Kann Koffein Panikattacken auslösen

Kann Koffein Panikattacken auslösen?

Fühlen Sie sich nach dem Genuss von Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken unruhig? Oder machen Sie sich Sorgen, dass Koffein Angstzustände verursacht? Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Es gibt zwar Hinweise darauf, dass manche Menschen bei übermäßigem Koffeinkonsum vermehrt Angstzustände entwickeln, aber es ist wichtig, die psychologischen Komponenten zu berücksichtigen, die dabei ebenfalls eine Rolle spielen.

Koffein und Angststörungen: Kann Kaffee Panikattacken auslösen?

Es stimmt zwar, dass Koffein die Stimmung beeinflussen kann, aber er ist so gut wie nie der Hauptauslöser von Ängsten oder gar Panikattacken. Koffein ist ein Stimulans und kann die Wachsamkeit und das Energieniveau bei denjenigen erhöhen, die Kaffee oder schwarzen Tee trinken. Allerdings spielt die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle dabei, wie man die Koffeinaufnahme verarbeitet und anschließend auf seine Umgebung reagiert. Doch bevor wir näher auf die Psyche eingehen, zunächst einen Blick auf die biochemische Wirkung von Koffein. Es steigert nachweislich den Adrenalinspiegel im Körper, was zu einem Gefühl der Wachsamkeit und Energie führt. Dank seiner chemischen Struktur sorgt Koffein also für einen morgendlichen Schubs und ist deshalb seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil im Leben vieler Menschen. Wenn Sie jedoch zu viel Kaffee oder koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen, kann dies auch zu kurzfristigen Auswirkungen wie Herzrasen, Unruhe und Reizbarkeit führen. Der mäßige Konsum hingegen hebt die Stimmung und verbessert die kognitive Leistungsfähigkeit. Alltägliche Aufgaben wie Autofahren oder Lernen fallen uns nach dem Konsum von Kaffee oder Tee in der Regel spürbar leichter. Wenn also Koffein den meisten Menschen guttut, warum löst es dann bei einigen scheinbar Ängste aus, selbst wenn diese nur in Maßen koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen?

Warum löst Koffein bei manchen Menschen Angst aus?

Bestimmte Personen neigen nach dem Konsum von Koffein eher zu Angstzuständen. Warum ist das so? Und wer ist dafür besonders anfällig? Diese Frage haben sich auch zahlreiche Wissenschaftler gestellt, so dass es zu diesem Thema bereits viele Studien gibt. So viele, dass 2022 sogar eine Metastudie1 dazu erstellt werden konnte. Das einheitliche Ergebnis der Studien lautet: Wer fünf Tassen starken brasilianischen Kaffee und mehr hintereinander wegtrinkt, reagiert eher mit Unruhe und ängstlichen Gedanken darauf als jemand, der einfach nur die gleiche Menge an Wasser trinkt. Das ist bei der Menge an Coffein nicht weiter verwunderlich. Falls Sie sich nun, genau wie ich, die Frage stellen: was passiert denn nun bei weniger Kaffee? Schließlich trinken die wenigsten Menschen fünf Tassen starken Kaffee auf einmal. Wahrscheinlich können Sie sich das kaum vorstellen, aber dieser Gedanke scheint den Wissenschaftlern gar nicht gekommen zu sein. Die Studien wurden zumindest immer nur mit extremen Mengen Kaffee durchgeführt.

Übrigens: Manche Studien arbeiteten mit Placebo-Kontrollgruppen. Und auch bei einigen Teilnehmern der Kontrollgruppen traten Angst und Panik nach fünf Tassen koffeinfreien Kaffees auf. Daraus folgt: Nicht nur was wir zu uns nehmen, entscheidet wie wir uns fühlen, sondern vor allem, was wir darüber denken. In Amerika gibt es deshalb den schönen Spruch:

It’s not what you drink, it’s what you think!

Wer bereits unter Angst und Panikattacken leidet, bei dem kann die stimulierende Wirkung von Koffein diese Gefühle noch verstärken. Von 5 Tassen Kaffee auf ex ist daher unbedingt abzuraten! Für gesündere Mengen gilt: Wer ohnehin anfälliger für Angstgefühle ist, der wird jede Situation vermutlich wahrnehmen und bewerten, als jemand, der völlig unbedarft ist. Unsere Reaktion auf die Umgebung oder die Situation entscheidet, wie wir Koffein verarbeiten und ob das Kaffeetrinken Angst und Sorge oder positivere Gefühle in uns auslöst.

Ist Koffein schädlich?

Ist Koffein schädlich?

