Paroxetin: Schwere Nebenwirkungen und Wechselwirkungen möglich
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Paroxetin: Schwere Nebenwirkungen und Wechselwirkungen möglich

Wer bereits Blutverdünner, Schmerzmittel, Antirheumatika oder Johanniskraut einnimmt, sollte auf Paroxetin verzichten, da es erhebliche Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten geben kann. Das gleiche gilt für Lithium und viele Antidepressiva. Welche genau das sind und auf welche Symptome Sie achten sollten, erfahren Sie in diesem Blogartikel vom Institut für moderne Psychotherapie in Berlin.

Was ist Paroxetin und wann wird es eingesetzt?

Paroxetin ist ein Antidepressivum der SSRI-Klasse, dass zur Behandlung von psychischen Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen oder Angststörungen, eingesetzt wird. SSRI-Klasse bedeutet, dass das Medikament den Serotonin-Spiegel erhöht. Paroxetin ist schon länger auf dem Markt und wird nach wie vor von vielen Ärzten verschrieben, auch wenn es inzwischen andere Behandlungsmethoden gibt, die oft deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Das sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, denn bei Paroxetin können zahlreiche Nebenwirkungen auftreten und auch die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht unerheblich. Hier ein paar Beispiele:

Paroxetin: Starke Wechselwirkung mit Johanniskraut und Lithium

Die gleichzeitige Einnahme von Paroxetin und Johanniskraut oder Lithium kann es zu schwerwiegenden Reaktionen führen, wie z.B. der Entstehung eines Serotonin-Syndroms. Dieses kennzeichnet sich durch Schweißausbrüche, Bluthochruck, Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Wahnvorstellungen, Zittern und Muskelkrämpfen.

Vorsicht bei Paroxetin und blutverdünnenden Medikamenten

Die Kombination von Paroxetin mit blutverdünnenden Medikamenten, wie Warfarin oder Aspirin, kann das Blutungsrisiko erhöhen. Es ist wichtig, dass Ärzte die Dosierung dieser Medikamente sorgfältig überwachen und gegebenenfalls anpassen, um unerwünschte Blutungsereignisse zu vermeiden.

Paroxetin und Ibuprofen oder Naproxen

Die Einnahme von Paroxetin zusammen mit nicht-steroidale Antirheumatika(NSAR), wie Ibuprofen oder Naproxen, kann das Risiko von Magen-Darm-Blutungen erhöhen. Patienten sollten solche Kombinationen vermeiden oder unter ärztlicher Aufsicht verwenden, insbesondere wenn sie bereits Magenprobleme haben.

Paroxetin und andere Antidepressiva oder Migränemedikamente

Wechselwirkungen können auch auftreten, wenn Paroxetin mit anderen serotonerg wirkenden Medikamenten kombiniert wird, wie etwa bestimmten Schmerzmitteln, Triptanen (gegen Migräne) oder anderen Antidepressiva. Diese Kombinationen können ebenfalls zu einem Serotonin-Syndrom führen. Diese potenziell lebensbedrohliche Reaktion wird von Symptomen wie Unruhe, Verwirrtheit, schnellem Herzschlag oder stark erhöhter Körpertemperatur begleitet.

Paroxetin und Antipsychotika oder Medikamente gegen Epilepsie

Paroxetin kann die Blutspiegel von bestimmten Antikonvulsiva (Medikamente gegen Epilepsie) und Antipsychotika beeinflussen. Dies erfordert eine enge Überwachung der Medikamentenspiegel und möglicher Anpassungen, um die therapeutische Wirksamkeit zu gewährleisten.

Paroxetin und Tamoxifen

Brustkrebspatientinnen werden häufig mit Tamoxifen behandelt. Nehmen die Betroffenen zusätzlich das Antidepressivum Paroxetin ein, wird die Umwandlung von Tamoxifen in seine aktiven Metaboliten eingeschränkt. Dies führt nach einer Studie, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, zu einer erhöhten Brustkrebssterblichkeit der betroffenen Patientinnen.

Antidepressiva und Pillen. Nahaufnahme einer Frau, die Antidepressiva und andere Tabletten hält.
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Paroxetin: Wechselwirkung mit dem Hustenmittel Dextromethorphan

Auch wenn diese beiden Medikamente eingenommen werden, kann ein Serotonin-Syndrom entstehen. Neben den bereits erwähnten Symptomen ist auch mit Unruhe, erhöhtem Puls, schnellerer Atmung und erweiterten Pupillen zu rechnen.

