Eine Panikstörung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen Faktoren, psychologischen Mechanismen und belastenden Lebensereignissen. Die Erkrankung zeigt sich durch wiederkehrende, intensive Angstattacken, die von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwindel und Atemnot begleitet werden. Dieser Artikel beleuchtet die tiefgreifenden Ursachen von Panikstörungen und gibt Betroffenen wertvolle Einblicke in die Entstehungsmechanismen ihrer Angst.
Alle Themen im Überblick
Symptome der Panikstörung – Ein kurzer Überblick
Bei einer Panikstörung erleben Betroffene plötzlich auftretende, intensive Angstattacken mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen, Zittern, Atemnot und Schwindel. Häufig kommen Todesangst, Derealisations– oder Depersonalisationsgefühle hinzu. Diese Attacken entstehen scheinbar ohne erkennbaren Anlass und können zu einer ständigen Angst vor der nächsten Panikattacke führen (Erwartungsangst). Weitere Symptome und Anzeichen dieser Angststörung finden Sie in unserem ausführlichen Artikel: Panikstörung: Alle Symptome und Anzeichen dieser Angsterkrankung.
Die vier häufigsten Ursachen einer Panikstörung
Selten entstehen Panikstörungen nur durch einen einzelnen Faktor. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel aus vier wesentlichen Bereichen:
- Auslösende Ereignisse: Belastende Lebenssituationen oder körperliche Reaktionen, die die erste Panikattacke triggern
- Biologische Grundlagen: Körperliche und neurobiologische Prozesse, die die Angstbereitschaft erhöhen
- Psychologische Faktoren: Denkmuster und Verhaltensmechanismen, die die Angst aufrechterhalten
- Umweltfaktoren: Äußere Einflüsse, die zur Entstehung beitragen
Diese vier Bereiche stehen in ständiger Wechselwirkung miteinander. Ein langfristiger Therapieerfolg beruht deshalb maßgeblich darauf, alle Ursachen einer Panikstörung zu entlarven und die nötigen Veränderungen einzuleiten, um wiederkehrenden Panikattacken buchstäblich den Nährboden zu entziehen.
Auslösende Ereignisse – Wodurch die erste Panikattacke entsteht
Missachtete Warnsignale – Der stille Hilferuf Ihres Körpers
Nach meiner Erfahrung aus über 12 Jahren Praxisarbeit als Angsttherapeut sind verdrängte oder missachtete Warnsignale die Hauptursache für das erstmalige Auftreten einer Panikattacke. Stellen Sie sich Ihren Körper wie ein Fahrzeug vor, dessen Warnleuchten Sie lange ignoriert haben. Irgendwann kommt es zum kompletten Systemausfall – der Panikattacke.
Ihr Körper sendet Ihnen möglicherweise seit Monaten Hinweise wie:
- Anhaltende Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf
- Ungewöhnliche Reizbarkeit bei Kleinigkeiten
- Hartnäckige Verspannungen, besonders im Nacken und Schulterbereich
- Verdauungsbeschwerden ohne erkennbare Ursache
- Ein- oder Durchschlafprobleme, selbst wenn Sie erschöpft sind
Diese Signale sind wie Freunde, die an Ihre Tür klopfen, um Sie zu warnen. Wenn Sie nicht öffnen, werden die Klopfzeichen immer dringlicher, bis die Tür schließlich eingetreten wird – in Form einer Panikattacke.
Die erste unerwartete Panikattacke – Der Startschuss
Der Moment der ersten Panikattacke prägt sich tief ein und wird oft zum Ausgangspunkt der Störung. Besonders einschneidend ist es, wenn diese erste Attacke an einem Ort auftritt, an dem Sie sich „gefangen“ fühlen:
- In einem vollen Supermarkt zwischen den Regalen
- Im Stau auf der Autobahn
- In einem Flugzeug während des Fluges
- In einem überfüllten Fahrstuhl
- Während eines wichtigen Meetings, das Sie nicht verlassen können
Diese Situation wird in Ihrem Gedächtnis mit intensiver Angst verknüpft – ähnlich wie bei einem Kind, das einmal von einem Hund erschreckt wurde und fortan alle Hunde fürchtet.
Körperliche Trigger – Wenn der Körper Alarm schlägt
Manchmal lösen körperliche Faktoren die erste Panikattacke aus, indem sie Symptome hervorrufen, die einer Panikattacke ähneln:
- Eine unentdeckte Herzrhythmusstörung verursacht plötzliches Herzrasen
- Das Roemheld-Syndrom: Magenblähungen drücken über das Zwerchfell aufs Herz und erzeugt Herzbeschwerden, Druck auf der Brust sowie weitere Symptome, die einer Panikattacke ähneln
- Eine stressbedingte, vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion beschleunigt den Herzschlag, sorgt für Schwindelgefühle und innere Unruhe
- Die Nebenwirkung eines Medikaments führt zu Schwindel oder Benommenheit, Hitzewallungen sowie Kribbelgefühlen in Armen und Beinen
- Nach dem Genuss von Kaffee oder Energy-Drinks tritt verstärktes Herzklopfen auf
Diese körperlichen Reaktionen sind wie ein falscher Feueralarm in einem Gebäude. Es brennt nicht wirklich, aber der Alarm löst echte Panik aus, und diese Panik kann sich verselbstständigen.