Auch wenn Sie sich das vielleicht kaum vorstellen können: Ob Koffein schlecht für Sie ist oder nicht, hängt maßgeblich davon ab, was Sie über den Konsum von koffeinhaltigen Getränken denken. Denn auch hier spielt die Psychosomatik eine entscheidende Rolle. Die reine Überzeugung, dass Koffein schädlich sein könnte, kann nämlich genauso zu Herzrasen führen, als hätten Sie tatsächlich mehrere Tassen Kaffee hintereinander weggetrunken. Ein Patient von uns berichtete einmal, dass er sich lange Zeit sicher gewesen wäre, dass er grundsätzlich Durchfall bekommt, wenn er auf nüchternen Magen einen Espresso trinkt. Diese Überzeugung verschwand erst als folgendes passierte. Der Mann wollte sich morgens einen Espresso gönnen als es an der Tür klingelte und der Postbote ein lang ersehntes Paket brachte. Während er es auspackte und den Inhalt überprüfte, meldete sich wieder sein Darm zu Wort und er bekam Durchfall. Als er später in die Küche zurückkam, stellte er jedoch fest, dass er den Espresso zwar gemacht, aber keinen einzigen Schluck davon getrunken hatte, da die Paketlieferung dazwischenkam. Anscheinend reichte bei ihm also allein schon der Gedanke, etwas Koffeinhaltiges getrunken zu haben, um dieselben Symptome hervorzurufen, wie der reale Konsum des Getränks auf nüchternen Magen.

Seine negativen Gedanken und Überzeugungen in Bezug auf Koffein in den Griff zu bekommen, ist deshalb von entscheidender Bedeutung. Vor allem, wenn Sie eigentlich gerne Kaffee oder Tee trinken und nur deshalb darauf verzichten, weil Sie Angst davor haben, z.B. Herzrasen oder eine Panikattacke zu bekommen. Wer nun denkt, es sei schwer, wenn nicht gar unmöglich, festgefahrene Gedanken und Glaubenssätze loszulassen, für den gibt es gute Nachrichten. Es gibt ein spezielles Mentaltraining, mit dem man sein auf Angst trainiertes Gehirn buchstäblich umprogrammieren kann. Damit ist es mittlerweile schon tausenden von Angstpatienten gelungen, nicht nur Ihre Bedenken gegen Coffein loszuwerden, sondern sogar selbst langwierige Angststörungen vollständig zu überwinden. Und das ganz ohne Medikamente oder langwierige psychotherapeutische Behandlungen. Wer mehr über dieses spezielle Mentaltraining erfahren möchte, dass man mittlerweile sogar über einen Online-Kurs erlernen kann, der findet alle nötigen Informationen über diesen Link.

Koffein und Stress im gesunden Gleichgewicht

Wenn Sie Ihren Stresspegel senken und dennoch Ihre Energie aufrechterhalten wollen, kann es mitunter schwierig sein, das richtige Maß beim Kaffeekonsum zu finden.

Koffein kann Balsam für die Seele sein und manchmal auch wie ein Beschleuniger für Stress wirken und Ängste verstärken. Deshalb ist es wichtig, die Kunst zu erlernen, Stress und Koffeinkonsum voneinander zu trennen. Stress und Koffein sind Teil des Lebens – aber sie müssen sich nicht gegenseitig verstärken! Wenn wir uns die Zeit nehmen, zu erkennen, wie sich beide auf unser Leben auswirken, verhindern wir, dass wir statt einer Tasse Kaffee eine Tasse Angst zubereiten. Um wieder die volle Kontrolle zu übernehmen, achten Sie mal darauf, was Sie bei der Zubereitung Ihres Kaffees denken und wie sich allein das schon auf Ihr Stressempfinden beim Kaffeetrinken auswirkt.

Es ist wichtig, einen Schritt zurückzutreten und die Auswirkungen von Koffein auf den eigenen Körper und Lebensstil zu analysieren. Noch sehr viel wichtiger ist es allerdings ehrlich zu hinterfragen, wieviel Stress nun wirklich allein vom Coffein ausgelöst wurde. Kann es vielleicht sein, dass die unangenehmen Gefühle nach dem Kaffeetrinken durch negative Gedanken oder durch eine ungünstige Erwartungshaltung ausgelöst wurden? Wenn Sie herausgefunden haben, wie genau Sie Ihre Angst hervorgerufen haben, dann können Sie es auch kontrollieren. Je besser Sie wissen, was Ihnen gut tut – und was nicht -, je schneller können Sie damit beginnen, Änderungen vorzunehmen, um ein gesünderes und glücklicheres Leben zu führen.

