Ashwagandha, Safran, Kava, Ginkgo, Johanniskraut, Lavendel, Baldrian und Passionsblume sind die wirksamsten Naturheilmittel gegen Ängste und Phobien. Sie beruhigen und entspannen, ohne die typischen Nebenwirkungen herkömmlicher Medikamente zu verursachen. Um die optimale Wirkung zu erreichen, sollten Sie allerdings ein paar Dinge beachten.
Wie Naturheilmittel Ihre Angst beruhigen können
Naturheilmittel wirken sanfter als klassische Angstmedikamente und haben deutlich weniger Nebenwirkungen. Statt Ihre Gefühle einfach zu betäuben, unterstützen sie Ihr Nervensystem dabei, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Der große Vorteil: Sie greifen gezielt an den biochemischen Prozessen an, die Angst verstärken. Viele Naturheilmittel beeinflussen die gleichen Botenstoffe im Gehirn wie verschreibungspflichtige Medikamente – nur schonender und ohne Abhängigkeit zu erzeugen.
Die Wirkung entfaltet sich meist langsamer, hält dafür aber nachhaltiger an. Ihr Körper lernt wieder, selbst ins Gleichgewicht zu finden, statt von externen Substanzen abhängig zu werden.
Wichtig: Bei schweren Angststörungen
Naturheilmittel können eine wertvolle Ergänzung sein, sollten aber bei sehr schweren Angststörungen nicht einfach ohne fachlich Begleitung verwendet werden. Konsultieren Sie lieber einen Arzt oder Therapeuten, bevor Sie mit einer Selbstmedikation beginnen.
Alle Naturheilmittel im Überblick
Ashwagandha – Der indische Stressblocker
Ashwagandha (Withania somnifera), auch indischer Ginseng genannt, gehört zu den adaptogenen Heilpflanzen. Laut einer 2014 im „Journal of Alternative and Complementary Medicine“ veröffentlichen Studie führt das ayurvedischen Kraut bei regelmäßiger Einnahme zu einer signifikanten Verbesserung unterschiedlichster Angstsymptome.
Wirkweise:
Als Adaptogen normalisiert Ashwagandha erhöhte Cortisolspiegel – das Stresshormon, das bei chronischer Angst oft dauerhaft erhöht ist und den Teufelskreis der Angst verstärkt.
Anwendungsempfehlung:
- Als Extrakt: 300–500 mg, zweimal täglich
- Beste Einnahmezeit: Morgens für mehr Energie, abends für besseren Schlaf
- Langfristige Anwendung: Die Wirkung baut sich über mehrere Wochen auf
Beachten Sie die Qualität: Wählen Sie standardisierte Extrakte mit einem garantierten Wirkstoffgehalt.
Safran – Das goldene Gewürz für die Seele
Safran (Crocus sativus) ist nicht nur das teuerste Gewürz der Welt, sondern auch ein erstaunlich wirksames Naturheilmittel gegen Angst und Depression. Die zarten roten Fäden aus der Blüte des Krokus enthalten eine Schatzkammer an wertvollen Wirkstoffen, die Ihr Nervensystem sanft, aber kraftvoll unterstützen. Eine 2024 in „Nutrition Reviews“ veröffentlichte Studie spricht Safran sogar das Potential zu, eine echte Alternative zu Antidepressiva zu sein.
Wirkweise:
Safran ist wie ein freundlicher Türsteher für Ihre Stimmungsbotenstoffe. Er beruhigt übererregte Nervenzellen und reduziert Entzündungsprozesse im Gehirn. In klinischen Studien zeigte Safran bei milden bis mittelschweren Angstzuständen und Depressionen eine ähnliche Wirksamkeit wie das Antidepressivum Fluoxetin (Prozac) – aber mit deutlich weniger Nebenwirkungen und ohne die typischen sexuellen Funktionsstörungen.
