Ohne Wartezeit auf Therapie

Panikstörung mit der Bernhardt-Methode behandeln: Ein Erfahrungsbericht

Als Hausärztin war ich immer der Meinung, genug über die Behandlung verschiedener Krankheitsbilder zu wissen. Doch als meine eigene Tochter Lisa, 21 Jahre alt und mitten im BWL-Studium, plötzlich mit einer massiven Angststörung zu kämpfen hatte, fühlte ich mich trotz meiner medizinischen Ausbildung erstaunlich hilflos.

Es begann mit einer verhängnisvollen Party. Lisa hatte sich überreden lassen, Drogen zu probieren – eine einmalige Dummheit, wie sie später unter Tränen beteuerte. Was folgte, war eine heftige Panikattacke, die sie zutiefst erschütterte. Obwohl ich sie beruhigte und ihr versicherte, dass sie höchstwahrscheinlich keinen bleibenden Schaden davongetragen hatte, konnte sie diesen Gedanken nicht loslassen. Die Angst vor einem möglichen Gehirnschaden nagte unablässig an ihr.

„Mama, was ist, wenn ich mir mein Leben ruiniert habe?“, fragte sie mich immer wieder mit zitternder Stimme. Ich erklärte ihr die medizinischen Fakten, verwies auf ihre unveränderten kognitiven Fähigkeiten, doch die Angst hatte sich längst auf einer tieferen Ebene festgesetzt. Es entwickelte sich, was wir in der Medizin als „Angst vor der Angst“ bezeichnen – der Teufelskreis einer Panikstörung.

Binnen weniger Wochen veränderte sich meine lebenslustige Tochter komplett. Sie brach ihr Studium ab, traute sich kaum noch aus ihrer Wohnung und bekam Panikattacken in Situationen, die zuvor völlig alltäglich für sie waren. Als ihre Mutter litt ich mit ihr, als Ärztin fühlte ich mich gescheitert.

Ich versuchte alles, was ich aus meiner Praxis kannte: Entspannungstechniken, leichte Beruhigungsmittel, sogar eine Überweisung zur Psychotherapie. Doch die Wartezeiten waren endlos, und Lisa verschlechterte sich zusehends. Nach drei Monaten war ich mit meinem Latein am Ende.

Bei einem Ärztekongress sprach ich eine Kollegin auf das Thema an. „Hast du schon mal vom Institut für moderne Psychotherapie in Berlin gehört?“, fragte sie. „Die arbeiten mit der Bernhardt-Methode – ein völlig neuer Ansatz bei Angststörungen. Die bieten auch Weiterbildungen für Ärzte an.“

In meiner Verzweiflung meldete ich mich für die fünftägige Fortbildung an. Was ich dort lernte, war eine Offenbarung. Die Bernhardt-Methode basiert auf neuesten neurobiologischen Erkenntnissen und geht davon aus, dass sich Angstmuster im Gehirn verankern, aber – und das ist das Entscheidende – diese Anker auch wieder gelöst werden können.

Ich lernte, wie Angst neuronal funktioniert: Wie bestimmte Hirnareale wie die Amygdala überreagieren können, wie sich Gedankenschleifen im präfrontalen Kortex festsetzen und wie man diese Kreisläufe durch gezielte Interventionen unterbrechen kann. Anders als viele herkömmliche Therapien, die oft auf langwierige Gesprächstherapie oder reine Symptomkontrolle setzen, zielt die Bernhardt-Methode darauf ab, die neuronalen Angstmuster direkt zu verändern.

Die Techniken waren überraschend pragmatisch: gezielte kognitive Interventionen, die den Teufelskreis der Angstgedanken durchbrechen; und verhaltenstherapeutische Elemente, die systematisch die Vermeidungsstrategien abbauen.

Mit neuem Wissen und frischer Hoffnung kehrte ich nach Hause zurück. Ich erklärte Lisa, was ich gelernt hatte – nicht als ihre Mutter, sondern als Ärztin, die eine vielversprechende neue Methode kennenlernen durfte. Zu meiner Überraschung war sie sofort bereit, es zu versuchen. „Schlimmer kann es ja nicht werden“, meinte sie resigniert.

Wir begannen mit der 10-Satz-Übung und den ersten Stopptechniken. Bereits nach drei Tagen merkte ich eine subtile Veränderung bei ihr. Sie wirkte weniger angespannt. Nach einer Woche gelang es ihr, einen kurzen Spaziergang zu machen, ohne dass eine Panikattacke ausbrach.

„Es ist seltsam“, erklärte sie mir danach. „Die Angst ist noch da, aber sie fühlt sich anders an. Als ob ich sie beobachten könnte, statt von ihr überwältigt zu werden.“

Wir arbeiteten konsequent weiter. In den ersten Wochen gab es auch Rückschläge – Momente, in denen die Panik zurückkehrte. Doch mit jeder überwundenen Attacke wuchs Lisas Vertrauen in die Methode und in ihre eigene Fähigkeit, mit der Angst umzugehen.

Nach zwei Monaten wagte sie sich wieder in Vorlesungen. Nach vier Monaten nahm sie ihr Studium offiziell wieder auf. Und nach etwa fünf Monaten konnte sie mir mit einem strahlenden Lächeln mitteilen: „Mama, ich glaube, ich bin wieder gesund.“

Als Ärztin hatte ich schon viele Behandlungserfolge erlebt, aber keiner erfüllte mich mit solcher Dankbarkeit wie dieser. Die Bernhardt-Methode hatte nicht nur meiner Tochter geholfen – sie hatte auch mir als Medizinerin einen völlig neuen Blick auf die Behandlung von Angststörungen eröffnet.

Heute, fast ein Jahr später, hat Lisa keine Panikattacken mehr. Sie studiert wieder mit Freude BWL und hat sogar begonnen, auf Partys zu gehen – natürlich ohne Drogen. Als sie neulich meinte: „Weißt du, Mama, irgendwie bin ich dankbar für das, was passiert ist. Ich habe so viel über mich gelernt“, wusste ich, dass der Heilungsprozess wirklich abgeschlossen war.

Was ich aus dieser persönlichen und beruflichen Erfahrung mitnehme: Auch bei scheinbar festgefahrenen psychischen Problemen wie einer Panikstörung gibt es wirksame, wissenschaftlich fundierte Behandlungsmethoden. Die Neuroplastizität unseres Gehirns – seine Fähigkeit, sich zu verändern und neu zu vernetzen – ist ein mächtiges Werkzeug, das wir in der Therapie nutzen können. Und manchmal muss man als Ärztin erst selbst zur Schülerin werden, um die besten Wege zur Heilung zu finden.

Bild-anonymer User

Margit L. aus Düsseldorf