Koffein ist keine Lösung für Antriebslosigkeit oder Schlafmangel, also tappen Sie nicht in die Falle, zu glauben, dass es das ist! Aber es ist auch nicht die Wurzel allen Übels. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, jede Nacht ausreichend erholsamen Schlaf zu bekommen, so viel Stress wie möglich aus Ihrem Alltag zu verbannen und Koffein nur dann zu konsumieren, wenn Sie ihn auch wirklich genießen. Und halten Sie bitte Maß. 2-3 Tassen am Tag sind unbedenklich und fördern sogar die Gesundheit. Wichtig wäre allerdings, dass Sie diese nicht hektisch hintereinander wegtrinken, sondern langsam und bewusst genießen. Wenn Sie einmal damit angefangen haben, können Sie sich ohne schlechtes Gewissen auf den magischen Moment freuen, in dem die Wärme und der Komfort einer heißen Tasse Kaffee oder Tee rein positive Auswirkungen haben.

Positive Denkmuster nicht nur in Bezug auf Kaffee

Wenn Kaffee zu einer täglichen Gewohnheit geworden ist, lohnt es sich, darauf zu achten, welche Gefühle und Gedanken er auslöst. Ob er die Stimmung oder das geistige Wohlbefinden in irgendeiner Weise beeinflusst. Eine gute Möglichkeit, Ihre Denkweise zum Positiven zu verändern, ist, sich Ihren Kaffeekonsum im Sinne der Achtsamkeit ganz bewusst zu machen. Schalten Sie also schon bei der Zubereitung Ihres Kaffees drei Gänge runter. Achten Sie darauf, jede Bewegung mit maximaler Aufmerksamkeit durchzuführen und mit allen Sinnen bewusst wahrzunehmen.

Genießen Sie Koffein achtsam

Nehmen Sie mal nur für einen Moment die Geschwindigkeit raus. Was immer Sie tun, tun Sie es langsamer. Tun Sie es bewusster. Wenn Sie zum Beispiel Ihre Lieblingstasse aus dem Schrank nehmen, tun Sie dies in aller Ruhe und achten Sie genau auf jede Kleinigkeit. Mit welcher Hand öffnen Sie den Schrank? Wie fühlt sich der Griff der Schranktür an? Was für ein Geräusch erzeugt das Öffnen und Schließen des Schranks? Und ist die leere Tasse zart oder von massivem Steingut, ist sie eher schwer oder leicht? Wie riecht das Kaffeepulver? Oder, falls Sie eine Maschine mit Kapseln oder Pads verwenden, wie fühlen sich diese an? Konzentrieren Sie sich dabei nicht nur auf Ihre Sinne und Hände, sondern auch auf die Arme, Schultern und den Nacken. Wo ist Ihr Atem? Achten Sie auf den ganzen Körper, während Sie Ihren Kaffee zubereiten. Nehmen Sie alles ganz genau wahr, auch alle Gedanken, die Ihnen dabei durch den Kopf wandern. So machen Sie aus Ihrer täglichen Kaffeepause mit etwas Übung eine kleine Achtsamkeitsübung, die ihr Wohlbefinden steigern kann und auch dem empfundenen Stress deutlich reduziert. Achtsamkeitstrainer arbeiten dabei häufig mit folgenden Formulierungen:

Ich tue, was ich tue.
Ich sehe, was ich sehe.
Ich denke, was ich denke.
Ich fühle, was ich fühle.
Und was immer es ist, es ist völlig in Ordnung!

Die besondere Herausforderung, während einer solchen Achtsamkeitsübung ist es weder zu kontrollieren noch zu bewerten oder gar zu rechtfertigen. Immer nur beobachten und wahrnehmen! Es geht also nicht um richtig oder falsch, sondern nur um das Hier und Jetzt.

Genießen Sie Koffein achtsam

Etablieren Sie am besten Ihre ganz eigene Kaffeezeremonie. Sobald der Kaffee zu einer positiven Erfahrung geworden ist, können Sie dieses Konzept gerne auch auf andere Lebensbereiche ausdehnen und nach Möglichkeiten Ausschau halten, Gedankenmuster in positive Ergebnisse umzuwandeln. Es mag etwas Übung erfordern, aber mit Hingabe und Beharrlichkeit werden sich Gewohnheiten verfestigen und innere Veränderungen durch Selbstdisziplin und positives Denken eintreten. Doch mehr dazu im folgenden Abschnitt.