Anwendungsempfehlung:
- Als standardisierter Extrakt: 15–30 mg, verteilt auf 1–2 Einnahmen täglich
- Als Tee: Eine Messerspitze (etwa 5–10 Fäden) mit heißem Wasser übergießen
- Für Genießer: Als Gewürz in mediterranen oder orientalischen Gerichten
Safran ist zwar teuer, aber wenig wirkt schon viel. Für therapeutische Zwecke kaufen Sie am besten standardisierte Extrakte, die auf die wirksamen Inhaltsstoffe (Crocin und Safranal) eingestellt sind – das ist kostengünstiger als Safranfäden und garantiert eine gleichbleibende Qualität.
Ginkgo – Der Durchblutungsförderer für klare Gedanken
Ginkgo biloba stammt vom ältesten noch existierenden Baumtyp der Erde und ist ein wahres Überlebenstalent. Die Blätter dieses „lebenden Fossils“ enthalten wertvolle Flavonoide und Terpenoide, die bei Angst auf eine besondere Weise helfen: Sie verbessern die Durchblutung und den Sauerstofftransport zum Gehirn. Eine 2018 veröffentliche Studie zeigt, dass Ginkgo zudem die Stresshormonproduktion senken und den GABA-Spiegel erhöhen kann – jenen Botenstoff, der auch durch klassische Angstmittel beeinflusst wird.
Wirkweise:
Viele Angstsymptome – wie Konzentrationsprobleme, Gedankenkreisen und mentale Erschöpfung – verschlimmern sich durch die stressbedingte Minderdurchblutung des Gehirns. Ginkgo ist wie ein sanfter Gebirgsstrom, der frisches Wasser in ein ausgetrocknetes Tal bringt. Er:
- Erweitert die kleinen Blutgefäße im Gehirn
- Verbessert die Sauerstoffversorgung der Nervenzellen
- Schützt vor oxidativem Stress, der bei chronischer Angst entsteht
- Unterstützt die Konzentration und mentale Klarheit
Diese Eigenschaften machen Ginkgo besonders wertvoll bei Angststörungen, die mit kognitiven Symptomen einhergehen – wenn Ihre Gedanken sich wie in Watte gepackt anfühlen oder Sie unter „Brain Fog“ leiden.
Anwendungsempfehlung:
- Standarddosierung: 120–240 mg eines standardisierten Extrakts (mit 24% Flavonglykosiden), aufgeteilt auf 2–3 Dosen
- Beste Einnahmezeit: Morgens und mittags, da Ginkgo leicht anregend wirken kann
- Wirkungseintritt: Die volle Wirkung entfaltet sich nach 4–6 Wochen regelmäßiger Einnahme
Ginkgo ist besonders hilfreich bei Ängsten, die mit Konzentrationsproblemen, Vergesslichkeit oder dem Gefühl von „Kopfnebel“ einhergehen – besonders häufig bei älteren Menschen und bei stressbedingten Angstzuständen.
Kombinieren Sie Ginkgo mit Omega-3-Fettsäuren für einen synergistischen Effekt. Diese Kombination ist wie ein Doppelgespann aus verbesserter Durchblutung und optimierter Nervenzellkommunikation – zwei Schlüsselfaktoren für ein angstfreies, klares Denken.
Johanniskraut – Der natürliche Stimmungsaufheller
Wenn Ihre Ängste mit depressiven Verstimmungen einhergehen, ist Johanniskraut (Hypericum perforatum) das Mittel der Wahl. Es hilft dem Körper, das natürliche Gleichgewicht der Glückshormone wiederherzustellen. Eine Metaanalyse von 29 Studien mit insgesamt 5.489 Patienten kam zu dem Ergebnis, dass Johanniskraut selbst bei schweren Depressionen ähnlich wirksam sein kann wie ein Antidepressivum, dabei aber deutlich weniger Nebenwirkungen hat. Wer sich diesbezüglich näher imformieren möchte, dem empfehlen wir unseren Blogartikel: Johanniskraut: Das bessere Citalopram.
Wirkweise:
Johanniskraut enthält die Wirkstoffe Hypericin und Hyperforin, die ähnlich Antidepressiva auf die Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin wirken. Rechnen Sie mit 2–3 Wochen, bis die volle Wirkung eintritt.