Konditionierung und Generalisierung – Wie sich die Angst ausbreitet
Nach der ersten Panikattacke kann sich die Angst durch zwei lernpsychologische Prinzipien ausweiten:
Konditionierung: Ihr Gehirn verknüpft den Ort oder die Situation der ersten Panikattacke mit Gefahr. Dies ist wie ein defekter Brandmelder, der einmal durch einen tatsächlichen Brand ausgelöst wurde und nun jedes Mal losgeht, wenn Sie in der Küche kochen.
Generalisierung: Die Angst weitet sich auf ähnliche Situationen aus. War die erste Attacke im Supermarkt, können bald alle Geschäfte, dann Menschenansammlungen und schließlich alle öffentlichen Orte Angst auslösen. Oft steckt dahinter Hypervigilanz, ein Zustand, in dem Ihr Nervensystem auf Daueralarm geschaltet ist und nach möglichen Gefahrenquellen sucht.
Diese Prozesse sind völlig normal und Teil unseres Überlebenssystems, das uns vor Gefahren schützen soll. Bei einer Panikstörung läuft dieses System jedoch zu lange auf Hochtouren, z.B. weil Betroffene ohnehin eine ängstliche Persönlichkeitsstruktur haben. Dadurch werden dann immer mehr harmlose Situationen als gefährlich kategorisiert und es entsteht mehr und mehr ein Teufelskreis der Angst.
Biologische Grundlagen – Die körperliche Seite der Angst
Das Angstsystem – Unser evolutionäres Erbe
Unser Angstsystem ist wie ein uralter Sicherheitsmechanismus, der uns vor Gefahren schützen soll. Stellen Sie sich einen Rauchmelder vor, der einst Leben rettete, wenn er bei einem Brand alarmierte. Doch bei einer Panikstörung ist dieser Rauchmelder überempfindlich eingestellt und schlägt schon bei kleinsten Rauchspuren oder sogar bei Wasserdampf aus der Dusche Alarm.
Die Amygdala, unser „Angstzentrum“ im Gehirn, funktioniert bei Menschen mit Panikstörungen übermäßig aktiv. Während sie bei anderen Menschen nur bei echten Gefahren Alarm schlägt, reagiert sie bei Ihnen vielleicht schon auf harmlose körperliche Veränderungen wie:
- Eine leichte Beschleunigung des Herzschlags nach dem Treppensteigen
- Ein kurzes Schwindelgefühl beim schnellen Aufstehen
- Ein Engegefühl in der Brust nach einem schweren Essen
Der präfrontale Cortex, der Teil Ihres Gehirns, der normalerweise „Entwarnung“ geben könnte, hat bei Menschen mit Panikstörungen oft Schwierigkeiten, die übereifrige Amygdala zu beruhigen. Es ist, als ob der besonnene Abteilungsleiter immer wieder vom panischen Sicherheitsbeauftragten überstimmt wird.
Die Biochemie der Angst – Der Tanz der Botenstoffe
Bei einer Panikstörung gerät das feine Gleichgewicht der Neurotransmitter – der chemischen Botenstoffe im Gehirn – aus der Balance. Dies lässt sich mit einem Orchester vergleichen, in dem einige Instrumente zu laut und andere zu leise spielen:
Serotonin – Die erste Geige des emotionalen Gleichgewichts
Serotonin spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation von Stimmung, Angst, Schlaf und Appetit. Bei Menschen mit Depressionen oder auch einer Panikstörung wurde lange Zeit vermutet, dass ein Mangel an Serotonin vorliegt. Belegen ließ sich diese „Serotonin-Hypothese“ jedoch bislang nicht. Deshalb geht heute davon aus, dass die Auslöser multifaktoriell sind und somit auch bei den Neurotransmittern das Zusammenspiel aller Beteiligten darüber entscheidet, wie man sich fühlt.
GABA – Die beruhigende Bratsche
GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Gehirn. Es wirkt wie eine natürliche Bremse für übermäßige neuronale Aktivität. Ist der GABA-Spiegel zu niedrig, fehlt diese beruhigende Wirkung – die Folge: Nervosität, Muskelverspannung und Panikattacken. Benzodiazepine wirken angstlösend, indem sie die GABA-Wirkung verstärken.
Adrenalin – Die Paukenschläge der Alarmbereitschaft
Adrenalin (Epinephrin) ist Teil des sympathischen Nervensystems und wird in Stresssituationen freigesetzt. Es sorgt für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion: Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, die Muskeln spannen sich an, die Wahrnehmung schärft sich. Bei Panikattacken wird Adrenalin oft ohne realen äußeren Auslöser ausgeschüttet – der Körper befindet sich im Alarmzustand ohne Gefahr.
Noradrenalin – Der Dirigent des Wachzustands
Noradrenalin (Norepinephrin) wirkt eng mit Adrenalin zusammen und spielt eine wichtige Rolle bei Aufmerksamkeit, Wachheit und Stressreaktionen. Ein dauerhaft erhöhter Noradrenalin-Spiegel kann zu Schlafstörungen, Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen führen – typische Begleiterscheinungen von Angststörungen.