Paroxetin mit Alkohol oder anderen psychoaktiven Substanzen

Alkohol und andere psychoaktive Substanzen können die Wirkung von Paroxetin verstärken, was zu erhöhter Schläfrigkeit und verminderter Reaktionsfähigkeit führen kann. Diese Kombinationen sollten ebenfalls vermieden werden, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Paroxetin: Achtung bei diesen Vorerkrankungen

Liegt eine der nachfolgenden Erkrankungen vor, darf Paroxetin nur unter strenger ärztlicher Überwachung gegeben werden:

  • Epilepsie
  • Diabetes
  • Leberschäden
  • Nierenschäden
  • grünem Star oder Engwinkelglaukom
  • Herzerkrankungen
  • Blutungsneigung

Paroxetin: Nichts für Schwangere und stillende Mütter

Paroxetin kann beim Ungeborenen zu Herzfehlbindungen führen, vor allem, wenn das Medikament in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten eingenommen wird. Bei Neugeborenen kann Paroxetin zudem eine pulmonale Hypertonie auslösen. Das bedeutet, dass sich der Gefäßwiderstand und damit der Blutdruck im Lungenkreislauf des Kindes erhöht.  Die Folgen können dramatisch sein, denn der Säugling kann dann über die Lunge weniger Sauerstoff aufnehmen. Um dieses Defizit auszugleichen, muss das Herz deutlich mehr arbeiten, was wiederum auf Dauer zu einer Schädigung des Herzens führen kann.

Paroxetin: Alle Nebenwirkungen nach Häufigkeit aufgelistet

Paroxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Durch die Erhöhung des Serotonin-Spiegels sollen psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen abgemildert werden. Das ist insofern bedenklich, als bis heute keine einzige Studie existiert, die nachweisen konnte, dass glückliche oder angstfreie Menschen einen höheren Serotonin-Spiegel haben als Depressive oder Angstpatienten. Was hingegen durch eine Vielzahl von Studien belegt ist, sind die Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Paroxetin auftreten können.

Nebenwirkungen von Paroxetin

Paroxetin kann eine Reihe von Nebenwirkungen verursachen, die von mild bis schwerwiegend reichen. Besonderes Augenmerk sollten Sie Nebenwirkungen richten, die sehr häufig oder häufig auftreten. Sehr häufig bedeutet, dass die Probleme bei mindestens jedem 10. Anwender auftreten. Häufig bedeutet, dass pro 100 Anwendern einer bis maximal zehn Personen betroffen sind.

Sehr häufige Nebenwirkungen von Paroxetin:

(Treten bei mindestens 1 von 10 Personen auf)

  • Konzentrationsbeschwerden
  • Übelkeit
  • Sexuelle Dysfunktion

Häufige Nebenwirkungen von Paroxetin:

(Treten bei 1 bis 10 Personen von 100 auf)

  • Appetitlosigkeit
  • Erhöhte Cholesterinwerte
  • Müdigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Innere Anspannung und Unruhe
  • Albträume
  • Schwindel
  • Zittern
  • Kopfschmerzen
  • Verschwommenes Sehen
  • Vermehrtes Gähnen
  • Verstopfung oder Durchfall
  • Erbrechen
  • Mundtrockenheit
  • Schwitzen
  • Schwächezustände
  • Gewichtszunahme

Gelegentliche Nebenwirkungen von Paroxetin

(Treten bei 1 bis 10 Personen von 1.000 auf)

  • Veränderte Blutzuckerwerte bei Diabetikern
  • Abnorme Blutungen der Haut oder Schleimhäute
  • Verwirrtheit
  • Halluzinationen
  • Störungen im Bewegungsablauf
  • erweitere Pupillen
  • Herzrasen
  • Hautausschläge
  • Juckreiz
  • Inkontinenz
  • Blutdruckschwankungen

Seltene Nebenwirkungen 

(1 bis 10 Anwender von 10.000)

  • Manische Reaktionen
  • Angst
  • Entfremdungserleben
  • Panikattacken
  • Sitzunruhe
  • Krampfanfälle
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS)
  • Verlangsamter Herzschlag
  • Erhöhte Leberenzymwerte
  • Verringerter Natriumspiegel im Blut

Wichtiger Hinweis:

Die Angaben zu Wechselwirkungen und möglichen Nebenwirkungen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte holen Sie im Zweifel weitere Informationen über Ihren Arzt oder Apotheker ein.

Suizidale Gedanken unter Paroxetin

Besorgniserregend sind wiederkehrende Berichte über das Auftreten von suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen bei einigen Personen, die Paroxetin einnehmen, insbesondere bei jungen Menschen. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat Warnungen über ein erhöhtes Suizidrisiko bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen herausgegeben, die SSRI-Medikamente einnehmen.

Entzugssymptome nach dem Absetzen von Paroxetin

Paroxetin wird oft über einen längeren Zeitraum eingenommen, und der Entscheidungsprozess, das Medikament abzusetzen, kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Einige Patienten fühlen sich besser und möchten sehen, ob sie auch ohne Medikamente auskommen. Dabei spielt häufig auch die berechtigte Angst vor möglichen Langzeitschäden eine Rolle, auf die wir später noch eingehen werden. Andere wollen die bereits beschriebenen Nebenwirkungen nicht länger ertragen und ziehen alternative Behandlungsansätze in Erwägung.

