörung hingegen liegt vor, wenn innerhalb eines Monats wiederholt Panikattacken auftreten, zusätzlich anhaltende Sorgen vor weiteren Attacken bestehen und/oder Betroffene ihr Verhalten aufgrund der Attacken deutlich verändert haben (Vermeidungsverhalten). Die Panikstörung ist also eine diagnostizierbare Angsterkrankung, während eine einzelne Panikattacke ein Symptom sein kann, das bei verschiedenen Bedingungen auftritt.
Nein, obwohl sich Panikattacken extrem bedrohlich anfühlen können, sind sie körperlich nicht gefährlich. Keine Panikattacke hat jemals zu einem Herzinfarkt, Ersticken oder Tod geführt – auch wenn die Betroffenen diese Ängste während des Anfalls intensiv erleben.
Was wir heute aus der Hirnforschung wissen: Bei einer Panikattacke wird das Angstzentrum im Gehirn (die Amygdala) überaktiv und sendet Alarmsignale an den Körper, ohne dass eine reale Gefahr besteht. Es handelt sich um eine Fehlinterpretation von Körpersignalen durch das Gehirn.
Obwohl Panikattacken nicht körperlich gefährlich sind, können sie sehr belastend sein und sollten behandelt werden, wenn sie wiederholt auftreten.
Eine typische Panikattacke erreicht innerhalb von etwa 10 Minuten ihren Höhepunkt und klingt dann allmählich wieder ab. Die meisten Attacken dauern insgesamt zwischen 20 und 30 Minuten. Nur selten hält eine Panikattacke länger als eine Stunde an.
Wichtig zu wissen: Der Körper kann einen Zustand extremer Angst physiologisch nicht über längere Zeit aufrechterhalten. Das sympathische Nervensystem, das die körperlichen Angstsymptome erzeugt, wird irgendwann vom parasympathischen Nervensystem (dem „Beruhigungssystem“) ausgebremst. Sie können also sicher sein: Jede Panikattacke geht vorüber!
Ein verbreiteter Irrtum ist, dass man während einer Panikattacke ohnmächtig werden könnte. Tatsächlich ist das sehr unwahrscheinlich. Bei einer Panikattacke steigen Ihr Blutdruck und Ihre Herzfrequenz an – was die Durchblutung des Gehirns eigentlich verbessert.
Ohnmacht entsteht typischerweise durch einen plötzlichen Blutdruckabfall, nicht durch den Blutdruckanstieg, der bei Panikattacken auftritt. Die Hyperventilation während einer Panikattacke kann zwar Schwindel verursachen, führt aber in der Regel nicht zur Bewusstlosigkeit.
Die Angst vor Ohnmacht ist Teil der Panikstörung selbst – eine Furcht, die viel häufiger vorkommt als das tatsächliche Ereignis.
Ja, Panikstörungen können in jedem Alter auftreten, auch bei Kindern und Jugendlichen. Allerdings zeigen sich die Symptome bei jüngeren Menschen manchmal anders als bei Erwachsenen. Kinder können ihre Angstsymptome oft nicht so gut beschreiben und klagen stattdessen über körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfweh oder Schwindel.
Bei Kindern und Jugendlichen mit unerklärlichen körperlichen Beschwerden, Schulvermeidung oder plötzlichen Verhaltensänderungen sollte neben einer möglichen Angststörung auch an PANS oder PANDAS gedacht werden. Bei dieser weitgehend unbekannten Erkrankung treten die Ängste, aber auch Zwänge und seltsame Tics ganz plötzlich und scheinbar ohne Grund auf. Hintergrund ist in diesem Fall eine virale oder bakterielle Entzündung des Gehirns, z.B. nach einer Streptokokken-Infektion.
Atemtechniken sind ein wirksames Werkzeug zur Bewältigung von Panikattacken. Bei einer Panikattacke neigen viele Menschen zu schnellem, flachem Atmen (Hyperventilation), was die körperlichen Symptome verstärkt. Bewusstes, langsames Atmen kann diesen Teufelskreis durchbrechen.
