Frau nimmt Tablette ein

Benzodiazepin: Wirkung, Nebenwirkung und Gefahren

In unserer heutigen Gesellschaft, in der Stress und psychische Belastungen zum Alltag gehören, beobachte ich, wie viele Menschen zur Beruhigung und Linderung ihrer Angstzustände auf Medikamente zurückgreifen. Ein häufig gewähltes Mittel hierfür sind Benzodiazepine, auch umgangssprachlich als „Benzos“ bekannt. In diesem Artikel möchte ich die Wirkung, Nebenwirkungen und potenziellen Gefahren von Benzodiazepinen beleuchten.

Als jemand, der sich intensiv mit der Behandlung von Angst- und Panikstörungen beschäftigt und täglich mit Betroffenen arbeitet, stehe ich der Verwendung von Benzodiazepinen zur Bekämpfung dieser Störungen kritisch gegenüber. Meine Praxiserfahrung hat gezeigt, dass diese Medikamente zwar kurzfristig Symptome lindern können, aber oft zu einer schnellen und starken Abhängigkeit führen. Noch wichtiger ist, dass sie das Problem nicht an der Wurzel packen. Das Verschreiben dieser Medikamente bei Angstzuständen ist vergleichbar mit dem Versuch, einen verwilderten Garten lediglich durch das Abschneiden der überwachsenen Zweige zu bändigen. Zwar wirkt der Garten kurzzeitig gepflegt und unter Kontrolle, aber die Wurzeln des Unkrauts, die tieferen Probleme, bleiben im Boden. Ohne diese Wurzeln zu entfernen, wird das Unkraut schnell wieder wuchern und den Garten erneut übernehmen. Eine nachhaltige Pflege erfordert mehr als nur oberflächliche Schnitte – sie verlangt nach einer gründlichen Arbeit an der Wurzel des Problems. In meiner Arbeit mit der Bernhardt-Methode konzentriere ich mich darauf, durch die Nutzung der Neuroplastizität des Gehirns – die Fähigkeit unseres Gehirns, sich kontinuierlich zu verändern und zu entwickeln – positive Denkweisen zu fördern und negative synaptische Verbindungen zu schwächen. Dieser Artikel bietet einen Einblick in die Welt der Benzodiazepine und stellt gleichzeitig eine alternative Methode zur Bewältigung von Angst- und Panikstörungen vor, die im Einklang mit meinen Ansätzen steht.

Benzodiazepine – alles Wichtige in 30 Sekunden

  • Verwendungszweck: Häufig verschrieben für Angst- und Schlafstörungen sowie als Notfallmedikation.
  • Wirkungsweise: Diese Medikamente wirken durch die Verstärkung der GABA-Funktion im Zentralnervensystem, was zu Angstreduktion und Beruhigung führt.
  • Wirkungsdauer und -einsetzung: Variieren je nach spezifischer Benzodiazepin-Art und deren Halbwertszeit.
  • Risiken und Nebenwirkungen: Ein hohes Suchtrisiko, die Möglichkeit psychischer Störungen und unter anderem eine erhöhte Sturzgefahr (vor allem bei älteren Patienten) sind ernstzunehmende Bedenken.
  • Empfehlung zur Einnahmedauer: Ich empfehle, wenn überhaupt, die äußerst vorsichtige und kurzfristige Anwendung von Benzodiazepinen. Diese Medikamente lindern oft nur die Symptome, ohne die eigentlichen Ursachen von Angststörungen anzugehen. Mein Ansatz fokussiert auf die Nutzung der Neuroplastizität des Gehirns, um die Dominanz negativer und angstbehafteter Gedanken zu reduzieren und das Gehirn in Richtung positiver Denkweisen zu trainieren. Nur dies kann zu einer nachhaltigen Veränderung führen und das auch noch nebenwirkungsfrei.
  • Umgang mit Abhängigkeit: Bei einer bestehenden Abhängigkeit ist eine schrittweise Dosisreduktion unter ärztlicher Aufsicht notwendig, begleitet von einer Behandlung der zugrundeliegenden Ursachen und Suchtfaktoren.

Was sind Benzodiazepine?

Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente, die vor allem in der Behandlung von Schlaf- und Angststörungen eine zentrale Rolle spielen. Statistiken weisen darauf hin, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland im Laufe ihres Lebens mit einer Form von Angststörung konfrontiert wird, einschließlich Schlafstörungen, Phobien oder Panikattacken. In diesen Fällen werden Benzodiazepine aufgrund ihrer raschen Wirkung häufig verschrieben, wodurch Angstzustände schnell abklingen, und Entspannung eintritt.

Die Geschichte der Benzodiazepine begann mit der Entwicklung des Wirkstoffs Chlordiazepoxid im Jahr 1957, gefolgt von der Markteinführung von Diazepam, besser bekannt als Valium®, im Jahr 1963. Diese Medikamente bildeten den Grundstein für die Entwicklung zahlreicher weiterer Benzodiazepine.

Ihre breite Anwendungspalette reicht von angstlösenden und schlaffördernden Eigenschaften bis hin zur Anwendung bei Krampfanfällen und Muskelentspannung. Dies macht sie zu einem vielseitigen Werkzeug in verschiedenen medizinischen und therapeutischen Bereichen. Zur Bekämpfung von Angsterkrankungen werden oft Benzodiazepine wie Diazepam (Valium®) und Lorazepam (Tavor®, in Österreich und der Schweiz als Temesta® bekannt) eingesetzt. Diese Medikamente entfalten innerhalb von etwa 20 Minuten ihre angstlösende und entspannende Wirkung. Spezielle Benzodiazepin-Analoga, wie Zolpidem und Zopiclon, werden primär zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt.

Anwendungsfelder von Benzodiazepinen im Überblick

  • Angststörungen: Linderung akuter Angstzustände und Panikattacken
  • Schlafstörungen: Behandlung von Einschlaf- und Durchschlafproblemen
  • Präoperative Sedierung: Beruhigung vor chirurgischen Eingriffen
  • Alkoholentzug: Unterstützung bei Entzugssymptomen
  • Epilepsie: Kontrolle von Krampfanfällen
  • Muskelentspannung: Anwendung bei Muskelkrämpfen und -verspannungen
  • Behandlung von bipolaren Störungen: Einsatz bei manischen Episoden
  • Narkoseeinleitung: Verwendung in der Anästhesie

Allerdings birgt die Nutzung von Benzodiazepinen ein beträchtliches Suchtrisiko, selbst bei kurzfristiger Einnahme und geringer Dosierung. Dieser Aspekt führt zu einer kritischen Betrachtung ihrer Verwendung in der medizinischen und therapeutischen Praxis. Benzodiazepine werden je nach ihrer Wirkdauer als kurz-, mittel- oder langwirkende Medikamente eingeteilt und entsprechend ihres Wirkungsprofils als Anxiolytika oder Hypnotika eingesetzt.

Benzodiazepine mit einer „ultrakurzen“ Wirkdauer, die eine Halbwertszeit von unter fünf Stunden haben, werden oft zur Linderung von Einschlafproblemen oder zur Beruhigung vor operativen Eingriffen verwendet. Eine andere Kategorie umfasst die „kurzwirksamen“ Benzodiazepine, bei denen es bis zu zehn Stunden dauert, bis der Körper die Hälfte des Wirkstoffs abgebaut hat. Diese werden häufig bei leichten Schlafstörungen eingesetzt. Die „mittellangwirksamen“ Benzodiazepine zeichnen sich durch eine Halbwertszeit von zwölf bis 24 Stunden aus. Sie sind besonders hilfreich bei Personen, die Probleme haben, durchzuschlafen und häufig aufwachen.

Schließlich gibt es noch die „langwirksamen“ Benzodiazepine, deren Halbwertszeit über 24 Stunden beträgt. Diese werden oft in der Behandlung von starken Angstzuständen, anhaltender Anspannung und bei bestimmten Formen von Epilepsie eingesetzt. 

Arzt, der ein Rezept zu Medikamenten aufschreibt.
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Darreichungsformen von Benzodiazepinen: Ein Überblick

Tabletten:

  • Standardform für viele Patienten
  • Retard-Tabletten für eine verzögerte Wirkstofffreisetzung

Flüssige Formen (Tropfen/Saft):

  • Ideal für Personen mit Schluckbeschwerden
  • Ermöglicht feine Dosierungsanpassungen

Fertigspritzen:

  • Einsatz bei akuten Krampfanfällen
  • Direkte Verabreichung in die Backentasche für eine schnelle Aufnahme über die Mundschleimhaut

Nasensprays:

  • Schnelle Aufnahme des Wirkstoffs durch die Nasenschleimhaut

Zäpfchen/Rektallösungen:

  • Geeignet bei Übelkeit und Erbrechen
  • Schnelle Wirkstoffaufnahme über die Darmschleimhaut

Intravenöse/intramuskuläre Verabreichung:

  • Häufig in Krankenhäusern angewendet
  • Für eine schnelle und effektive Behandlung

Wirkung von Benzodiazepinen

Benzodiazepine, oft einfach als „Benzos“ bezeichnet, haben eine signifikante Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Ihr Wirkmechanismus basiert auf der Interaktion mit den GABA-Rezeptoren im Gehirn. Indem sie sich an diese Rezeptoren binden, verstärken sie die Effekte von Gamma-Aminobuttersäure (GABA), dem wichtigsten hemmenden Neurotransmitter im Gehirn. Diese Verstärkung resultiert in einer Reduzierung der neuronalen Erregbarkeit, was zu beruhigenden, angstlösenden und schlaffördernden Wirkungen führt.

Die Rolle von GABA im Nervensystem besteht darin, die Übertragung von Nervensignalen zu dämpfen, wodurch eine beruhigende Wirkung erzielt wird. Benzodiazepine intensivieren diese hemmende Wirkung, was die Erregbarkeit der Nervenzellen weiter reduziert. Diese verminderte neuronale Aktivität zeigt sich in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns auf verschiedene Weise. So führt beispielsweise die Dämpfung von Nervenzellen im limbischen System, dem Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Emotionen wie Angst zuständig ist, zu einer Reduzierung von Angstgefühlen. Ebenso bewirkt die Hemmung von Nervenzellen im Hirnstamm beruhigende und schlaffördernde Effekte, während die Hemmung im Rückenmark zur Muskelentspannung beiträgt. Bei der Behandlung von Krampfanfällen helfen bestimmte Benzodiazepine, das Gleichgewicht zwischen erregten und gehemmten Nervenzellen wiederherzustellen.

Ein spezifischer Aspekt der Wirkung von Benzodiazepinen ist ihre Fähigkeit, eine anterograde Amnesie auszulösen, die dazu führt, dass sich Patienten nicht an Ereignisse während der Wirkungsdauer erinnern können. Dieser hypnotische Effekt ist besonders relevant bei der Verwendung von Benzodiazepinen in der Anästhesie. 

Häufige Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Benzodiazepinen

Benzodiazepine wirken zwar relativ schnell und führen somit zu einer schnellen Abhilfe, können jedoch insbesondere bei älteren Menschen und bei längerem Gebrauch problematische Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten gehören Schläfrigkeit, Schwindel, verminderte Koordinationsfähigkeit und Verwirrung. Diese Effekte erhöhen das Sturzrisiko und können zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.

Speziell bei Personen über 65 Jahren können Benzodiazepine paradoxe Reaktionen wie Erregung, Unruhe und depressive Zustände auslösen, also genau jene Symptome, die eigentlich mit Benzodiazepinen gelindert werden sollen. Diese könnten fälschlicherweise, als Anzeichen einer Demenz interpretiert werden. Auch psychomotorische Verlangsamung, eingeschränkte Merkfähigkeit und Beeinträchtigungen der Lernfähigkeit sind mögliche Nebenwirkungen. Besonders bei langwirksamen Benzodiazepinen können diese Effekte noch am Folgetag spürbar sein. Eine Reduktion oder das Absetzen von Benzodiazepinen kann bei älteren Patienten zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Alter Frau, die auf ein e Medikamentenschreibung schaut

