Wenn die Angst zur ständigen Begleitung wird und Panikattacken den Alltag dominieren, suchen viele Betroffene nach Techniken und Strategien für den Alltag, um Erleichterung zu erfahren. Immer wieder hört man in dem Zusammenhang, dass Yoga dabei helfen kann, Ängste zu reduzieren und innere Ruhe zu finden. Doch ist Yoga wirklich die Lösung bei Angststörungen, oder bietet es nur eine kurzfristige Entlastung? Welche wahren Ursachen liegen hinter einer Angststörung?
In diesem Artikel gehe ich auf die tatsächliche Wirkung von Yoga bei Angststörungen und Panikattacken ein. Außerdem erkläre ich, warum es wichtig ist, die wahren Ursachen der Angst loszuwerden, statt sich allein auf Entspannungstechniken zu verlassen. Eines ist jedoch klar: Yoga kann eine wertvolle Hilfe sein – wenn es Teil eines umfassenden Ansatzes ist, der sowohl Körper als auch Geist anspricht.
Yoga gegen Angststörung: Alle Themen im Überblick
Alles Wichtige in 30 Sekunden
- Yoga hilft bei der kurzfristigen Linderung von Ängsten und Panikattacken durch Atemtechniken und Entspannungsübungen.
- Kundalini-Yoga zeigte in Studien bei 54,2 Prozent der Teilnehmer Verbesserungen bei Angststörungen, jedoch nicht so nachhaltig wie eine Psychotherapie.
- Negative Denkmuster verstärken Angstzustände – Yoga allein durchbricht diesen Kreislauf nicht dauerhaft.
- Eine langfristig erfolgreiche Behandlung erfordert die Auseinandersetzung mit den wahren Ursachen wie medikamentöse Nebenwirkungen, anhaltend negatives Denken oder übersehene psychische Warnsignale.
Wie wirkt Yoga gegen Angststörung?
Yoga wirkt beruhigend auf das vegetative Nervensystem, indem es den Sympathikus, der für Kampf- oder Fluchtreaktionen verantwortlich ist, dämpft und den Parasympathikus, der für Ruhe und Entspannung sorgt, aktiviert. Durch bewusste Atemübungen (Pranayama) und verschiedene Körperhaltungen (Asanas) können Stresshormone reduziert und die körperliche Anspannung gelöst werden.
Dennoch spielen sich Ängste oft vor allem im Kopf ab. Immer wiederkehrende, angstbesetzte, kreisende Gedanken wie „Was passiert, wenn ich eine Panikattacke bekomme?“ oder „Wie soll ich das alles schaffen?“ treiben Betroffene in den Kreislauf der Angst. Hier kann Yoga eine kurzfristige Entlastung bieten, indem es hilft, den Fokus von diesen Gedanken abzulenken und den Körper zu entspannen. Dennoch bleiben die wahren Ursachen der Angst damit unbehandelt.
Bevor ich näher auf die tieferliegenden Ursachen eingehe, möchte ich kurz die wissenschaftliche Studienlage zur Wirksamkeit von Yoga bei Angststörungen beleuchten.
Die wissenschaftliche Wirksamkeit von Yoga bei Angststörungen
Yoga wird oft als ein sanfter Weg angesehen, um Ängste zu mindern und die innere Balance wiederherzustellen. Doch wie effektiv ist Yoga tatsächlich bei der Behandlung von Angststörungen und was sagt die Wissenschaft zu diesem Thema?
Eine Studie des Fachmagazins JAMA Psychiatry, die im Deutschen Ärzteblatt vorgestellt wurde, untersuchte genau diese Frage. Die Studienteilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip auf drei Gruppen verteilt, um die Wirksamkeit verschiedener Behandlungen zu vergleichen.
- Die erste Gruppe erhielt eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die eine umfassende Herangehensweise beinhaltete, darunter Psychoedukation, kognitive Umstrukturierung, progressive Muskelentspannung, Sorgenexposition und In-vivo-Expositionsübungen.
- Die zweite Gruppe nahm an einem Kundalini-Yoga-Kurs teil, der von einem lokalen Yoga-Zentrum durchgeführt wurde. Kundalini-Yoga kombiniert Atemtechniken, meditative Übungen und Entspannungsphasen.
- Die dritte Gruppe erhielt Vorträge zu den Ursachen und Auswirkungen von Stress (Psychoedukation).
