Vom Roemheld-Syndrom spricht man, wenn sich bei Menschen viel Gas in Magen und Darm ansammelt und nachfolgend Symptome wie bei einer Angststörung beobachtet werden. Das können z.B.: Hitzewallungen, Atemnot, Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Angstzustände, Schwindel, Schlafstörungen oder Herzstolpern sein, sogenannte Extrasystolen.
Das Roemheld-Syndrom ist benannt nach seinem Entdecker, dem Internisten Ludwig von Roemheld. Dieser machte Anfang des 20. Jahrhunderts eine spannende Beobachtung: Er fand heraus, dass Menschen, die häufig über Blähungen und Aufstoßen klagen, auch überdurchschnittlich oft mit Symptomen zu kämpfen haben, die ansonsten nur bei Angstpatienten auftreten. Auf der Suche nach den Ursachen für dieses merkwürdige Phänomen entdeckte er eine wichtige und bis zum heutigen Tag oft übersehene Erklärung dafür, warum Ängste scheinbar ohne Grund aus dem Nichts entstehen können.
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Was passiert beim Roemheld-Syndrom im Bauch?
Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Lebensmittel gegessen, das bekannt dafür ist, Blähungen zu verursachen. Die übermäßige Luftansammlung im Magen-Darm-Trakt sorgt nun dafür, dass das Zwerchfell nach oben gedrückt wird und so direkt oder indirekt Druck auf das Herz ausgeübt wird. Bei etwas empfindlicheren Menschen können dadurch unterschiedlichste Herzbeschwerden entstehen. Manche klagen dann z.B. über Schmerzen, die einer Angina Pectoris ähneln, andere berichten von Herzstolpern und selbst kurzzeitige Ohnmachtsanfälle werden gelegentlich beobachtet.
Was hilft gegen das Roemheld-Syndrom?
Es ist relativ einfach herauszufinden, ob auch Sie unter dem Roemheld-Syndrom leiden. Denn in diesem Fall führen weniger Blähungen und weniger Aufstoßen schnell zu deutlich weniger Ängsten. Allerdings gilt das nur dann, wenn Sie nicht schon längere Zeit mit Psychopharmaka gegen eine vermeintliche Angststörung vorgegangen sind, anstatt das Roemheld-Syndrom richtig zu behandeln. Denn in diesem Fall könnte es sein, dass Ihr Gehirn durch die falsche Behandlung so ungünstig vernetzt wurde, dass sich inzwischen tatsächlich eine Angststörung entwickelt hat. Aber keine Sorge, auch für diesen Fall gibt es inzwischen eine Methode, mit der Sie schnell wieder angstfrei durchs Leben gehen können. Mehr dazu finden etwas weiter unten. Ansonsten lautet unser Tipp: Vergessen Sie Ihrer Gesundheit zuliebe Ihre guten Manieren und rülpsen und furzen nach Herzenslust. Auf diese Weise haben Blähungen keine Chance, so viel inneren Druck aufzubauen, dass das Zwerchfell auf das Herz drückt. Wenn Sie sich aus Rücksicht auf Familienmitglieder oder Arbeitskollegen nicht dazu durchringen können, können Sie stattdessen auch Ihre Ernährung umstellen, um für weniger Blähungen und damit weniger Angst zu sorgen.
Eine Ernährungsumstellung kann das Roemheld-Symdrom stoppen
Vermeiden Sie einmal testweise für 14 Tage alles, was bläht. Sollten Sie wirklich vom Roemheld-Syndrom betroffen sein, sollten Sie alleine durch einen veränderten Speiseplan eine deutliche Reduzierung Ihrer Angstsymptome verzeichnen können.
Eine Liste mit Lebensmitteln, die besonders häufig Blähungen verursachen sowie eine zweite Liste mit Lebensmittel, die kaum blähen, finden Sie etwas weiter unten in diesem Blogartikel. Da die erste Liste aber durchaus lang ist und ausgewogenes Essen auch viel mit Lebensqualität zu tun hat, habe ich noch 4 Tipps für Sie, mit denen Sie ebenfalls Blähungen extrem reduzieren können, selbst wenn Sie ihren Speiseplan nicht ganz so drastisch reduzieren.