Histamin – Der unterschätzte Mitspieler
Histamin ist vor allem als Mediator von allergischen Reaktionen bekannt, doch auch im zentralen Nervensystem übernimmt es wichtige Funktionen. Es beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus und ist an der Regulation von Emotionen beteiligt. Ein Zuviel an Histamin kann Unruhe und Schlaflosigkeit verstärken – was wiederum Ängste verschärft. Und auch das Reizdarmsyndrom, das bei Angstpatienten häufig als Begleiterscheinung auftritt, wird maßgeblich durch Histamin gesteuert.
Genetische Einflüsse – Die familiäre Komponente neu betrachtet
Lange Zeit glaubte man, dass Angststörungen hauptsächlich genetisch weitergegeben werden, wenn sie in Familien gehäuft auftreten. Heute wissen wir: Was wie genetische Veranlagung erscheint, ist oft eher auf Erfahrung und erlerntes Verhalten zurückzuführen.
Stellen Sie sich das so vor: Wenn ein Elternteil selbst unter einer Angststörung leidet, lernen Kinder durch Beobachtung:
- Wie auf körperliche Empfindungen mit Angst reagiert wird („Oh, mein Herz rast – das ist gefährlich!“)
- Dass bestimmte Situationen vermieden werden sollten („In der U-Bahn wird mir immer schlecht“)
- Wie man mit Stress umgeht (oder eben nicht umgeht)
Diese Lernprozesse prägen oft stärker als die genetische Ausstattung. Es ist wie bei einer Sprache – auch wenn Ihre Eltern Französisch sprechen, werden Sie es nicht automatisch beherrschen, sondern müssen es durch Beobachtung und Nachahmung lernen.
Natürlich gibt es auch biologische Faktoren, die vererbt werden können, wie eine erhöhte Sensibilität für körperliche Empfindungen oder ein leichter aktivierbares Stresssystem. Doch selbst mit diesen Anlagen entwickelt nicht jeder eine Panikstörung.
Psychologische Faktoren – Die Gedankenwelt bei Panikstörungen
Fehlinterpretation körperlicher Empfindungen – Der Kern des Problems
Im Herzen jeder Panikstörung steht ein Missverständnis: Harmlose körperliche Empfindungen werden als gefährlich fehlinterpretiert. Dies ist wie ein Übersetzer, der normale Nachrichten fälschlicherweise als Drohungen übersetzt.
Beispiel: Nach dem Genuss von Kaffee spüren Sie Ihr Herz etwas schneller schlagen.
- Übliche Interpretation: „Ich habe Kaffee getrunken, daher schlägt mein Herz schneller.“
- Interpretation bei Panikneigung: „Mein Herz rast – habe ich einen Herzinfarkt?“
Diese Fehlinterpretation löst Angst aus, und die Angst selbst erzeugt weitere körperliche Symptome (schnellerer Herzschlag, flachere Atmung), die wiederum als Bestätigung der ursprünglichen Befürchtung gesehen werden. Ein Teufelskreis entsteht:
- Körperliche Empfindung (z.B. leichtes Herzrasen)
- Katastrophisierende Interpretation („Ich habe einen Herzinfarkt!“)
- Angstreaktion
- Verstärkung der körperlichen Symptome durch die Angst
- Bestätigung der Angst („Siehst du, es wird immer schlimmer!“)
Dieser Kreislauf ist wie ein Schneeball, der einen Hang hinunterrollt und dabei immer größer wird.
Negative Gedankenmuster – Die versteckten Angsttreiber
Menschen mit Panikstörungen haben oft bestimmte Denkmuster entwickelt, die wie eine Angstbrille wirken, durch die sie die Welt betrachten:
- Katastrophisierendes Denken: Wie ein Drehbuchautor, der aus kleinen Vorfällen sofort Horrorfilme macht. Aus einem Kribbeln in der Hand wird „Ich habe einen Schlaganfall“.
- „Was wäre wenn“-Grübeleien: Wie ein endloser Tunnel von Sorgen – „Was, wenn ich im Stau stecken bleibe und eine Panikattacke bekomme? Was, wenn ich dann nicht atmen kann? Was, wenn niemand hilft?“
- Gedanklicher Filter: Wie eine Lupe, die nur auf bedrohliche Informationen fokussiert. Sie lesen einen Artikel über Herzgesundheit und merken sich nur die Risikofaktoren, nicht die beruhigenden Fakten.
- Alles-oder-nichts-Denken: Wie ein Lichtschalter, der nur „an“ oder „aus“ kennt. Entweder Sie haben vollständige Kontrolle, oder alles bricht zusammen – Zwischenstufen gibt es nicht.
- Hypervigilanz: Der Gedanke, man müsse ständig wachsam sein und jede noch so kleine Regung des Körpers überwachen, wird in der Psychotherapie Hypervigilanz Ein Zustand, in dem das Nervensystem auf Daueralarm geschaltet ist und der fast zwangsläufig dafür sorgt, dass eine erneute Panikattacke kommt.
Diese Denkmuster sind wie eingefahrene Wege im Schnee – je öfter Sie sie benutzen, desto tiefer werden die Spuren und desto schwerer wird es, neue Pfade zu finden.