Die Studie kam zu erstaunlichen Ergebnissen: Bei 54,2 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die einen 12-wöchigen Kurs in Kundalini-Yoga absolvierten, zeigten sich spürbare Verbesserungen ihrer generalisierten Angststörung. Die Kombination aus Atemübungen, Entspannungsphasen und meditativen Elementen half vielen Betroffenen, zumindest kurzfristig Linderung zu erfahren.
Was ist Kundalini-Yoga?
Kundalini-Yoga ist eine Form des Yoga, die sich auf die Aktivierung der “Kundalini-Energie” konzentriert, die als schlafende spirituelle Energie im Körper betrachtet wird. Diese Yoga-Form kombiniert dynamische Atemtechniken (Pranayama), verschiedene Körperhaltungen (Asanas), Meditation und Mantras, um Körper und Geist in Einklang zu bringen. Die Idee dahinter ist, die innere Energie zu wecken und Blockaden zu lösen, was zu einem tieferen Bewusstsein und mehr innerer Ruhe führen soll.
Allerdings bleibt die Wirkung im Vergleich zu anderen therapeutischen Maßnahmen, wie der kognitiven Verhaltenstherapie, begrenzt. Letztere erreichte eine Erfolgsquote von 70,8 Prozent und zeigte vor allem langfristig stabilere Ergebnisse. Die Stressmanagement-Vorträge (Gruppe 3) zeigten die geringste Wirkung mit einer Erfolgsquote von 33 Prozent.
Wie auch in einem Spiegel-Artikel zu diesem Thema hervorgehoben wird, kann Yoga bei Angststörungen insbesondere dann sinnvoll sein, wenn man lange auf einen Therapieplatz warten muss. Es bietet eine gute Möglichkeit, den Körper zu stärken und Ruhe in stressreichen Phasen zu finden. Dennoch ersetzt es keine tiefgehende Therapie, die die eigentlichen Ursachen der Angststörung bearbeitet. Zu den wahren Ursachen einer Angststörung komme ich nun als Nächstes.
Was steckt wirklich hinter einer Angststörung?
Früher im Artikel habe ich bereits kurz anhaltend negatives Denken als einen wesentlichen Faktor angesprochen, der viele Menschen in einen Teufelskreis der Angst treibt. Gedanken wie „Was, wenn ich eine Panikattacke bekomme?“ oder „Wie soll ich das alles schaffen?“ wiederholen sich ständig im Kopf und schüren die Angst weiter. Dieses ständige Grübeln, oft verbunden mit einem negativen Blick in die Zukunft, verstärkt die Angstzustände.
Yoga kann, wie auch die wissenschaftliche Forschung belegt, kurzfristig dabei helfen, für etwas Ruhe zu sorgen und den Fokus von negativen Gedanken abzulenken. So wertvoll diese Entlastung auch sein mag, löst sie jedoch nicht das eigentliche Problem. Um den Kreislauf der Angst nachhaltig zu durchbrechen, müssen die negativen Denkmuster langfristig verändert werden.
Eine „mentale Umprogrammierung“ bietet schnelle Abhilfe. Wie das funktioniert, erfahren Sie in der ersten Folge des Videokurses „Endlich angstfrei!“, die Sie hier kostenlos ansehen können. In dem Kurs werden bewährte Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie vermittelt, die in Studien nachweislich effektiver als Yoga sind. Ergänzt wird dies durch Elemente der Akzeptanz- und Commitment-Therapie sowie weitere erprobte Methoden aus der Psychotherapie.
Aus diesen Erkenntnissen und jahrelanger Praxis mit Tausenden Angstpatienten wurde die Bernhardt-Methode entwickelt. Diese Methode, die Teil des Videokurses ist, entstand am Institut für moderne Psychotherapie in Berlin und hilft dabei, Ängste nachhaltig zu überwinden.
Medikamente: Ein unterschätzter Auslöser für Ängste
Ein weiterer, oft übersehener Auslöser von Angstzuständen sind Medikamente. Beispielsweise kann das häufig bei Schilddrüsenerkrankungen verschriebene Thyroxin als Nebenwirkung Angstzustände auslösen – besonders dann, wenn die Dosierung nicht optimal eingestellt ist. Viele Betroffene bemerken nicht, dass ihre Ängste möglicherweise durch die Medikation verstärkt werden. Paradoxerweise können auch Medikamente, die eigentlich gegen Ängste helfen sollen, wie Benzodiazepine oder Antidepressiva wie Fluoxetin oder Citalopram, diese verstärken und sehr unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Deshalb ist es wichtig, bei plötzlich auftretenden Ängsten die eigene Medikation im Blick zu behalten und Rücksprache mit dem Arzt zu halten.