Häufig wird Betroffenen die 4-7-8-Technik empfohlen, die wie folgt geht: 4 Sekunden langsam durch die Nase einatmen, 7 Sekunden den Atem halten, 8 Sekunden langsam durch den Mund ausatmen. Diese Technik aktiviert das parasympathische Nervensystem – unseren körpereigenen "Beruhigungsschalter".
Die Forschung zeigt, dass genetische Faktoren bei der Entstehung von Panikstörungen eine Rolle spielen. Das Risiko ist erhöht, wenn nahe Verwandte (Eltern, Geschwister) an einer Panikstörung leiden. Studien mit eineiigen und zweieiigen Zwillingen bestätigen diese genetische Komponente.
Wichtig zu verstehen: Es wird nicht die Panikstörung selbst vererbt, sondern eher eine allgemeine Anfälligkeit für Angststörungen – eine erhöhte Sensibilität des Angstsystems im Gehirn. Ob sich tatsächlich eine Panikstörung entwickelt, hängt von vielen weiteren Faktoren ab, darunter Lebenserfahrungen, Stressbelastung und erlernten Bewältigungsstrategien.
Die gute Nachricht: Selbst bei genetischer Veranlagung ist eine Panikstörung, kein unausweichliches Schicksal. Mit den richtigen Strategien können auch Menschen mit familiärer Vorbelastung ein angstfreies Leben führen.
Diese Frage beschäftigt viele Betroffene, da die Symptome tatsächlich Ähnlichkeiten aufweisen können. Hier die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale:
Panikattacke | Herzinfarkt |
Entwickelt sich sehr schnell, erreicht innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt | Kann sich allmählich entwickeln oder plötzlich einsetzen |
Herzrasen (schneller Herzschlag) | Oft unregelmäßiger Herzschlag |
Schmerzen wandern oder sind diffus im Brustbereich | Anhaltender Druck oder Schmerz, oft mit Ausstrahlung in linken Arm, Kiefer oder Rücken |
Atemnot durch Hyperventilation bessert sich durch bewusstes, langsames Atmen | Atemnot bessert sich nicht durch Atemtechniken |
Begleitet von intensiven Angstgefühlen, Todesangst, Unwirklichkeitsgefühlen | Begleitet von Schwäche, Übelkeit, Schwitzen, oft ohne akute Angstgefühle |
Klingt innerhalb von 20–30 Minuten ab | Symptome bleiben bestehen oder verschlimmern sich |
Im Zweifelsfall, besonders beim ersten Auftreten solcher Symptome, sollten Sie immer ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn ein Herzinfarkt ausgeschlossen wurde und die Symptome wiederkehren, deutet dies eher auf Panikattacken hin.
In einigen Fällen können Panikattacken von selbst nachlassen, besonders wenn sie durch vorübergehende Stressfaktoren ausgelöst wurden. Eine vollständig entwickelte Panikstörung mit Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten verschwindet jedoch selten ohne Behandlung.
Ohne gezielte Intervention verstärkt sich der Teufelskreis aus Angst, Vermeidung und erneuten Panikattacken oft noch. Die gute Nachricht ist: Mit professioneller Hilfe lassen sich Panikstörungen in den meisten Fällen sehr erfolgreich behandeln.
Je früher Sie Hilfe suchen, desto besser sind die Behandlungsaussichten und desto schneller können Sie zu einem angstfreien Leben zurückfinden.
Bei der Behandlung von Panikstörungen können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen:
- Antidepressiva: Besonders selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Escitalopram oder Sertralin sind erste Wahl bei der medikamentösen Behandlung. Sie wirken angstlösend und stimmungsaufhellend, indem sie den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen. Die Wirkung tritt meist erst nach 2-4 Wochen ein.
