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Was ist Emetophobie?
Emetophobie ist die Angst vor dem Erbrechen. Diese Angst umfasst nicht nur das eigene Erbrechen, sondern auch das Erbrechen anderer Menschen zu sehen oder zu hören oder Erbrochenes zu sehen. Natürlich findet das fast jeder Mensch unangenehm. Aber während die meisten Menschen z.B. das Erbrechen nach einer Krankheit schnell vergessen, sind Menschen mit Emetophobie ständig besorgt darüber.
Woran erkennt man, ob man eine Emetophobie hat?
Eine Emetophobie ist viel mehr, als nur bestimmte Situationen „eklig“ zu finden. Betroffene haben ständig Angst davor, sich selbst zu übergeben oder Zeuge zu werden, wie jemand anderes dies tut. Selbst das Lesen dieses Textes erfordert von einem Emetophobiker große Selbstüberwindung.
Viele wissen nicht einmal, dass sie an einer Angststörung leiden, sondern glauben, dass sie in bestimmten Situationen einfach besonders empfindlich sind. Andere sind sich ihrer Emetophobie bewusst, sprechen aber dennoch nicht darüber, weil es ihnen unangenehm ist und das Thema bereits körperliche und psychische Probleme auslösen kann.
Emetophobie Test
Wenn Sie unter Emetophobie leiden, bereitet Ihnen allein schon der Gedanke an das Folgende Angst, Schrecken und Scham:
- Eigenes oder fremdes Erbrochenes
- Wörter hören oder sagen, die mit Erbrechen zu tun haben
- In der Nähe von Lebensmitteln oder Getränken sein, die in der Vergangenheit Erbrechen verursacht haben
- Eine Magen-Darm-Erkrankung zu haben
- Die Kontrolle zu verlieren
Wenn mindestens drei der oben genannten Dinge Ihnen starkes Unbehagen bereiten, dann leiden Sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an einer Emetophobie. Diese Angst kann das Leben erheblich beeinträchtigen. Sie erschwert das Entspannen, schränkt soziale Aktivitäten ein und kann sogar dazu führen, dass vollwertige Mahlzeiten gemieden werden. Ständig auf der Hut zu sein, kann unglaublich belastend sein und den Alltag stark einschränken. Aber zum Glück gibt es Mittel und Wege, die helfen.
Wie häufig ist Emetophobie?
Die Angst vor dem Erbrechen betrifft etwa 0,1% der Bevölkerung, als jeden Tausendsten, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. In einer Stadt wie Berlin leben somit statistisch gesehen rund 3.650 Emetophobiker.
Eine Emetophobie grundsätzlich in jedem Alter auftreten. Viele Erwachsene hatten diese Angst sogar schon als Kinder. Mir scheint die angegebene Zahl übrigens zu gering, da wir allein in unserer Praxis schon sehr viele Menschen mit Emetophobie dabei helfen durften, ihre Angst loszuwerden. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass klassische Therapieansätze für Emetophobiker mitunter eine schlimme Zumutung sind. Doch dazu später mehr.
Woher kommt die Angst zu Erbrechen?
Die Angst vor dem Erbrechen hängt mit dem Gefühl des Kontrollverlusts zusammen. Während wir versuchen, unser Leben und unsere Umgebung zu kontrollieren, bleibt das Erbrechen unberechenbar. Diese fehlende Kontrolle kann die Angst vor dem Erbrechen verstärken.
Meist erinnern sich die Betroffenen daran, wie Sie sich in der Öffentlichkeit übergeben mussten – eine peinliche und verstörende Situation. Magen-Darm-Grippe, zu viel Alkohol oder eine Lebensmittelvergiftung. Das passiert. Doch für manche Menschen ist allein der Gedanke ans Erbrechen eine echte Horrorvorstellung. Einige hatten auch eine angsteinflößende Erfahrung, weil sie sich schlimm verschluckt haben oder eine Nacht mit unkontrollierbarem Erbrechen durchstehen mussten. Solche Erlebnisse können tief sitzen.
Eine Emetophobie, entsteht also meist nach einer negativen Erfahrung. Oft hängt sie auch mit anderen Ängsten oder psychischen Erkrankungen wie Essstörungen oder Zwangsstörungen zusammen.
Emetophobie schränkt das soziale Leben weitgehend ein
Alles, was Spaß macht und das Leben bereichert, wie zum Beispiel ein Urlaub im Ausland, wird von Betroffenen als potenzielle Gefahr eingestuft und deshalb gemieden. Dies führt im sozialen Umfeld oft zu Konflikten, da sich die Freizeitplanung stets nach den Ängsten der Betroffenen richten muss, was bei Partnern, Familienangehörigen und Freunden für Ärger sorgen kann.