Missachtete psychische Warnsignale
Die Psyche gibt in der Regel früh Anzeichen, wenn etwas im Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist. Diese Signale reichen von Konzentrationsproblemen über Antriebslosigkeit bis hin zu körperlichen Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden oder Druckgefühlen im Brustbereich. Leider werden diese Warnsignale häufig ignoriert oder als Stress abgetan, bis die Angst sich weiter verfestigt. Wer auf diese frühen Anzeichen achtet und frühzeitig handelt, kann oft verhindern, dass sich eine ernsthafte Angststörung entwickelt. Doch wenn die Signale über einen längeren Zeitraum ignoriert werden, kann die Psyche schließlich nicht mehr anders, als in eine Angststörung zu münden.
Es ist also klar: Eine Angststörung hat oft mehr als nur eine Ursache und viele Ursachen bleiben lange unbehandelt, was die Angststörung nur verstärkt. Im Buch „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“ werden viele weitere Ursachen für Angststörungen ausführlich beschrieben.
+++ Alle Artikel zum Thema Auslöser von Angststörungen auf dem Blog +++
Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Ursachen und Auslöser von Angststörungen sowie mögliche Therapieansätze:
Fazit: Warum Yoga bei Angststörung allein nicht ausreicht
Yoga kann eine wertvolle Unterstützung im Umgang mit Angststörungen sein, da es hilft, den Körper zu entspannen und die Gedanken für kurze Zeit zur Ruhe zu bringen. Doch aus meiner Erfahrung als Psychiaterin kann ich nur sagen: Es reicht allein nicht aus, um die eigentlichen Ursachen einer Angststörung zu bewältigen. Studien zeigen, dass Yoga zwar durchaus wirksam sein kann bei Angststörungen, aber langfristiger Heilungserfolg mit einer fundierten Therapie bei einem professionellen Therapeuten erzielt wird. Langfristig müssen negative Denkmuster und andere Auslöser wie eine schädliche Medikation angegangen werden, um die Angst loszuwerden.
Wer seine Ängste gezielt angehen möchte, findet in der Kombination aus körperlicher Entspannung, mentaler Umprogrammierung und professioneller Unterstützung den besten Weg zu einem angstfreien Leben. Probieren Sie gerne den Videokurs „Endlich Angstfrei“ aus, um einen ersten Schritt in diese Richtung zu machen und die Bernhardt-Methode kennenzulernen.
FAQ - Häufig gestellte Fragen bei Yoga gegen Angststörung
Kundalini-Yoga hat sich in Studien als besonders wirksam gegen Angstzustände erwiesen. Es kombiniert Atemtechniken (Pranayama), meditative Übungen und Körperhaltungen (Asanas), die helfen, das Nervensystem zu beruhigen und Stress abzubauen. Dennoch sollte Yoga als ergänzende Maßnahme betrachtet werden, da es oft nicht ausreicht, um die wahren Ursachen einer Angststörung zu beseitigen.
Atemübungen wie die Wechselatmung (Nadi Shodhana) und beruhigende Körperhaltungen wie die Kindshaltung (Balasana) oder die Totenstellung (Savasana) sind besonders effektiv, um Angstzustände zu lindern. Diese Übungen helfen, den Sympathikus zu dämpfen und den Parasympathikus zu aktivieren, was den Körper in einen Zustand der Entspannung versetzt.
Yoga kann helfen, Angstzustände zu lindern, indem es den Geist beruhigt und den Körper entspannt. Viele Betroffene berichten, dass regelmäßige Yoga-Praxis ihre Panikattacken und Ängste reduziert hat. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass Yoga oft nur eine vorübergehende Erleichterung bietet und die tieferliegenden Ursachen wie negative Denkmuster oder unverarbeitete Traumata weiterhin angegangen werden müssen.
Um eine Angststörung nachhaltig zu überwinden, ist es entscheidend, die Ursachen zu erkennen und zu behandeln. Eine Kombination aus therapeutischen Ansätzen wie kognitiver Verhaltenstherapie, die bewährte Techniken zur Umstrukturierung von negativen Gedanken bietet, und unterstützenden Maßnahmen wie Yoga kann effektiv sein. Yoga hilft kurzzeitig, die Psyche zu beruhigen, ersetzt jedoch keine tiefgehende therapeutische Behandlung.