Doch leider führt vor allem das plötzliche Absetzen von Paroxetin nicht selten zu schweren Entzugssymptomen, die das Leben von Patienten zum Teil erheblich beeinträchtigen. Die Palette möglicher Symptome ist dabei sehr vielfältig:

Symptome eines Paroxetin-Entzugs sind:

  • Reizbarkeit
  • Das Gefühl von „elektrischen Schlägen“ im Kopf
  • Unruhe
  • Schwindel
  • Schlaflosigkeit
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Das Gefühl, emotional überwältigt zu sein
  • Verdauungsprobleme
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit

Dauer und Intensität eines Paroxetin-Entzugs

Die Entzugssymptome können von Person zu Person variieren, und die Dauer des Entzugsprozesses kann Wochen bis Monate betragen. Einige Menschen erleben nur milde Symptome, während andere mit intensiveren und langanhaltenden Effekten zu kämpfen haben. Einige unserer Patienten, die Paroxetin mehrere Jahre eingenommen hatten, bevor Sie zu uns kamen, berichteten sogar von Symptomen, die selbst Jahre später noch spürbar waren.

Hände halten Antidepressivum-Pille und ein Glas Wasser
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Ärztliche Begleitung beim Paroxetin-Entzug ist wichtig

Oft lassen sich das Entzugssymptome von Paroxetin deutlich abschwächen, wenn das Medikament langsam und unter ärztlicher Aufsicht ausgeschlichen wird. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der Vorschlag kommt, während des Entzugs auf ein anderes Antidepressivum umzusteigen. Denn dabei besteht immer die Gefahr, dass Sie den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Besser ist es, sich an folgende Selbsthilfemaßnahmen zu halten:

  • Sorgen Sie für ausreichend Schlaf
  • Bewegen Sie sich täglich mindestens 30 Minuten an der frischen Luft
  • Aktivieren Sie die Selbstheilungskraft Ihrer Neuroplastizität,
    z.B. durch die 10-Satz-Methode oder die 5-Kanal-Technik

Langzeitschäden und kognitive Beeinträchtigungen durch Paroxetin

Es gibt wachsende Bedenken hinsichtlich möglicher Langzeitschäden durch die langfristige Einnahme von Paroxetin. Neben kognitiven Beeinträchtigungen ist auch immer häufiger von Gedächtnisproblemen und Konzentrationsstörungen die Rede.

Zudem weisen Studien* darauf hin, dass nicht nur Paroxetin, sondern auch andere SSRI-Medikamente das Risiko von Knochenbrüchen erhöhen können.

* Archives of Internal Medicine (2007; 167: 188–94)
* Canadian MultiCentre Osteoporosis Study (CaMOS)

Alternativen zur Behandlung mit Paroxetin

Der Wunsch, mit Medikamenten wie Paroxetin Depressionen oder Angststörungen überwinden zu können, ist absolut nachvollziehbar. Dafür müssten diese psychischen Probleme jedoch ursächlich auf einen Mangel an Serotonin zurückzuführen sein. Dass dies jedoch eine Fehlinformation ist, die leider jahrzehntelang von Ärzten verbreitet wurde, sickert erst langsam ins Bewusstsein der Allgemeinheit. Doch die Beweislage diesbezüglich ist eindeutig, was auch durch einen wissenschaftlichen Fachausschuss der Bundesärztekammer bestätigt wird.

Ängste und Depressionen ohne Medikamente überwinden

Wir am Institut für moderne Psychotherapie in Berlin beschäftigen uns seit mittlerweile über 10 Jahren damit, wie man Ängste, Depressionen und sogar Zwangsstörungen ohne Medikamente überwinden kann. Dabei war ein Ansatz besonders erfolgreich, nämlich die gezielte Stimulation der eigenen Neuroplastizität zur Überwindung von psychischen Problemen. Mit Hilfe spezieller Mentalübungen, die man sogar alleine zu Hause durchführen kann, ist es uns gelungen, hier einen echten Durchbruch zu erzielen. Diese Methode, die heute unter dem Begriff Bernhardt-Methode bekannt ist, ist so erfolgreich, dass wir mittlerweile schon über 300 Ärzte, Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie darin ausgebildet durften.

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Über den Autor

Klaus Bernhardt leitet zusammen mit seiner Frau Daniela Bernhardt das Institut für moderne Psychotherapie in Berlin.​ Gemeinsam arbeiten sie dort mit Ärzten, Neurowissenschaftlern und psychologischen Psychotherapeuten daran, die Behandlungsdauer von psychischen Erkrankungen deutlich zu verkürzen. Ziel ist es zudem, den Einsatz von Psychopharmaka weitgehend zu vermeiden, da diese häufig zu Nebenwirkungen führen können, die Betroffene zusätzlich belasten.