- Benzodiazepine: Diese Beruhigungsmittel (z.B. Lorazepam) wirken sehr schnell angstlösend, können aber abhängig machen. Sie sollten daher nur kurzzeitig und unter strenger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden – zum Beispiel in akuten Krisensituationen.
- Betablocker: Diese Medikamente (z.B. Propranolol) können körperliche Angstsymptome wie Herzrasen oder Zittern dämpfen, behandeln aber nicht die zugrundeliegende Angst.
Wichtig zu wissen: Medikamente allein sind selten die Lösung. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn Medikamente begleitend zur Psychotherapie eingesetzt werden – als „Starthilfe“, um den Einstieg in die Therapie zu erleichtern.
Ausführliche Informationen zur medikamentösen Behandlung einer Panikstörung finden Sie in unserem Artikel „Panikstörung: Welche Medikamente und Naturheilmittel können helfen?“
Als Angehöriger können Sie einen wichtigen Beitrag zur Genesung leisten:
- Informieren Sie sich über Panikstörungen, um die Erfahrungen Ihres Angehörigen besser zu verstehen. Dieser Artikel ist ein guter Anfang!
- Hören Sie zu und nehmen Sie ernst, was Betroffene empfinden. Auch wenn die Ängste für Sie irrational erscheinen – für Menschen mit einer Panikstörung fühlen sich alle Angstsymptome absolut real an.
- Vermeiden Sie gut gemeinte, aber kontraproduktive Ratschläge wie „Reiß dich zusammen“ oder „Du musst dich nur entspannen“. Dies verstärkt nur Schuldgefühle und Hilflosigkeit.
- Bestärken Sie den Betroffenen darin, professionelle Hilfe zu suchen und begleiten Sie ihn bei Bedarf zu Terminen.
- Fördern Sie Selbstständigkeit, anstatt alle angstauslösenden Situationen zu übernehmen. Unterstützen Sie kleine Schritte zur Überwindung der Angst, ohne zu drängen.
- Achten Sie auch auf Ihr eigenes Wohlbefinden und setzen Sie gesunde Grenzen. Sie können am besten helfen, wenn Sie selbst stabil sind.
- Loben Sie Fortschritte, egal wie klein sie erscheinen mögen. Jeder kleine Schritt in Richtung Angstbewältigung verdient Anerkennung.
- Sollten Betroffene den Gang zum Therapeuten meiden oder sind die Wartezeiten für einen Therapieplatz zu lang, ermutigen Sie sie zu einer Online-Therapie. Mit videobasierten Selbsthilfe-Programmen wie z.B. unserem Kurs „Endlich angstfrei!“, haben es schon tausende ehemaliger Angstpatienten geschafft, ihre Angststörung zu überwinden. Weitere Informationen finden Sie oben auf der Seite unter dem orangen Button „Selbsthilfe jetzt starten“.
Ja, regelmäßige körperliche Aktivität hat sich als wirksame Unterstützung bei der Behandlung von Panikstörungen erwiesen. Sport wirkt auf mehreren Ebenen:
- Physiologisch: Körperliche Aktivität baut Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ab, die bei Panikstörungen oft chronisch erhöht sind. Gleichzeitig werden stimmungsaufhellende Endorphine freigesetzt.
- Neurologisch: Regelmäßiger Sport führt zur Ausschüttung von BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), einem Protein, das die Bildung neuer Nervenzellen fördert und die neuronalen Verbindungen stärkt – ein wichtiger Faktor bei der Überwindung von Angstmustern.
- Psychologisch: Sport stärkt das Selbstvertrauen und vermittelt ein Gefühl der Kontrolle über den eigenen Körper. Zudem bietet er eine gesunde Ablenkung von ängstlichen Gedanken.