Alle Nebenwirkungen von Benzodiazepinen auf einen Blick

  • Schläfrigkeit: Häufiges Auftreten von Müdigkeit und Benommenheit
  • Schwindel: Gefühl der Instabilität und Desorientierung
  • Verminderte Koordinationsfähigkeit: Schwierigkeiten bei der Bewegungskoordination
  • Verwirrung: Mentale Desorientierung und Verwirrtheitszustände
  • Erhöhtes Sturzrisiko: Besonders bei älteren Menschen
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Einschränkungen in Denkprozessen und Gedächtnisleistung
  • Paradoxe Reaktionen: Unruhe, Erregung und depressive Zustände, besonders bei Senioren
  • Psychomotorische Verlangsamung: Verzögerungen in der psychischen und motorischen Reaktion
  • Eingeschränkte Merkfähigkeit: Beeinträchtigungen beim Speichern neuer Informationen
  • Langfristige kognitive Einschränkungen: Möglicher Zusammenhang mit Demenzrisiko
  • Entzugserscheinungen beim Absetzen: Angst, Schlafstörungen, Gereiztheit, Kopfschmerzen, erhöhte Sensibilität, Kribbeln, Tinnitus, Schwindel, Konzentrationsprobleme, Wahrnehmungsverzerrungen
  • Rebound-Effekt: Wiederkehren der ursprünglichen Symptome nach dem Absetzen.
  • Risiken in der Schwangerschaft: Mögliche Anomalien beim Fötus, Risiken für das ungeborene Kind oder den Säugling wie Schläfrigkeit und Atemdepression
  • Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit: Erhöhtes Unfallrisiko, besonders in Kombination mit Alkohol

Wenn Benzodiazepine zusammen mit anderen Substanzen eingenommen werden, die ebenfalls eine sedierende Wirkung haben, kann dies zu schwerwiegenden und gefährlichen Konsequenzen führen. Die Kombination von Benzodiazepinen mit Stoffen wie Alkohol, Barbituraten, Opiaten, bestimmten Antidepressiva oder Antihistaminika verstärkt ihre dämpfende Wirkung auf das Nervensystem erheblich. Diese Verstärkung kann in extremen Fällen zu einem Atemstillstand oder sogar zu einem Herzstillstand führen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Patienten und medizinisches Fachpersonal sich dieser potenziellen Wechselwirkungen bewusst sind und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die gleichzeitige Verwendung von Benzodiazepinen mit anderen sedierenden Substanzen sollte stets unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu minimieren. 

Wann sollten Benzodiazepine auf keinen Fall genommen werden?

In bestimmten medizinischen Befunden und unter spezifischen Umständen ist die Einnahme von Benzodiazepinen nicht empfehlenswert und kann sogar gefährlich sein. Diese Medikamente können in Kombination mit anderen Medikamenten riskante Wechselwirkungen hervorrufen oder bestehende Krankheiten im Worst Case verschlimmern.

Eine besondere Vorsicht ist bei Patienten mit schweren Lungenerkrankungen wie fortgeschrittener COPD geboten. Benzodiazepine können die Atmungsfunktion beeinträchtigen und in Verbindung mit Opioiden die Atembeschwerden verschärfen.

Für Personen mit Ataxien sind Benzodiazepine nicht geeignet, da diese Medikamente die Bewegungs- und Koordinationsprobleme, die durch geschädigte Nerven oder Hirnregionen verursacht werden, weiter verschlimmern können.

Menschen mit Myasthenia gravis, einer Autoimmunerkrankung, die Muskelschwäche verursacht, sollten ebenfalls auf Benzodiazepine verzichten. Die muskelentspannende Wirkung von Benzodiazepinen kann die Symptome dieser Erkrankung negativ beeinflussen.

Bei Personen mit bekannter Suchterkrankung ist die Verwendung von Benzodiazepinen mit hohem Risiko verbunden. Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials dieser Medikamente sind Menschen mit einer Vorgeschichte von Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch besonders gefährdet.

Zuletzt sollten Benzodiazepine bei Allergien gegen diese Medikamente oder ihre Bestandteile vermieden werden.

Gefahren: Langzeitfolgen und Abhängigkeitsrisiko von Benzodiazepinen

Langfristige Anwendung von Benzodiazepinen kann zu Toleranz, Abhängigkeit und Entzugssymptomen führen. Das Abhängigkeitsrisiko ist besonders hoch, wenn die Medikamente in hohen Dosen oder über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Bei einem plötzlichen Absetzen der Medikamente können heftigste Entzugserscheinungen auftreten. Mögliche Symptome beim Entzug umfassen Angst, Schlafstörungen, Gereiztheit, Kopfschmerzen, eine gesteigerte Sensibilität gegenüber Licht und Geräuschen, Kribbeln, Tinnitus, Schwindel, Konzentrationsprobleme und Wahrnehmungsverzerrungen. In einigen Fällen kann das plötzliche Absetzen sogar zu Krampfanfällen führen.