Vermeidung und Sicherheitsverhalten – Die unsichtbaren Verstärker
Das verständliche Bedürfnis, Angst zu vermeiden, führt zu zwei wichtigen Verhaltensmustern, die Panikstörungen langfristig aufrechterhalten:
Vermeidungsverhalten: Wenn Sie nach einer Panikattacke im Supermarkt künftig alle Supermärkte meiden, erleben Sie kurzfristig eine Erleichterung. Es ist wie ein Schmerzmittel, das die Symptome lindert, aber die Ursache nicht behandelt. Langfristig:
- Bestätigen Sie sich selbst, dass Supermärkte gefährlich sind
- Haben Sie nie die Chance zu lernen, dass Sie die Situation bewältigen können
- Schränkt sich Ihr Leben immer weiter ein
Sicherheitsverhalten: Dies sind Verhaltensweisen, die Ihnen Sicherheit vermitteln sollen, ohne dass Sie Situationen komplett vermeiden. Beispiele:
- Immer eine Wasserflasche dabeihaben, falls Ihnen „schwindelig“ wird
- Nur in Begleitung einer Vertrauensperson ausgehen
- Ständig den Puls kontrollieren
- Sich immer nahe am Ausgang aufhalten
- Beruhigungsmittel „für den Notfall“ mit sich führen
Diese Verhaltensweisen sind wie Krücken – sie helfen kurzfristig beim Gehen, verhindern aber, dass Sie wieder richtig laufen lernen. Sie bestärken die Überzeugung: „Ohne diese Hilfen kann ich nicht bestehen.“
Der sekundäre Krankheitsgewinn – Unbewusste Vorteile der Angst
Manchmal kann eine Panikstörung sogar unbewusst aufrechterhalten werden, weil sie gewisse „Vorteile“ mit sich bringt, den sogenannten sekundären Krankheitsgewinn (secondary gain). Dazu gehören etwa:
- Mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge von Angehörigen
- Entbindung von belastenden Verpflichtungen
- Eine „legitime“ Entschuldigung, unangenehme Situationen zu vermeiden
- Vermeidung von Konflikten oder schwierigen Entscheidungen
Diese Vorteile sind Betroffenen meist nicht bewusst und bedeuten auch nicht, dass man die Symptome nur vortäuscht. Sie können jedoch unbewusst den Heilungsprozess verlangsamen oder gar vollständig blockieren.
Angstfördernde Persönlichkeitsmerkmale
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können die Entwicklung einer Panikstörung begünstigen:
- Hohe Sensibilität: Sie nehmen innere und äußere Reize intensiver wahr als andere
- Perfektionismus: Das Bedürfnis, alles unter Kontrolle zu haben, macht Sie anfälliger für Angst bei Kontrollverlust
- Übermäßige Vorsicht: Eine generell vorsichtige Herangehensweise kann zu übertriebener Risikowahrnehmung führen
- Negative Gedankenausrichtung: Die Tendenz, das Schlimmste zu erwarten, verstärkt Ängste
Diese Eigenschaften sind nicht zwangsläufig negativ und können in vielen Lebensbereichen sogar vorteilhaft sein. Im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren können sie jedoch die Entwicklung einer Panikstörung begünstigen.
Soziale Ängste und Schamgefühle
Viele Menschen mit Panikstörungen entwickeln zusätzlich Ängste im Zusammenhang mit den sozialen Aspekten ihrer Attacken:
- Angst, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren
- Sorge, hilflos zu erscheinen oder die Kontrolle zu verlieren
- Scham, von anderen als „verrückt“ oder „schwach“ wahrgenommen zu werden
- Befürchtung, im Notfall keine Hilfe zu bekommen
Diese sozialen Ängste können dazu führen, dass Sie Ihre Panikattacken noch stärker fürchten und Situationen mit anderen Menschen zunehmend meiden.
Umweltfaktoren – Die äußeren Einflüsse
Langanhaltender Stress – Die unterschätzte Grundlage
Chronischer Stress ist wie ein ständig tropfender Wasserhahn, der irgendwann die Wanne zum Überlaufen bringt. Wenn Sie über längere Zeit Belastungen ausgesetzt sind – sei es durch:
- Beruflichen Druck und Überforderung
- Familiäre Konflikte oder Sorgen
- Finanzielle Engpässe
- Pflegeverantwortung für Angehörige
- Mehrfachbelastung durch Job, Familie und Haushalt
… wird Ihr Nervensystem zunehmend empfindlicher. Ihr Stressbehälter füllt sich immer weiter, bis selbst kleine zusätzliche Belastungen zum Überlaufen führen – in Form einer Panikattacke.
Die ständige Anspannung führt dazu, dass Ihr Körper permanent Stresshormone wie Cortisol ausschüttet. Dies ist, als würde Ihr Auto ständig mit Vollgas im Leerlauf stehen – irgendwann überhitzt der Motor.
Traumatische Erfahrungen und Lebenskrisen
Bedeutsame, einschneidende Erlebnisse können den Boden für Panikstörungen bereiten:
- Unfälle oder Gewalterfahrungen hinterlassen Spuren in unserem Angstsystem
- Der Verlust eines nahestehenden Menschen erschüttert unser Sicherheitsgefühl
- Trennungen oder Scheidungen können unser Selbstwertgefühl und unsere Stabilität beeinträchtigen
- Schwere Erkrankungen konfrontieren uns mit unserer Verletzlichkeit
Diese Ereignisse sind wie Erdbeben, die unser gesamtes psychisches Fundament erschüttern können. Selbst wenn die akute Krise überstanden ist, können feine Risse zurückbleiben, die unsere Widerstandskraft schwächen.