Gewinnen Sie die Kontrolle über Ihre Gefühle zurück

Haben Sie schon einmal auf den Boden Ihrer Kaffeetasse gestarrt und sich gewünscht, dass sie etwas enthält, das Ihnen hilft, mit der unerbittlichen Angst und den mentalen Blockaden fertig zu werden, die Sie daran hindern, endlich ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen? Verständlicherweise funktioniert das nicht, aber es gibt einen besseren Weg, um die Kontrolle über Ihre Emotionen zurückzugewinnen und die Herausforderungen des täglichen Lebens zu meistern. Wenn es darum geht, Ihre psychische Gesundheit in den Griff zu bekommen, beginnt wahrer Erfolg mit einer veränderten Denkweise und dem Wissen, wie Sie durch den Aufbau leistungsfähiger Gewohnheiten inneren Reichtum erreichen können. Sie können alles, was das Leben Ihnen vorsetzt, proaktiv angehen, wenn Sie die Verantwortung für Ihr Denken und Fühlen übernehmen – und das Ergebnis ist einfach wunderbar. Geben Sie sich nicht länger mit Mittelmäßigkeit zufrieden: Es ist an der Zeit, aufzustehen und Ihr Potenzial voll auszuschöpfen! Die Strategie wird den meisten von Ihnen zu einfach sein, dafür ist sie aber umso wirkungsvoller: Machen Sie sich Ihre Gedanken bewusst und nutzen Sie sie, um eine positivere Erwartungshaltung zu schaffen. Oder besser gesagt: Glauben Sie nicht alles, was Sie denken!

Gewinnen Sie die Kontrolle über Ihre Gefühle zurück

Kaffee ist nur eines von vielen Hilfsmitteln, die uns helfen können, den Tag zu überstehen. Aber eines kann Kaffee garantiert nicht: Er wird kein einziges Problem lösen, dass mit unserer psychischen Gesundheit zu tun hat. Dafür ist es notwendig, proaktiv mit der eigenen psychischen Gesundheit umzugehen und die Kontrolle über die eigenen Emotionen zurückzuerlangen. Wenn wir uns jeden Tag ein paar Minuten Zeit nehmen, um unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu beobachten, können wir besser verstehen, wie wir mit unserer Umwelt in Beziehung stehen, und einen Perspektivwechsel herbeiführen, der zu dauerhaften Erfolgen führt. Positive Selbstgespräche und Achtsamkeitsübungen sind nur kleine Schritte auf dem Weg zu mehr emotionaler Intelligenz und dem Erlernen des Umgangs mit Ängsten in schwierigen Zeiten.

Eigenverantwortung statt Ausreden

Versuchen Sie nicht länger, das nervöse Herzrasen auf das Koffein oder die Tasse Kaffee zu viel zu schieben. Denn spätestens nach diesem Blogartikel wissen Sie, dass es nicht nur daran liegt, was wir trinken, sondern auch daran, wie wir darüber denken? Alles fängt damit an, dass man die Macht der Erwartung versteht: Ob positiv oder negativ, man wird die Gedanken oder Gefühle erleben, die man erwartet. Wenn Sie glauben, dass Koffein Sie nervös und ängstlich macht, dann werden Sie sich genauso fühlen!

Koffein allein kann keine Angst auslösen – es kommt vielmehr darauf an, wie Ihre Gedanken dabei sind. Folglich heißt die beste Parole: Glauben Sie nicht alles, was Sie denken!

Wenn Sie also das nächste Mal merken, dass Sie nach einer Tasse Kaffee unruhig werden, fragen Sie sich, was Ihnen vorher durch den Kopf gegangen ist. Wenn Sie mutig genug dazu sind, dann übernehmen Sie die Verantwortung für Ihren inneren Dialog und das Leben selbst. Mit dieser Haltung wird nicht nur Ihrem Kopf mehr Gutes widerfahren!

Quelle: 

1. Klevebrant L, Frick A: Effects of caffeine on anxiety and panic attacks in patients with panic disorder: A systematic review and meta-analysis. Gen Hosp Psychiatry 2022; 74: 22-31

Über den Autor

Klaus Bernhardt leitet zusammen mit seiner Frau Daniela Bernhardt das Institut für moderne Psychotherapie in Berlin.​ Gemeinsam arbeiten sie dort mit Ärzten, Neurowissenschaftlern und psychologischen Psychotherapeuten daran, die Behandlungsdauer von psychischen Erkrankungen deutlich zu verkürzen. Ziel ist es zudem, den Einsatz von Psychopharmaka weitgehend zu vermeiden, da diese häufig zu Nebenwirkungen führen können, die Betroffene zusätzlich belasten.