Diese 4 Tipps helfen beim Roemheld-Syndrom
Tipp 1: Gluten meiden
Verzichten Sie testweise zuerst einmal für 7 Tage NUR auf alle glutenhaltigen Produkte, sprich: auf alles, was aus folgenden Getreidesorten hergestellt wird:
- Weizen
- Roggen
- Dinkel
- Gerste
- Hafer
Viele Menschen leiden nämlich unter einer nicht erkannten Glutenunverträglichkeit. Das liegt auch daran, dass die dafür vorhandenen Blut-Tests nur nachweisen, ob Sie Antikörper gegen Gluten entwickeln. Wie Ihr Körper und Ihr Gehirn aber ansonsten auf dieses Eiweiß reagieren, wird NICHT getestet. Doch zum Glück können Sie das ganz problemlos selbst testen: Beobachten Sie doch einmal ein paar Tage lang, ob und wie schnell Sie nach dem Essen müde werden und ob Ihre Konzentrationsfähigkeit nachlässt. Wie verhält es sich z.B. mit Ihrer Leistungsfähigkeit an Tagen, an denen Sie nur Gemüse und dazu vielleicht noch etwas Fisch oder Fleisch essen, im Vergleich zu solchen Tagen, an denen Sie zusätzlich noch beherzt in den Brotkorb greifen?
Ich für meinen Teil merke hier einen gravierenden Unterschied. Obwohl ich frisches Brot liebe, bin ich nach solchen Mahlzeiten längst nicht so konzentriert und leistungsfähig wie an den Tagen, an denen ich auf glutenhaltige Lebensmittel verzichte. Übrigens ist auch meine Verdauung an solchen Tagen wesentlich entspannter.
Tipp 2: In der richtigen Reihenfolge essen
Essen Sie einzelne Lebensmittel in der richtigen Reihenfolge und falls möglich getrennt voneinander – und lassen Sie zwischen den einzelnen Gängen immer ein wenig Pause. Nehmen wir z.B. ein saftiges Stück Honigmelone, umwickelt mit Parmaschinken. Ich persönlich liebe diese Kombination, für viele Menschen jedoch ist sie ein Garant für Blähungen und Magenprobleme. Warum ist das so?
Würden Sie die Melone allein essen, wäre diese spätestens nach 30 Minuten vollständig verdaut. Wird sie aber zusammen mit dem Schinken gegessen, sieht das ganz anders aus. Dieser braucht nämlich wesentlich länger, um verdaut zu werden, und blockiert dadurch die schnelle Verdauung der Melone. Durch die längere Verweildauer fängt das Obst im Magen zu gären an und die dadurch entstehenden Gase drücken das Zwerchfell nach oben. Das wiederum führt bei empfindlichen Menschen zum bereits erwähnten Roemheld-Syndrom mitsamt seinen unangenehmen Begleiterscheinungen.
In der richtigen Reihenfolge essen bedeutet, essen Sie Lebensmittel mit hohem Wassergehalt zuerst! Genießen Sie deshalb Obst nicht als Nachtisch, sondern lieber als Vorspeise. Gönnen Sie sich dann eine kleine Pause und verzehren Sie erst danach die eiweiß- und fetthaltigen Lebensmittel. Sie werden sehen, Ihre Blähungen lassen sich dadurch deutlich reduzieren.
Tipp 3: Kümmel und Ingwer als Verdauungshelfer
Neben der Verwendung von Kümmel als Gewürz ist es auch sehr hilfreich, wenn Sie vor den Mahlzeiten einen Teelöffel frisch geraspelten Ingwer zu sich nehmen – beides reduziert die Anfälligkeit für Blähungen deutlich. Wem das zu scharf ist, der kann sich auch mit Ingwertee behelfen. Auch Fencheltee sowie eine Tee-Mischung aus Anis, Fenchel und Kümmel sind bekannt dafür, großen Gasansammlungen entgegenzuwirken.
Tipp 4: Auf regelmäßige Bewegung achten
Machen Sie Sport oder gehen Sie zumindest regelmäßig spazieren. Das stärkt die Zwerchfell-Muskulatur und je stärker diese ist, umso schwerer fällt es den Gasen im Magen-Darm-Trakt, Druck auf Ihr Herz auszuüben. Idealerweise kombinieren Sie natürlich alle 4 Tricks, dann müssen Sie nur auf ganz wenige, wirklich stark blähende Lebensmittel wie Bohnen, Lauch oder bestimmte Süßstoffe verzichten.
Zur Belohnung werden Sie wesentlich seltener müde sein und wer weiß, vielleicht reicht ja allein schon etwas mehr Bewegung, kombiniert mit einem neuen Essverhalten aus, um Sie von Ihren Angstattacken zu befreien.