Wichtige Hinweise:
- Wechselwirkungen beachten: Johanniskraut kann die Wirkung vieler Medikamente beeinflussen
- Nicht eigenmächtig absetzen: Bei bestehender medikamentöser Behandlung immer ärztlichen Rat einholen
- Sonnenschutz beachten: Johanniskraut kann die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen
Anwendungsempfehlung:
Die übliche Dosierung liegt bei 300–900 mg eines standardisierten Extrakts (0,3% Hypericin) täglich, verteilt auf 3 Dosen.
Kava – Die Entspannungspflanze aus der Südsee
Kava (Piper methysticum), auch als Kava-Kava bekannt, ist seit Jahrhunderten ein zentraler Bestandteil der polynesischen Kultur. Die Wurzel dieser Pfeffergewächspflanze enthält Kavalactone – Substanzen, die eine bemerkenswerte beruhigende Wirkung auf unser Nervensystem haben. Eine 2002 veröffentlichte Studie zeigt, dass Kava bei generalisierter Angststörung signifikant wirksamer ist als Placebo und vergleichbare Ergebnisse wie verschreibungspflichtige Anxiolytika erzielt – bei deutlich geringerem Risiko für Abhängigkeit und Benommenheit.
Wirkungsweise:
Anders als viele Beruhigungsmittel, die das gesamte Gehirn „herunterfahren“, wirkt Kava selektiv auf jene Hirnregionen, die mit Angst und Anspannung verbunden sind.
Anwendung und Dosierung:
- Als standardisierter Extrakt: 120–240 mg Kavalactone täglich, auf 2–3 Dosen verteilt
- Als traditioneller Tee: 1 Teelöffel Kavapulver mit 150 ml warmem (nicht kochendem) Wasser
- Vor stressigen Situationen: Eine Einzeldosis etwa 30–60 Minuten vorher
Wichtig zu wissen: Kava wirkt nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper. Viele Anwender berichten von einem angenehmen Kribbeln und einer spürbaren Entspannung der Muskulatur – wie nach einer wohltuenden Massage. Dieses körperliche Wohlgefühl verstärkt die angstlösende Wirkung noch zusätzlich.
Vorsichtsmaßnahmen:
In der Vergangenheit gab es Bedenken hinsichtlich möglicher Leberschäden. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass qualitativ hochwertige, traditionell hergestellte Kava-Extrakte bei korrekter Dosierung sicher sind. Dennoch gilt:
- Verwenden Sie nur Extrakte aus der Wurzel (nicht aus Blättern oder Stängeln)
- Achten Sie auf Qualitätsprodukte mit Zertifizierung
- Vermeiden Sie Alkohol während der Kava-Einnahme
- Nicht anwenden bei Lebererkrankungen
Kava ist besonders hilfreich bei akuten Angstsituationen, wie etwa vor Vorträgen, wichtigen Gesprächen oder stressigen sozialen Ereignissen. Die Wirkung tritt schneller ein als bei vielen anderen Naturheilmitteln und hält etwa 3–5 Stunden an.
Baldrian – Der bewährte Ruhestifter
Baldrian (Valeriana officinalis) ist vielleicht das bekannteste Naturheilmittel bei Unruhe und Angstzuständen. Seine Wirkstoffe docken an dieselben Rezeptoren im Gehirn an wie Benzodiazepine – jedoch ohne deren Suchtpotenzial. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020, bei der insgesamt 60 Studien ausgewertet wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die Wirkung von Baldrian-Präparate etwa einem Drittel der Wirkung von Benzodiazepinen entspricht – aber ohne deren Risiken. Zudem hilft Baldrian besser einzuschlafen und durchzuschlafen sowie das Gedankenkarussell zu verlangsamen.
Wirkweise:
Die enthaltenen Valerensäuren steigern die Konzentration des beruhigenden Botenstoffs GABA im Gehirn. Dieser Botenstoff dämpft die Erregbarkeit der Nervenzellen und verschafft Ihnen innere Ruhe.
