DIE MACHT EINZELNER WORTE

DIE MACHT EINZELNER WORTE

„Die Angst ist seit Jahren mein ständiger Begleiter. 
Kaum geht es mir mal gut, überfällt sie mich wieder!“

Wie oft höre ich diesen oder ähnliche Sätze in meiner Praxis. Solche Aussagen sind natürlich verständlich, nur leider auch sehr gefährlich, denn sie beschreiben nicht nur die aktuelle Lage, sondern nehmen gleichzeitig auch Einfluss auf die Zukunft. Viele sind sich der versteckten (Selbst-)Programmierung, die so ein Satz beinhaltet, gar nicht bewusst. Denn hier wird ja so getan, als würde die Angst mit 100 % Sicherheit auch in Zukunft immer dann auftauchen, wenn es einem gerade wieder mal gut geht.

Sie sollen jetzt nicht anfangen zu lügen. Zu sagen: „Mir geht es ja soooo gut! Angst kenn ich gar nicht“ hilft natürlich auch nicht.Was aber einen großen Unterschied macht, ist den Satz bewusst auf die Vergangenheit zu beschränken und für die Zukunft eine Art Vakuum zu lassen: BISHER war die Angst mein ständiger Begleiter. Immer wenn es mir gut ging, überfiel sie mich…“ Das entspricht immer noch der Wahrheit und lässt Freiraum für Veränderung.

Wer mag, kann zudem überprüfen, ob das Wort „immer“ nicht auch durch ein MANCHMAL ersetzt werden könnte. Auch hierzu ein Beispiel: Vergleichen Sie Version 1: „Immer wenn ich denke, jetzt wird es besser, habe ich einen Rückfall.“ mit Version 2: „Manchmal, wenn ich denke, jetzt wird es besser, habe ich einen Rückfall.“

Wenn Sie genau darüber nachdenken, ist das Wort MANCHMAL wahrscheinlich sogar näher an der Wahrheit dran, als das Wort IMMER. Mit IMMER belügen Sie sich also nicht nur, Sie manipulieren sich auch selbst zum Negativen hin, ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein. Worte wie IMMER, NIE, DAUERND, ALLES usw. nennt man Generalisierungen. Wer dauernd generalisiert, ist auf dem besten Weg, eine einfache Angststörung, die gut behandelt werden könnte, zu einer generalisierten Angststörung aufzuplustern.

Bei vielen wird jeder kleine Hoffnungsschimmer mit solchen Generalisierungen im Keim erstickt. Aber auch alte Glaubenssätze haben solch ein zerstörerisches Potential.

Auch hierzu ein paar typische Bespiele:

„Ich habe einfach nicht genug Kraft, um die Übungen zu machen.“

„Ich kann mich nicht genug konzentrieren, um ein Buch zu lesen.“

„Ich habe keine Zeit…“

„Ich bin zu krank oder zu feige…“

„Ich trau mich nicht, die Tabletten auszuschleichen.“

Der Inhalt ist austauschbar, denn der Tenor ist immer der gleiche: „Ich kann das nicht.“

Natürlich macht es hier ganz viel Sinn, die auditiven Techniken aus meinem Buch anzuwenden. Zudem können Sie einfach mal testen, wie sich Ihr Gefühl verändert, wenn Sie sich angewöhnen, ein „Zauberwort“ an den Anfang Ihrer Sätze zu bauen – egal ob ausgesprochen oder nur gedacht.

Das erste Zauberwort heißt: „BISHER!“

„BISHER hatte einfach nicht genug Kraft, um die Übungen zu machen.“

„BISHER konnte ich mich nicht genug konzentrieren, um ein Buch zu lesen.“

„BISHER hatte keine Zeit…“

„BISHER war ich zu krank oder zu feige…“

„BISHER habe ich mich nicht getraut, die Tabletten auszuschleichen.“

Können Sie spüren, wie dieses Zauberwort ALLES verändert?

BIS JETZT hat übrigens den gleichen Effekt:

BIS JETZT war ich zu feige…“

BIS JETZT habe ich mich noch nicht getraut…“

BIS JETZT hat bei mir nichts geholfen.“

Egal, ob Sie BISHER oder BIS JETZT verwenden, je öfter es Ihnen gelingt, diese Worte vor Ihre Gedanken bzw. Ihre Glaubenssätze zu packen, umso schneller werden Sie merken, wie sich etwas in Ihrer grundsätzlichen Art zu denken verändert. Und genau diese Veränderung ist einer der wichtigsten Schritte, hin zu einem fröhlichen und selbstbestimmten Leben.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei! Bleiben Sie dran, Sie werden sehen, es lohnt sich!

Mit besten Grüßen,
Ihr Klaus Bernhardt

Über den Autor

Klaus Bernhardt leitet zusammen mit seiner Frau Daniela Bernhardt das Institut für moderne Psychotherapie in Berlin.​ Gemeinsam arbeiten sie dort mit Ärzten, Neurowissenschaftlern und psychologischen Psychotherapeuten daran, die Behandlungsdauer von psychischen Erkrankungen deutlich zu verkürzen. Ziel ist es zudem, den Einsatz von Psychopharmaka weitgehend zu vermeiden, da diese häufig zu Nebenwirkungen führen können, die Betroffene zusätzlich belasten.