Auf diese Lebensmittel sollten Sie beim Roemheld-Syndrom verzichten
- Hülsenfrüchte: Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen
- Gemüse: Zwiebeln, Lauch, Frühlingszwiebeln, Weißkohl, Rotkohl, Sauerkraut, Kohlrabi, Bärlauch
- Obst: Bananen, Birnen, Äpfel, Kiwi, Orangen, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Trockenfrüchte
- Getreideprodukte: Brot und Brötchen (auch Vollkorn!) Getreideflocken, Müsli, Gebäck, Vollkornreis
- Milchprodukte: Milch, Joghurt, fette Käsesorten
- Fleisch: Gans, Ente, fetter Schweinebraten
- Wurst: Salami sowie alle Wurstsorten mit viel Fett
- Getränke: Kohlensäurehaltige Getränke, Fruchtsäfte, Alkohol (Ausnahme: Rotwein in Maßen ist erlaubt)
- Zucker und Süßstoff: Haushaltszucker, Fruchtzucker, Milchzucker, Sorbit, Xylit
- Außerdem: Nüsse, Kerne, Pilze, scharfe Gewürze, Hefe sowie jede Form von Fastfood
Diese Lebensmittel können Sie problemlos essen
- Kalbfleisch, Hühnchen und Pute (ohne Fett und Haut)
- gekochte Kartoffeln oder Kartoffelpüree (keine Pommes!)
- einfache Suppen und Brühe
- gut gegartes Gemüse (z.B.: Tomaten, Möhren, Spinat)
- Magerquark
- stilles Wasser, Ingwertee, Fencheltee, Anistee, Kümmeltee.
Roemheld-Syndrom oft als Angststörung fehldiagnostiziert
Tatsache ist: So mancher Angstpatient wäre längst geheilt, wenn statt der Diagnose „Angststörung“ rechtzeitig die wahre Ursache von Angst und Panik erkannt worden wäre. Doch auch wenn zunächst „nur“ das Roemheld-Syndrom für die Hitzewallungen und das komische Gefühl in der Brust verantwortlich war, stellt sich mit der Zeit ein anderes Problem ein. Denn gerade diese Beschwerden lösen nicht selten die Angst aus, man könnte einen Herzinfarkt erlitten haben. Und je öfter sich dies wiederholt, desto mehr wird die Angst tatsächlich neuronal im Gehirn verankert. Waren Kurzatmigkeit, Hitzewallungen oder auch ein Engegefühl in der Brust anfänglich nur Symptome des Roemheld-Syndroms, so werden sie mit der Zeit zusätzlich auch psychosomatisch ausgelöst. Und zwar durch eine Angststörung, die darauf zurückzuführen ist, dass man sich zu oft Sorgen um seinen Gesundheitszustand gemacht hat.
Wenn die Angst bereits zu einem täglichen Begleiter geworden ist, ist es ratsam, so schnell wie möglich etwas dagegen zu unternehmen. Nur so lässt sich verhindern, dass sich das Roemheld-Syndrom zu einer generalisierten Angststörung entwickelt. Das muss übrigens nicht unbedingt mit Hilfe eines Psychiaters und Psychotherapeuten geschehen. Es ist auch möglich, mit Hilfe unseres Online-Videokurses „Endlich angstfrei!“ aktiv etwas gegen Angststörungen zu tun. Wenn Sie Interesse haben, verlinke ich Ihnen HIER die erste Folge des 52-teiligen Kurses kostenlos.
Sprechen Sie bei Verdacht auf das Roemheld-Syndrom unbedingt Ihren Arzt an!
Wer zu lange nichts gegen übermäßige Darmgase unternimmt, der wird immer wieder darüber nachdenken, ob nicht doch etwas anderes hinter den Schmerzen in Magen und Darm steckt. Jedes Völlegefühl und selbst eine vorübergehende Kurzatmigkeit veranlasst Betroffene dann fast zwangsläufig, den körperlichen und gegebenenfalls auch den seelischen Gesundheitszustand zu hinterfragen. Sprechen Sie deshalb Ihren Arzt direkt auf Ihren Verdacht an, dass auch bei Ihnen womöglich keine Angststörung, sondern nur ein Roemheld-Syndrom vorliegt. Je eher Sie hier Klarheit haben, umso eher können Sie die nötigen Schritte einleiten, in die eine, wie in die andere Richtung.
Carmen T.
Münster