Anwendungsempfehlung:
- Als Tee: 1–2 Teelöffel getrocknete Baldrianwurzel mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen
- Als Extrakt: 400–600 mg, vorzugsweise abends eingenommen
- Bei akuter Angst: Baldrian-Tinkturen wirken schneller als Kapseln oder Tee
Baldrian hat einen charakteristischen Geruch, den nicht jeder mag. Kapseln umgehen dieses Problem elegant.
Passionsblume – Der Angstlöser bei Gedankenkreisen
Die Passionsblume (Passiflora incarnata) ist ein wahrer Segen für Menschen, deren Angst von kreisenden Gedanken und Grübeln begleitet wird. Sie hilft besonders gut bei Tag, da sie beruhigt, ohne müde zu machen. Eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die im Journal of Clinical Pharmacy and Therapeutics veröffentlicht wurde, verglich die Wirkung von Passionsblumenextrakt mit dem Benzodiazepin Oxazepam bei 36 Patienten mit generalisierten Angststörungen.
Wirkweise:
Passionsblume enthält Flavonoide, die beruhigend wirken, ohne die Konzentration zu beeinträchtigen. Die Wirkstoffe der Passionsblume binden ebenfalls an GABA-Rezeptoren, aber auf eine andere Weise als Baldrian oder Benzodiazepine. Zudem scheinen sie einen positiven Einfluss auf den Serotonin- und Dopaminstoffwechsel zu haben – jene Botenstoffe, die auch bei der Wirkung von Antidepressiva eine Rolle spielen.
(H4) Anwendungsempfehlung:
- Als Tee: 1 Teelöffel getrocknete Passionsblume mit 150 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen
- Als Extrakt: 400–800 mg, 2–3 mal täglich
- Perfekt für tagsüber: Weniger Müdigkeit als bei Baldrian
Lavendel – Der Aromatherapie-Champion
Lavendel (Lavandula angustifolia) ist nicht nur als Duft beliebt, sondern auch als hochwirksames Anxiolytikum – also als angstlösende Substanz – wissenschaftlich anerkannt. In klinischen Studien zeigte Lavendelöl (80 mg) eine vergleichbare Wirksamkeit wie niedrig dosierte Benzodiazepine – ohne deren Nebenwirkungen wie Abhängigkeit oder Schläfrigkeit.
Wirkweise:
Lavendelöl wirkt über die Riechrezeptoren direkt auf das limbische System – den emotionalen Teil unseres Gehirns. Zudem wirkt auf bestimmte Kalziumkanäle ein, die an der Regulation von Angst beteiligt sind. Lavendelöl in spezieller Zubereitung (Silexan) reduziert die Aktivität der Amygdala – jenem Teil unseres Gehirns, der maßgeblich für die Verarbeitung von Angstreizen zuständig ist.
Anwendungsempfehlung:
- Als Kapsel: Standardisiertes Lavendelöl (80 mg) 1x täglich
- Als Duft: 2–3 Tropfen ätherisches Lavendelöl auf ein Taschentuch geben und bei Angstsymptomen daran riechen
- Als Badezusatz: 5–10 Tropfen ätherisches Lavendelöl im Badewasser für tiefe Entspannung
- Die übliche Dosierung von Silexan liegt bei 80–160 mg täglich.
Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen:
Silexan gilt als gut verträglich. Gelegentlich können Verdauungsbeschwerden oder leichte allergische Hautreaktionen auftreten. Bei bekannter Allergie gegen Lavendel oder andere Lippenblütler sollte Sie auf eines der anderen Naturheilmittel ausweichen.
Disclaimer / Haftungsausschluss
Dieser Artikel soll Sie umfassend informieren und Ihnen neue Perspektiven eröffnen. Er ergänzt, aber ersetzt nicht die individuelle Diagnose oder Behandlung durch medizinisches Fachpersonal. Bei gesundheitlichen Fragen: Holen Sie sich professionelle Hilfe – und nutzen Sie unsere Tipps als kraftvolle Unterstützung.
Wissenschaftliche Quellen zu Naturheilmitteln gegen Ängste und Phobien
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