- Konfrontativ: Durch Sport erleben Sie bewusst körperliche Empfindungen wie erhöhte Herzfrequenz oder schnellere Atmung – ähnlich wie bei einer Panikattacke, aber in einem positiven Kontext. Dies kann helfen, diese Körperreaktionen neu zu bewerten.
Besonders geeignet sind Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren, idealerweise 3–5 Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten. Aber auch Yoga oder Tai-Chi mit ihrem Fokus auf bewusste Atmung können sehr hilfreich sein.
Psychotherapie gilt als die wirksamste Behandlungsmethode für Panikstörungen. Die Erfolgsraten sind beeindruckend:
- Etwa 70–90% der Patienten erleben eine deutliche Besserung der Symptome nach einer abgeschlossenen Therapie.
- Bei rund zwei Dritteln der Betroffenen gehen die Panikattacken vollständig zurück.
- Die Rückfallraten sind deutlich niedriger als bei ausschließlich medikamentöser Behandlung.
Die Wirksamkeit der Therapie beruht auf verschiedenen Bausteinen:
- Psychoedukation: Verstehen, wie Panikattacken entstehen und warum sie nicht gefährlich sind
- Kognitive Umstrukturierung: Erkennen und Verändern angstverstärkender Gedanken
- Exposition: Schrittweise Konfrontation mit gefürchteten Körperempfindungen und Situationen
- Achtsamkeitstechniken: Erlernen eines neuen, akzeptierenden Umgangs mit Körperempfindungen
- Stressbewältigungsstrategien: Verbesserung des allgemeinen Umgangs mit Belastungen
Klassische Therapieformen umfassen typischerweise 15–25 Sitzungen, bei komplexeren Fällen auch mehr. Die ersten Verbesserungen zeigen sich oft schon nach wenigen Wochen, die volle Wirkung entfaltet sich aber meist über mehrere Monate.
Schneller geht es mit der am Institut für moderne Psychotherapie entwickelten Kombinationstherapie, die mittlerweile weltweit unter dem Begriff „Bernhardt-Methode“ bekannt ist. Hier reichen in der Regel 4 bis 8 Sitzungen im Abstand von jeweils ein bis zwei Wochen, wobei sich erste Verbesserungen schon nach den ersten beiden Sitzungen zeigen. Dies ist maßgeblich auf neue, neurowissenschaftlich basierte Angst-Stopp-Techniken wie z.B. die Handschuh-Technik oder die Pitching-Technik zurückzuführen. Hierbei werden die individuellen Angstmuster der Betroffenen analysiert und gezielt unterbrochen, um die Kettenreaktion der Angst auf neuronaler Ebene zu stoppen.
Ja, was wir essen und trinken kann tatsächlich einen Einfluss auf Angstsymptome und Panikattacken haben. Folgende Zusammenhänge sind wissenschaftlich belegt:
- Koffein: Kaffee, schwarzer Tee, Energy-Drinks und Cola können die Symptome einer Panikstörung verstärken. Koffein stimuliert das zentrale Nervensystem und kann Herzrasen, Zittern und innere Unruhe – typische Symptome einer Panikattacke – auslösen oder verstärken.
- Zucker und raffinierte Kohlenhydrate: Schnelle Blutzuckerschwankungen können Angstsymptome imitieren oder verstärken. Ein rascher Abfall des Blutzuckerspiegels kann zu Zittern, Schwindel und Herzrasen führen – Empfindungen, die eine Panikattacke auslösen können.
- Alkohol: Obwohl Alkohol kurzfristig entspannend wirken kann, verschlechtert er langfristig die Angstsymptomatik. Der "Rebound-Effekt" beim Nachlassen der Alkoholwirkung kann Angst und Panikgefühle sogar verstärken.
- Omega-3-Fettsäuren: Ein Mangel an diesen essentiellen Fettsäuren, die vorwiegend in fettem Fisch vorkommen, wurde mit einem erhöhten Risiko für Angststörungen in Verbindung gebracht.