Erziehung und frühkindliche Erfahrungen
Unsere frühen Lebensjahre prägen maßgeblich, wie wir mit Angst und Stress umgehen:
Überbehütende Erziehung wirkt wie ein Treibhaus, in dem Pflanzen zwar geschützt, aber nicht widerstandsfähig gegen Wind und Wetter werden. Wenn Eltern alle Herausforderungen und Risiken von ihren Kindern fernhalten, fehlt diesen später die Erfahrung, dass sie Schwierigkeiten selbst bewältigen können.
Mangel an erlernten Bewältigungsstrategien: Wenn Sie als Kind nicht gelernt haben, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen, stehen Sie ihnen als Erwachsener oft hilflos gegenüber. Es ist, als müssten Sie ohne Schwimmunterricht durch einen Fluss.
Modelllernen von ängstlichen Bezugspersonen: Kinder sind wie Schwämme – sie saugen auf, wie Erwachsene auf Situationen reagieren. Wenn Ihre Eltern selbst ängstlich waren, haben Sie möglicherweise gelernt: „Die Welt ist gefährlich und ich bin ihr nicht gewachsen.“
Einfluss von Medien und digitaler Welt
In unserer modernen Welt spielen Medien eine zunehmend wichtige Rolle bei der Entstehung von Ängsten:
Angsteinflößende Medieninhalte: Horrorfilme, Thriller oder Nachrichten über Katastrophen können unser Angstsystem aktivieren. Bei sensiblen Menschen kann dies reale Angstsymptome auslösen, die dann als bedrohlich fehlinterpretiert werden.
Social Media und Filterblase: Algorithmen verstärken oft, womit wir uns beschäftigen. Recherchieren Sie einmal zu Herzinfarktsymptomen, werden Ihnen bald mehr Beiträge zu Gesundheitsrisiken angezeigt. Dies ist wie ein Vergrößerungsglas, das Ihre Ängste verstärkt. Dass eine Social Media Sucht zudem zu Zwängen und Depressionen führen kann, wurde in Studien bereits eindeutig belegt.
Digitales Dauerfeuer: Die ständige Verfügbarkeit von beunruhigenden Nachrichten kann zu einem chronischen Gefühl der Bedrohung führen – Ihr Angstsystem kommt nie zur Ruhe.
Drogen und Substanzkonsum
Bestimmte Substanzen können direkt Panikattacken auslösen oder die Anfälligkeit dafür erhöhen:
- THC (Cannabis) kann nicht nur Panikattacken auslösen, sondern bei ängstlich veranlagten Menschen die Anfälligkeit für Angstattacken erhöhen
- Kokain beschleunigen den Herzschlag und versetzt den Körper in eine Art Hyperwachzustand. Emotionen werden dadurch extrem verstärkt, was ebenfalls nicht selten Angstattacken zur Folge hat.
- Stimulanzien wie Energydrinks oder übermäßiger Kaffeekonsum beschleunigen den Herzschlag und verstärken die Körpersymptome der Angst.
- MDMA (Ecstasy) und Psilocybin (Magic Mushrooms) sind ebenfalls dafür bekannt, panische Reaktionen hervorzurufen. Dennoch sind beide Drogen mittlerweile zur experimentellen Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen zugelassen. Im Institut für moderne Psychotherapie finden wir diesen Ansatz jedoch eher bedenklich. Warum Feuer mit Feuer bekämpfen, wenn es bereits wirksame Therapien gegen Ängste, Depressionen und sogar PTBS gibt (z.B. die Bernhardt-Methode), die vollständig ohne Medikamente auskommen und nachhaltige Ergebnisse liefern?
- Alkohol kann kurzfristig beruhigen, beim Nachlassen der Wirkung oder bei Entzug jedoch zu verstärkter Angst führen.
Die Wechselwirkung der Faktoren – Warum Panikstörungen so komplex sind
Alle genannten Faktoren stehen in ständiger Wechselwirkung miteinander. Stellen Sie sich das vor wie ein Mobile, bei dem das Berühren eines Elements alle anderen in Bewegung versetzt:
- Eine genetische Veranlagung für ein sensibles Nervensystem kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Sie körperliche Reaktionen intensiver wahrnehmen.
- Diese erhöhte Wahrnehmung körperlicher Signale kann zusammen mit bestimmten Denkmustern dazu führen, dass Sie harmlose Körperreaktionen als bedrohlich interpretieren.
- Chronischer Stress kann Ihr Nervensystem so belasten, dass es empfindlicher auf Reize reagiert.
- Eine traumatische Erfahrung kann die Schwelle senken, ab der Ihr Angstsystem aktiviert wird.
- Vermeidungsverhalten und Sicherheitsstrategien verstärken langfristig die Überzeugung, dass die gefürchteten Situationen tatsächlich gefährlich sind.