Wichtig: Wenn Sie vermuten, dass jemand in Ihrem Umfeld an Emetophobie leidet, verurteilen Sie dessen Verhalten nicht. Emetophobie ist kein harmloser Tick, sondern eine ernstzunehmende Krankheit, die extreme Ängste bis hin zu Panikattacken verursachen kann. Unterstützen Sie die betroffene Person dabei, eine wirksame Therapie zu finden.
Wenn Sie an Emetophobie leiden, entwickeln Sie möglicherweise bestimmte Verhaltensmuster, um sich besser zu fühlen. Vielleicht schlafen Sie mit einem Handtuch oder gar Mülleimer neben dem Bett, falls Ihnen nachts übel wird. Oder Sie fühlen sich in einem bestimmten Raum Ihres Hauses oder sogar draußen am wohlsten.
Menschen mit der Angst vor dem Erbrechen neigen dazu, in jedem neuen Gebäude den direktesten Weg zur Toilette zu kennen. Lange Autofahrten können extrem stressig sein, und viele fühlen sich sicherer, wenn sie selbst fahren. Die Angst, dass jemand sehen könnte, wie sie sich übergeben, wenn sie nicht rechtzeitig eine Toilette erreichen, kann dazu führen, dass sie keine Passagiere mitnehmen wollen.
Symptome der Emetophobie
Wenn Sie an Emetophobie leiden und mit Übelkeit oder Erbrechen konfrontiert werden, werden Sie sich also wahrscheinlich wie folgt fühlen:
- Ängstlich
- Nervös
- Gestresst
- Panisch
- Überfordert
Diese Gefühle können zu körperlichen Symptomen führen wie:
- Erhöhte Herzfrequenz
- Zittern
- Übelkeit
- Beklemmungsgefühle
- Engegefühl in der Brust
- Schwindel oder Ohnmachtsgefühl
- Schluckbeschwerden
- Kribbeln an verschiedenen Stellen des Körpers
- Schweißausbrüche
- Derealisationsgefühle
- Hitzewallungen oder auch Kälteschauer
- Magenverstimmung
Wobei die Übelkeit und Magenprobleme, die Menschen mit Emetophobie erleben, sind häufige Symptome von Angst und können einen Teufelskreis auslösen. Sie haben Angst vor dem Erbrechen, diese Angst verursacht Übelkeit, und die Übelkeit verstärkt wiederum die Angst vor dem Erbrechen. Die Angst kann sich bis zu einer Panikattacke steigern, bei der Betroffene echte Todesangst verspüren. Schwindel, Herzrasen, Übelkeit, Atemnot und das Gefühl, die Kontrolle vollständig zu verlieren, überfallen die Betroffenen wie eine Flutwelle. Für jemanden, der nicht selbst unter dieser Angststörung leidet, ist dies kaum vorstellbar.
Forschungen zeigen übrigens, dass genau dieser Kreislauf durch eine übermäßige Empfindlichkeit und/oder einer Fehleinschätzung von Übelkeit und anderen gastrointestinalen Symptomen verursacht werden kann.
Weitere Anzeichen und Vermeidung
Besonders belastend für Betroffene ist, dass schon alltägliche Körperreaktionen wie Verdauungsgeräusche oder Hungergefühl als Auslöser der Angst reichen. Selbst ein kurzes Husten kann eine Kettenreaktion der Angst auslösen. Daher versuchen Menschen mit Emetophobie oft, Situationen zu umgehen, die irgendwie mit Erbrechen in Verbindung stehen könnten. So könnten bestimmte Verhaltensweisen auftreten, wie beispielsweise:
• Zusammenzucken oder die Augen schließen, wenn jemand Erbrechen auch nur erwähnt.
• Unverzüglich die nächste Toilette ausfindig machen, um in der Nähe zu bleiben.
• Häufiges Händewaschen.
• Mit einem Mülleimer oder ähnlichem Behältnis neben dem Bett schlafen.
• Lange Autofahrten, Bootstouren oder Achterbahnfahrten scheuen.
• Medikamente vermeiden, die Übelkeit oder Erbrechen als mögliche Nebenwirkung haben.
• Regelmäßiges Überprüfen auf Krankheitszeichen, wie das Messen der Temperatur.