- Magnesium: Dieses Mineral wirkt entspannend auf das Nervensystem. Ein Mangel kann zu erhöhter Reizbarkeit und Anspannung führen.
Eine ausgewogene Ernährung mit regelmäßigen Mahlzeiten, reichlich Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunden Fetten und ausreichend Protein kann zur Stabilisierung der Stimmung und Verringerung von Angstsymptomen beitragen.
In den meisten Fällen kann eine Panikstörung ambulant gut behandelt werden. Es gibt jedoch Situationen, in denen eine stationäre Therapie in einer Klinik oder Tagesklinik sinnvoll sein kann:
- Wenn die Panikstörung sehr schwer ausgeprägt ist und den Alltag massiv beeinträchtigt
- Wenn eine ausgeprägte Agoraphobie vorliegt, die das Haus verlassen nahezu unmöglich macht
- Wenn zusätzliche psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Suchtprobleme bestehen
- Nach mehreren erfolglosen ambulanten Therapieversuchen
- Bei akuter Suizidgefahr oder selbstschädigendem Verhalten
- Wenn das häusliche Umfeld die Therapie erschwert oder unmöglich macht
- Wenn eine intensivere Betreuung gewünscht oder notwendig ist
Die Vorteile einer stationären Behandlung liegen in der intensiveren Betreuung, dem strukturierten Tagesablauf und der Möglichkeit, sich voll auf die Therapie zu konzentrieren. In einer spezialisierten Klinik können verschiedene Therapieansätze kombiniert werden:
- Einzel- und Gruppentherapie
- Körperorientierte Verfahren
- Entspannungstechniken
- Bei Bedarf medikamentöse Einstellung
- Soziales Kompetenztraining
- Kreativtherapien
Eine stationäre Behandlung dauert in der Regel 3–8 Wochen und wird von der Krankenkasse übernommen, wenn sie medizinisch notwendig ist. Die Überweisung erfolgt durch den behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten.
Disclaimer / Haftungsausschluss
Dieser Artikel soll Sie umfassend informieren und Ihnen neue Perspektiven eröffnen. Er ergänzt, aber ersetzt nicht die individuelle Diagnose oder Behandlung durch medizinisches Fachpersonal. Bei gesundheitlichen Fragen: Holen Sie sich professionelle Hilfe – und nutzen Sie unsere Tipps als kraftvolle Unterstützung.
Wissenschaftliche Studien zum Thema Panikstörung
- American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). American Psychiatric Publishing. Inhalt: Enthält die offiziellen DSM-5-Kriterien für Panikstörungen, einschließlich detaillierter Beschreibungen der körperlichen und psychischen Symptome von Panikattacken.
- Locke, A., Kirst, N., & Shultz, C. (2015). Diagnosis and management of generalized anxiety disorder and panic disorder in adults. American Family Physician, 91(9), 617–624. Inhalt: Praxisorientierte Darstellung der Leitsymptome und Differenzialdiagnostik von Panikstörungen in der Primärversorgung.
- Bernhardt, K. (2017). Panikattacken und andere Angststörungen loswerden: Wie die Hirnforschung hilft, Angst und Panik für immer zu besiegen. München: Ariston Verlag. Inhalt: Umfassende Methodensammlung neurowissenschaftlicher Ansätze zur medikamentenfreien Behandlung von Angststörungen und Panikattacken.
- National Institute of Mental Health. (2022). Panic disorder: When fear overwhelms. U.S. Department of Health and Human Services. Inhalt: Übersicht zu kardiorespiratorischen, neurologischen und psychopathologischen Symptomen von Panikattacken.
- Preti, A. et al. (2024). Biobehavioral approach to distinguishing panic symptoms from medical illness. Frontiers in Psychiatry, 15, 1296569. Inhalt: Differenzial-diagnostische Analyse häufiger Paniksymptome wie Brustschmerzen und Dyspnoe im Vergleich zu somatischen Erkrankungen.