Die gute Nachricht ist: Weil alle diese Faktoren miteinander verbunden sind, kann eine positive Veränderung in einem Bereich auch Verbesserungen in anderen Bereichen anstoßen. Wie bei einem Domino, das in die positive Richtung fällt.
Therapiemöglichkeiten – Wege aus der Angst
Die Behandlung einer Panikstörung ist in den meisten Fällen sehr erfolgreich. Zu den wirksamsten Therapieansätzen gehören:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
- Achtsamkeitsbasierte Verfahren
- Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder autogenes Training
- Biofeedback zur besseren Körperwahrnehmung
- Akzeptanz-und-Commitmenttherapie (ACT)
- Hypnotherapie nach Milton H. Erickson
- Die Bernhardt-Methode (eine Kombination neuster Erkenntnisse der Hirnforschung mit besonders erfolgreichen Elementen der KVT, ACT und Hypnotherapie)
Wie die besten Therapien gegen eine Panikstörung detailliert funktionieren, haben wir in einem eigenen Artikel für Sie zusammenfasst, den Sie unter folgendem Titel finden: Panikstörung: Therapie & Behandlung dieser Angsterkrankung
Noch ein Hinweis zur Pharmakotherapie bei Panikstörungen. Liegt neben der Panikstörung auch eine schwere Depression vor, kann in bestimmten Fällen eine kurzzeitige medikamentöse Unterstützung angebracht sein, um Betroffene überhaupt wieder in die Therapiefähigkeit zu bringen. Was Sie sonst noch unterstützend gegen die Angstattacken einnehmen können, erfahren Sie in einem weiteren Blogartikel mit dem Titel: Panikstörung: Welche Medikamente und Naturheilmittel können helfen?
Zusammenfassung – Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
Multifaktorielle Entstehung: Panikstörungen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von auslösenden Ereignissen, biologischen Grundlagen, psychologischen Faktoren und Umwelteinflüssen.
Der Teufelskreis als Kernmechanismus: Im Zentrum jeder Panikstörung steht ein selbstverstärkender Kreislauf aus Körperwahrnehmungen, Fehlinterpretationen und daraus resultierender Angst.
Stress und missachtete Warnsignale: Chronische Belastung und ignorierte Körpersignale bilden häufig den Nährboden für die erste Panikattacke.
Heilungsaussichten: Mit dem Verständnis der individuellen Ursachen können Panikstörungen sehr effektiv behandelt werden – der Weg zurück zu einem angstfreien Leben ist möglich.
Der erste Schritt zur Überwindung einer Panikstörung ist das Verstehen Ihrer persönlichen Auslöser und Ursachen. Mit diesem Wissen, professioneller Unterstützung und Mut zur Veränderung können Sie Schritt für Schritt die Kontrolle über Ihre Angst zurückgewinnen und ein erfülltes Leben führen.
Häufig gestellte Fragen zu Panikstörungen
Eine Panikattacke ist ein einzelnes Ereignis intensiver Angst mit starken körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot und Schwindel. Sie kommt unvermittelt, erreicht innerhalb von Minuten ihren Höhepunkt und klingt dann wieder ab. Eine Panikstörung hingegen liegt vor, wenn innerhalb eines Monats mehreren solcher Angstattacken auftreten. Überdies muss eine anhaltende Sorge vor weiteren Attacken bestehen (Erwartungsangst), wodurch es vermehrt zu Vermeidungsverhalten kommt. Das bedeutet, Situationen oder Orte, die mit einer Panikattacke in Verbindung stehen, werden zunehmend gemieden. Es ist wie der Unterschied zwischen einem einzelnen Gewitter (Panikattacke) und einer Regenzeit mit ständiger Sorge vor dem nächsten Unwetter (Panikstörung).
Bei manchen Menschen klingen Panikattacken tatsächlich von selbst wieder ab, besonders wenn sie mit vorübergehenden Belastungen zusammenhängen, durch Drogen oder Medikamente ausgelöst wurden oder eine grundlegende Veränderung stattgefunden hat (z.B. ein Jobwechsel oder eine Trennung von einem toxischen Partner). Bei den meisten Betroffenen verfestigt sich die Störung jedoch ohne Behandlung und kann sich sogar verschlimmern. Der Teufelskreis aus Angst, Vermeidung und zunehmender Einschränkung verstärkt sich oft selbst. Eine frühzeitige Behandlung verhindert diese Chronifizierung und führt schneller zur Besserung.
Ja, regelmäßige körperliche Aktivität kann ein wirkungsvoller Bestandteil der Behandlung von Panikstörungen sein. Bewegung hilft auf mehreren Ebenen:
- Sie baut überschüssige Stresshormone ab
- Sie verbessert die Stimmung durch Ausschüttung von Endorphinen
- Sie trainiert Ihren Körper, mit erhöhtem Herzschlag und Atemfrequenz umzugehen
- Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf positive Körperempfindungen
Besonders hilfreich sind Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren. Beginnen Sie langsam und steigern Sie sich allmählich. Die körperlichen Empfindungen beim Sport ähneln teilweise denen einer Panikattacke (z.B. schneller Herzschlag und Schwitzen). Durch das regelmäßige Erleben in einem positiven Kontext lernt Ihr Gehirn, diese Empfindungen nicht mehr als bedrohlich einzustufen.