• Strikte Begrenzung, was und wie viel gegessen werden darf.
• Überkochen von Lebensmitteln, um Bakterien abzutöten.
• Wegwerfen von Lebensmitteln, die nahe am Verfallsdatum sind.
• Neue Speisen und Getränke nicht zu probieren.
• Restaurants oder Lebensmittel zu vermeiden, die früher zu Erbrechen führten.
• Oder nur noch zu Hause zu essen.
• Den Kontakt zu kranken Personen oder Orten wie Krankenhäusern zu minimieren.
• Soziale Kontakte und Reisen einzuschränken.
• Eine Schwangerschaft zu vermeiden, um das Risiko von Morgenübelkeit auszuschließen.
Diese Verhaltensweisen sind typisch für Menschen, die versuchen, ihre Angst vor dem Erbrechen zu kontrollieren und sich sicherer zu fühlen. Diese ständige Wachsamkeit kann sehr belastend sein und das Leben stark einschränken.
Kann eine Emetophobie geheilt werden?
Ja, eine Emetophobie kann geheilt werden. Sie verschwindet zwar selten einfach so von alleine, aber mit einer geeigneten Therapie kann man sie sehr gut überwinden. Unbehandelt kann eine Emetophobie leider zu weiteren Ängsten und Essstörungen führen, wie Anorexia nervosa oder Agoraphobie. Menschen mit Emetophobie haben oft auch andere psychische Erkrankungen, wie Depressionen, generalisierte Angststörung, Zwangsstörungen oder soziale Angststörungen.
Ist Emetophobie eine psychische Krankheit?
Ja, die Emetophobie ist eine psychische Erkrankung. Für eine Diagnose müssen folgende vier Kriterien erfüllt sein:
- Intensive und unbegründete Angst:
Die Angst vor dem Erbrechen ist dauerhaft und steht in keinem Verhältnis zu einer angemessenen Angst. - Antizipatorische Angst:
Man neigt dazu, ständig über zukünftige Situationen oder Erfahrungen nachzudenken oder sie zu fürchten, die mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein könnten. - Vermeidung:
Man vermeidet aktiv das Erbrechen und alles, was dazu führen könnte. Dabei geht man notfalls bis zum Äußersten, um Erbrechen zu vermeiden. - Beeinträchtigung des Alltags:
Die Angst schränkt das tägliche Leben in irgendeiner Weise ein.
Wie kriegt man Emetophobie weg?
Emetophobie, also die Angst vor dem Erbrechen, gehört zu den spezifischen Phobien. Es gibt zu Glück verschiedene Wege und Therapiemethoden diese Angst zu behandeln. Meist wird eine kognitive Verhaltenstherapie, Expositionstherapie oder Medikamente verordnet. Zudem gibt es eine deutlich sanftere Alternative, auf die wir gleich noch eingehen werden.
Möglichkeiten eine Emetophobie zu behandeln
• Kognitive Verhaltenstherapie:
Diese Gesprächstherapie soll helfen, die Gedanken und Verhaltensweisen rund um die Angst zu bewältigen. Sie funktioniert meist gut, ist nur häufig sehr langwierig.
• Expositionstherapie:
Zur Konfrontationstherapie könnte ich Ihnen eine Menge schlimmer Geschichten erzählen. Erfahrungsberichte, die wir von unzähligen Emetophobikern in unserer Praxis geschildert bekommen haben, die zuvor klassisch behandelt wurden. Wie gnadenlos und unmenschlich Konfrontationstherapie bei einer Emetophobie durchgeführt wird, ist mir nicht nachvollziehbar. Der gewünschte Erfolg wird damit höchst selten erreicht, und die mir berichteten Techniken möchte ich lieber gar nicht erst genauer schildern. Ich sage nur so viel: Davon wäre selbst mir schlecht geworden. Zum Glück gibt es wesentlich bessere Techniken, die nicht nur viel angenehmer sind, sondern zudem auch noch schneller helfen. Das ist nicht nur für die Patienten erfreulich, sondern auch für ihre Therapeuten.
• Pharmakotherapie
Manchmal können Beruhigungsmittel, sogenannte Benzodiazepine, kurzzeitig helfen, die Symptome der Angst zu lindern. Empfehlen würde ich sie aber nicht, da sie schnell zu einer Abhängigkeit führen und zudem zahlreiche Nebenwirkungen haben.
Nicht selten werden bei krankhafter Angst vor dem Erbrechen auch Antidepressiva verschrieben. Da etliche dieser Medikamente als Nebenwirkung Übelkeit verursachen können, halte ich diesen Therapieansatz für Emetophobiker jedoch absolut unangebracht.