Die Wahrscheinlichkeit von Entzugserscheinungen steigt mit der Dauer der Einnahme, der Höhe der Dosierung und bei langwirksamen Benzodiazepinen. Zu den milderen Formen des Entzugs gehört der sogenannte Rebound-Effekt. Dieser tritt auf, wenn nach kurzer Einnahme von Benzodiazepinen vorübergehend ähnliche Symptome wie die ursprünglich behandelten Beschwerden auftreten, wie Schlafprobleme oder Angstzustände. Solche Symptome können zur erneuten Einnahme des Medikaments verleiten, insbesondere wenn Patienten über diesen Effekt nicht aufgeklärt sind. 

Umgang mit Benzodiazepinabhängigkeit

Die Notwendigkeit einer umgehenden und gründlichen Behandlung ist entscheidend, wenn man mit einer Abhängigkeit von Benzodiazepinen zu kämpfen hat. Für Betroffene ist es oft der sicherste und effektivste Weg, diese Medikamente langsam und kontrolliert zu reduzieren, anstatt die Einnahme abrupt zu beenden. Ein plötzliches Absetzen könnte zu intensiven Entzugserscheinungen führen. Daher wird eine graduelle Verminderung der Dosierung empfohlen. Dieser Prozess des langsamen Ausschleichens ist besonders wichtig, da Benzodiazepine teilweise sehr lange im Körper verbleiben. Der Entzug aus Benzodiazepinen kann somit eine längere Zeitspanne in Anspruch nehmen als beispielsweise der von Alkohol, unter Umständen mehrere Wochen, bis der Körper vollständig gereinigt ist.

Darüber hinaus sind psychologische Unterstützung und andere Begleitmaßnahmen wichtige Elemente im gesamten Therapieprozess.

Wichtig: Sollten Sie aktuell Psychopharmaka einnehmen, unterlassen Sie es bitte, diese eigenmächtig abzusetzen.

Ein solches Vorgehen sollte stets in Absprache mit ihrem Hausarzt erfolgen und unter dessen Aufsicht stehen, um einen sicheren und erfolgreichen Entzug zu erreichen.

Arztgespräch mit Patientin
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Alternative Methode für Angststörungen

Im Kontext der bisherigen Diskussion über Benzodiazepine und deren Rolle in der Behandlung von Angststörungen möchte ich einen alternativen Ansatz vorstellen: die Bernhardt Methode. Diese Methode, die ich gemeinsam mit meiner Frau Daniela Bernhardt am Institut für moderne Psychotherapie in Berlin entwickelt habe, bietet einen innovativen Ansatz zur Überwindung von Angstzuständen, der sich grundlegend von der kurzfristigen Symptomlinderung durch Benzodiazepine unterscheidet.

Mein Buch „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“, das weltweit Anerkennung gefunden hat, präsentiert die Methode einem breiten Publikum. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass das Gehirn – entgegen früheren Annahmen – eine beeindruckende Fähigkeit zur Veränderung und Anpassung besitzt, bekannt als Neuroplastizität. Diese Erkenntnis eröffnet neue Perspektiven in der Angsttherapie, die über traditionelle Methoden wie Medikamenteneinnahme hinausgehen.

Während Benzodiazepine zwar schnelle Linderung bieten können, stehen sie oft in der Kritik, da sie nicht die tief verwurzelten Ursachen der Angst adressieren und mit einem hohen Risiko für Nebenwirkungen und Abhängigkeit einhergehen. Im Gegensatz dazu zielt die Bernhardt Methode darauf ab, die neuronalen Grundlagen der Angst zu verändern. Wir haben festgestellt, dass durch diese Herangehensweise über 70% unserer Patienten ihre Panikattacken in weniger als sechs Sitzungen vollständig überwinden konnten – ein Zeugnis für die Wirksamkeit dieses Ansatzes.

Die Bernhardt Methode verzichtet auf traditionelle Konfrontationstherapien und Medikamente und setzt stattdessen auf spezifische mentale Übungen und Techniken, die auf der modernen Hirnforschung basieren. Diese Übungen sind darauf ausgerichtet, das Gehirn neu zu trainieren und somit Angst und Panik langfristig zu reduzieren. Indem wir das Gehirn dazu anregen, positive Gedankenmuster zu entwickeln und zu stärken, unterstützen wir unsere Patienten dabei, ihre Ängste dauerhaft zu überwinden. Bedenken Sie zudem, dass Angststörungen in der Regel nichts anderes sind als Liebesdienste ihrer Psyche. Ihr Unterbewusstsein möchte sie damit auf irgendeine Situation in Ihrem Leben hinweisen, die längst der Veränderung bedarf.