Nein, eine lebenslange Medikation ist bei Panikstörungen ist nicht notwendig und sogar kontraproduktiv. Medikamente wie Antidepressiva oder Benzodiazepine können in akuten Phasen hilfreich sein, um die Symptome zu lindern und eine Psychotherapie zu erleichtern. Sie sind wie ein Gerüst beim Hausbau – vorübergehend wichtig, aber nicht als Dauerlösung gedacht. Die meisten Menschen können nach erfolgreicher Psychotherapie die Medikamente schrittweise unter ärztlicher Begleitung wieder absetzen. Neue psychotherapeutische Verfahren wie die Bernhardt-Methode kommen sogar vollständig ohne Psychopharmaka aus. Studien belegen, dass der Verzicht auf Medikamente in der Regel dazu führt, dass positive Effekte einer Therapie länger anhalten und die Rückfallquote gesenkt wird.
Nein, Panikattacken selbst können weder einen Herzinfarkt noch einen Schlaganfall auslösen, auch wenn sich die Symptome manchmal beängstigend ähneln. Ihr Körper schüttet zwar Stresshormone aus, die kurzfristig Puls und Blutdruck erhöhen, aber diese Reaktion ist zeitlich begrenzt und für einen gesunden Körper nicht gefährlich. Es ist wie ein Feueralarm ohne Feuer – aufregend und unangenehm, aber nicht zerstörerisch.
Trotzdem ist es bei den ersten oder besonders schweren Attacken sinnvoll, medizinisch abklären zu lassen, ob körperliche Ursachen vorliegen – nicht aus Angst, sondern zur Beruhigung und als Ausgangspunkt für die richtige Behandlung.
Diese Frage höre ich oft in meiner Praxis. Paradoxerweise treten erste Panikattacken häufig nicht während, sondern nach stressigen Lebensphasen auf – wenn Sie eigentlich „zur Ruhe kommen“ sollten. Dies hat mehrere Gründe:
- Ihr Körper hat im Stressmodus funktioniert und bricht erst zusammen, wenn er „loslassen“ kann
- In Ruhephasen nehmen Sie Körpersignale stärker wahr, die Sie im Stress ignoriert haben
- Das Gehirn eines Angstpatienten hat in Richtung Angst starke neuronale Bahnen entwickelt. Kommt man zur Ruhe, hat das Gehirn weniger zu verarbeiten. Leider neigen unsere grauen Zellen in solchen Momenten zum Grübeln, um sich neue Informationen (sprich neue Arbeit) zu suchen. Am schnellsten kommen Informationen jedoch aus den Bereichen des Gehirns, die besonders stark neuronal vernetzt sind – und das ist ungünstigerweise oft der Bereich der Angstgedanken.
Nein, Vermeidung ist zwar kurzfristig entlastend, verstärkt aber langfristig die Angst. Jedes Mal, wenn Sie eine gefürchtete Situation vermeiden, sagt Ihr Gehirn: "Puh, das war knapp! Diese Situation ist wirklich gefährlich." Und die Angst wächst weiter. Es ist wie ein Muskel, der durch Nichtgebrauch immer schwächer wird.
In der Expositionstherapie ist der Ansatz genau umgekehrt: durch schrittweise Konfrontation mit angstauslösenden Situationen soll das Gehirn lernen, dass die befürchteten Katastrophen nicht eintreten und die Angst von selbst nachlässt. Dies geschieht in der Regel begleitet von einem Therapeuten, der Ihnen hilft, die Situationen in kleinen, bewältigbaren Schritten anzugehen – wie eine Treppe, die Sie Stufe für Stufe erklimmen, statt direkt den ganzen Berg hinaufzuspringen.
Noch angenehmer geht es allerdings, wenn angstauslösende Gedanken in bestimmten Situationen gar nicht erst auftreten. Wo keine Angst entsteht, muss man sich auch nicht konfrontieren, sondern tut die Dinge einfach wieder entspannt. Bei der Bernhardt-Methode werden dazu wiederkehrende Angstimpulse durch eines spezielles Mentaltraining umgeschrieben. Dabei werden automatisiert ablaufende Angstgedanken auf neuronaler Ebene regelrecht gelöscht und durch bessere ersetzt. Da dieses Mentaltraining über eine Online-Therapie auch bequem von zu Hause erlernt werden kann, erfreut sich dieser Therapieansatz immer größerer Beliebtheit. Zumal sich dadurch Panikstörungen auch ganz ohne Expositionstherapie überwinden lassen.