• Die Bernhardt-Methode
Vor etwa sieben Jahren wurde eine neue Methode entwickelt, mit der Emetophobiker es auch auf sanfte Art und Weise schaffen können, ihre Angst vor dem Erbrechen zu überwinden. Wann immer wir das erste Mal mit Betroffenen über die Bernhardt-Methode sprechen, sind sie skeptisch. Schließlich haben sie oft schon lange und verzweifelt gegen diese Angststörung angekämpft, ohne echte Erfolge zu sehen. Doch auch wenn Sie es sich nicht vorstellen können: Mit der dieser Herangehensweise ist es möglich, selbst eine schwerwiegende Emetophobie hinter sich zu lassen. Und das Beste daran: Sie funktioniert ohne Konfrontationstherapie und ohne Medikamente.
Was tun bei der Angst vor Erbrechen?
Es ist allgemein bekannt, dass Emetophobie nicht „normal“ ist. Doch das Wissen darum, dass diese Angst vor dem Erbrechen übertrieben ist, hilft den Betroffenen herzlich wenig. Sie wissen, dass ihre Angst irrational ist, fühlen sich aber machtlos, diese zu überwinden. Der ständige Fokus auf mögliche Auslöser von Übelkeit verstärkt ihre Phobie nur noch mehr. Die Hirnforschung hat gezeigt, dass unser Gehirn synaptische Verbindungen aufbaut, die diese Ängste immer wieder auslösen. Doch ebenso, wie diese Angstverbindungen entstehen, können sie auch wieder aufgelöst werden. Hier setzt die Bernhardt-Methode an. Sie basiert auf den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung und hilft Betroffenen, ihre negativen Fantasien durch positive zu ersetzen. Dadurch wird die neuronale Basis der Emetophobie Stück für Stück abgebaut, bis die Angst schließlich ganz verschwindet. Und das ganz ohne Konfrontation, ohne Medikamente und ohne schmerzhafte Rückblicke in die Vergangenheit.
Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Einladung zu einem Abendessen mit Freunden. Für jemanden mit Emetophobie kann das eine enorme Herausforderung sein. Sofort drängen sich Gedanken auf wie: „Was, wenn ich etwas nicht vertrage?“, „Was, wenn jemand zu viel trinkt?“ oder „Was, wenn die anderen bemerken, dass ich kaum etwas esse?“ Solche negativen Gedankenmuster führen oft zu sozialer Isolation.
Wie bekämpft man Emetophobie?
Die Bernhardt-Methode hilft dabei, diese negativen Gedanken durch positive zu ersetzen. Mit Techniken wie der 10-Satz-Methode oder der Zoom-Technik lernen Betroffene, sich auf die schönen Seiten des gemeinsamen Essens zu konzentrieren. So entstehen nach und nach positive innere Bilder und ein Gefühl der Vorfreude, das die alten Ängste verdrängt.
Übungen zur Überwindung von Emetophobie
Zusätzlich bietet die Bernhardt-Methode effektive Angst-Stopp-Techniken wie die Pitching-Technik oder die visuelle Schiebetechnik. Diese effektiven Strategien funktionieren auch dann, wenn Atemübungen und Muskelentspannung versagen. Natürlich braucht es etwas Übung und tägliche Wiederholungen, aber schon mit 20 Minuten Training am Tag können Sie Ihre Ängste erheblich reduzieren.
Viele ehemals Betroffene berichteten uns, dass sie nach wenigen Wochen Dinge tun konnten, die vorher undenkbar schienen. Die Dauer des Heilungsprozesses hängt natürlich davon ab, wie lange die Phobie schon besteht, aber meist dauert es nur wenige Monate, bis eine deutliche Besserung eintritt. Zahlreiche Ärzte und ehemalige Patienten bestätigen die Wirksamkeit der Methode.
Das Beste daran ist, dass Sie keinen Therapieplatz brauchen, um Ihre Ängste anzugehen. Die Bernhardt-Methode eignet sich hervorragend zur Selbsttherapie und kann bequem von zu Hause als Online-Therapie durchgeführt werden. werden.
Für welche Therapieform Sie auch immer sich entscheiden, wir hoffen sehr, es geht Ihnen wie den meisten unserer Patienten und Sie können schon bald wieder ein Leben führen, in dem die Angst vor dem Erbrechen keine Rolle mehr spielt.
Carmen T.
Münster