Es ist weder die Gesellschaft noch ein Arzt oder Ihre Familie, die letztlich darüber bestimmen, was Sie in Ihrem Leben tun oder lassen. Sie allein haben die Kontrolle darüber, ob Sie bestimmte Medikamente einnehmen, in einer unbefriedigenden Beziehung bleiben, einem unerfüllenden Beruf nachgehen oder sich in einem Umfeld aufhalten, das Ihnen nicht den gebührenden Respekt und die Liebe bietet.

Dies soll keinesfalls als Schuldzuweisung verstanden werden. Vielmehr geht es darum, Ihnen zu zeigen, wie Sie den Weg aus Angst und Unsicherheit finden und Ihr Leiden ein für alle Mal beenden können. Dieser Schritt in ein freies und unbeschwertes Leben setzt voraus, dass Sie bereit sind, die volle Verantwortung für Ihr eigenes Leben zu übernehmen und die Angst vor Veränderungen hinter sich zu lassen. Viele Menschen verharren aus Angst vor Veränderung in unerträglichen Lebensumständen, doch das muss nicht so sein.

Für alle, die an einer tiefgreifenden und langanhaltenden Lösung für ihre Angststörungen interessiert sind und eine Alternative zu den herkömmlichen medikamentösen Behandlungen suchen, biete ich einen detaillierten Einblick in die „10-Satz-Methode“, eine spezielle Technik der Bernhardt Methode. Diese Methode ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Ansatzes und hat bereits zahlreichen Menschen geholfen, ihre Angststörungen effektiv zu bewältigen. Um mehr über diese Methode zu erfahren, empfehle ich Ihnen, unseren Artikel zur 10-Satz-Methode zu lesen.

Frau, lächelnd mit Laptop
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Fazit: Besser langfristige Heilung statt kurzfristiger Linderung

Als Experte auf dem Gebiet der Angstbewältigung habe ich beobachtet, dass Benzodiazepine zwar eine schnelle Linderung bei Angstsymptomen bieten können, jedoch häufig nur eine kurzfristige Lösung darstellen. Diese Medikamente mögen vorübergehend die Symptome reduzieren, aber sie packen das Problem nicht an der Wurzel. Zudem bringt diese schnelle Abhilfe eine Vielzahl von Nebenwirkungen mit sich, über die ich ausführlich in diesem Text gesprochen habe. Jeder, der darüber nachdenkt, Benzodiazepine zu verwenden, sollte sich gründlich überlegen, ob die kurzzeitigen Erleichterungen die zahlreichen potenziellen Risiken und langfristigen Folgen wirklich wert sind.

Glücklicherweise existieren alternative Ansätze, wie die von mir entwickelte Bernhardt-Methode, die eine langfristige Lösung für Angststörungen bieten können. Diese Ansätze erfordern Engagement und Arbeit, aber sie konzentrieren sich darauf, die tieferliegenden Ursachen der Angst zu behandeln, anstatt sich nur auf die Symptomlinderung zu beschränken. Für all jene, die nach dauerhaften Veränderungen und echten Fortschritten im Umgang mit ihren Angststörungen streben, bietet die Bernhardt-Methode einen hoffnungsvollen und effektiven Weg.

Ich lade Sie herzlich ein, mehr über die Bernhardt-Methode zu erfahren und zu entdecken, wie sie Ihnen helfen kann, Ihre Angststörungen effektiv zu überwinden. Unser Videokurs bietet Ihnen die notwendigen Werkzeuge und Erkenntnisse, um auf dem Weg zu einem angstfreieren Leben voranzuschreiten.

Eines meiner Lieblingszitate von Albert Einstein bringt es treffend auf den Punkt: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Über den Autor

Klaus Bernhardt leitet zusammen mit seiner Frau Daniela Bernhardt das Institut für moderne Psychotherapie in Berlin.​ Gemeinsam arbeiten sie dort mit Ärzten, Neurowissenschaftlern und psychologischen Psychotherapeuten daran, die Behandlungsdauer von psychischen Erkrankungen deutlich zu verkürzen. Ziel ist es zudem, den Einsatz von Psychopharmaka weitgehend zu vermeiden, da diese häufig zu Nebenwirkungen führen können, die Betroffene zusätzlich belasten.