Vielen Betroffenen fällt es schwer, ihr Umfeld über die Panikstörung zu informieren. Hier ein Vorschlag:
„Eine Panikstörung ist eine echte, medizinisch anerkannte Angsterkrankung. Stellt euch vor, euer Körper hätte einen überempfindlichen Feueralarm, der manchmal ohne echtes Feuer losgeht. Bei einer Panikattacke geschieht genau das – mein Körper reagiert mit einem intensiven Alarmzustand, obwohl keine echte Gefahr besteht. Diese Attacken kommen plötzlich, sind sehr intensiv und machen mir große Angst. Ich arbeite daran, damit besser umgehen zu lernen. Was mir helfen würde: Verständnis, ohne mich zu bemitleiden. Unterstützung, ohne mich zu bevormunden. Und die Gewissheit, dass ihr für mich da seid, wenn ich Hilfe brauche.“
Viele Angehörige wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Klare Hinweise sind hilfreich: „Wenn ich eine Attacke habe, hilft es mir, wenn du ruhig bleibst und bei mir bleibst, ohne zu viel zu fragen oder mich zu bedrängen.“
Eine familiäre Häufung von Angststörungen bedeutet nicht, dass Ihre Kinder zwangsläufig auch betroffen sein werden. Der Einfluss der Gene wird oft überschätzt – wichtiger ist, was Kinder durch Beobachtung lernen. Wenn Ihre Kinder sehen, wie Sie:
- Offen mit Ihrer Angst umgehen, statt sie zu verheimlichen
- Hilfe in Anspruch nehmen und an sich arbeiten
- Sich Ängsten stellen, statt sie zu vermeiden
- Auch mal Schwäche zeigen dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden
... dann lernen sie wertvolle Lektionen für ihr eigenes Leben. Ihre Panikstörung kann sogar eine Chance sein, Ihren Kindern gesunde Strategien im Umgang mit Ängsten zu vermitteln. Es ist wie bei einem Gärtner, der aus eigenen Fehlern gelernt hat und dieses Wissen an junge Pflanzen weitergeben kann.
Diese Unterscheidung fällt vielen Betroffenen schwer, da die Symptome sich ähneln können. Hier einige Hinweise, dass es sich eher um eine Panikattacke handelt:
- Die Symptome erreichen innerhalb von etwa 10 Minuten ihren Höhepunkt
- Die Attacke beginnt oft mit plötzlicher Angst, auf die dann körperliche Symptome folgen
- Die Beschwerden verschlimmern sich, wenn Sie darauf achten, und bessern sich bei Ablenkung
- Sie hatten ähnliche Episoden, die von selbst wieder vergingen
- Trotz des Gefühls, zu ersticken, können Sie normal atmen
Bei diesen Anzeichen hingegen sollten Sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen:
- Anhaltende Schmerzen, die nicht nachlassen und sich auf den linken Arm, Kiefer oder Rücken ausbreiten
- Symptome, die sich allmählich verschlimmern, statt schnell ihren Höhepunkt zu erreichen
- Deutliche Unterschiede zu früheren Panikattacken
- Symptome treten nach einer Verletzung oder ungewöhnlicher körperlicher Anstrengung auf
Im Zweifelsfall ist es besser, medizinische Hilfe zu suchen. Eine unnötige Untersuchung ist besser als ein übersehener Notfall. Nach einer gründlichen Abklärung können Sie jedoch lernen, Ihrem Körper und Ihrer Einschätzung mehr zu vertrauen.
Nein, ganz im Gegenteil. Eine Panikstörung ist keine Frage von Charakterstärke oder Willenskraft. Sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Viele Menschen mit Panikstörungen sind in anderen Lebensbereichen außerordentlich belastbar und leistungsfähig – oft sogar überdurchschnittlich verantwortungsbewusst und perfektionistisch.
Eine Panikstörung zu bewältigen erfordert sogar besonders viel Mut und Stärke: den Mut, sich seinen Ängsten zu stellen, statt ihnen auszuweichen; die Stärke, um Hilfe zu bitten und an sich zu arbeiten; die Ausdauer, Rückschläge zu überwinden und weiterzumachen. Menschen, die eine Panikstörung überwunden haben, berichten oft, dass sie dadurch innerlich gewachsen sind und ein tieferes Verständnis für sich selbst und andere entwickelt haben.
Absolut! Mit der richtigen Behandlung können die meisten Menschen mit Panikstörungen ein völlig normales und erfülltes Leben führen. Die moderne Psychotherapie hat sehr wirksame Methoden entwickelt, um Panikstörungen zu behandeln.
Viele meiner Patienten, die anfangs kaum noch das Haus verlassen konnten, reisen heute wieder, gehen ihrem Beruf nach, genießen soziale Aktivitäten und haben die Panikstörung weitgehend hinter sich gelassen. Manche berichten sogar, dass sie durch die Überwindung der Angst ein neues Selbstbewusstsein gewonnen haben und heute bewusster und zufriedener leben als vor der Erkrankung.
Der Weg dorthin erfordert Zeit, Geduld und therapeutische Unterstützung, aber die Prognose ist ausgesprochen gut. Die Panikstörung ist eine der am besten behandelbaren psychischen Erkrankungen überhaupt – ein wichtiger Grund zur Hoffnung für alle Betroffenen.
Disclaimer / Haftungsausschluss
Dieser Artikel soll Sie umfassend informieren und Ihnen neue Perspektiven eröffnen. Er ergänzt, aber ersetzt nicht die individuelle Diagnose oder Behandlung durch medizinisches Fachpersonal. Bei gesundheitlichen Fragen: Holen Sie sich professionelle Hilfe – und nutzen Sie unsere Tipps als kraftvolle Unterstützung.
Wissenschaftliche Studien zum Thema Panikstörung
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- Joanna Moncrieff, J., Cooper, R., Stockmann, T., Amendola, S., Hengartner, M., Horowitz, M., (2022), The serotonin theory of depression: a systematic umbrella review of the evidence, Nature.com, Molecular Psychiatry
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