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Stellen Sie sich vor, Sie werden im Job mit einer wichtigen Aufgabe betraut. Doch obwohl Sie solche Dinge in der Vergangenheit schon gut gemeistert haben, sehen Sie sich außer Stande, sich auf diese Aufgabe auch nur vorzubereiten, denn eine kleine Stimme flüstert in Ihrem Kopf ständig: ‘Das wird sowieso nichts.’ Diese lähmende Überzeugung hat einen Namen: Defätismus.
Auch in meinem Praxisalltag treffe ich regelmäßig auf Menschen, die von defätistischem Pessimismus geplagt sind. Einer meiner Patienten erzählte mir einmal, dass er sich bei jeder neuen Herausforderung schon im Voraus besiegt fühlte. ‘Warum es überhaupt versuchen, wenn ich sowieso scheitere?’ fragte er resigniert. Damit ist er nicht allein. Studien zeigen, dass eine wachsende Zahl von Menschen unter defätistischen Gedanken leidet. Doch was genau bedeutet Defätismus, und wie unterscheidet er sich von gewöhnlichem Pessimismus?
Was ist Defätismus? Definition und Herkunft
Defätismus bezeichnet eine Haltung des vollständigen Pessimismus und der Hoffnungslosigkeit gegenüber einer Situation oder einem Vorhaben. Menschen, die unter Defätismus leiden, sind überzeugt, dass jegliche Bemühungen vergeblich sind und dass Misserfolg unvermeidlich ist. Diese Einstellung führt häufig dazu, dass Betroffene frühzeitig aufgeben und sich passiv ihrem Schicksal ergeben, anstatt aktiv nach Lösungen zu suchen oder sich Herausforderungen zu stellen.
Der Begriff “Defätismus” entstammt dem französischen Wort “défaitisme”, welches sich von “défaite” ableitet und “Niederlage” bedeutet. Ursprünglich wurde der Begriff im militärischen Kontext verwendet, um die Haltung von Soldaten zu beschreiben, die nicht mehr an den Sieg glaubten und sich bereits als besiegt betrachteten. Es mag vielleicht brutal klingen, aber vielen Menschen dürfte der militärische Kontext des Begriffs wie eine Metapher dafür vorkommen, wie sie auf ihr eigenes Leben blicken. Wie Alltagssoldaten, die vor scheinbar unüberwindbaren Herausforderungen kapitulieren, geben sie sich oft der Resignation hin, in ständiger Erwartung des maximal Schlimmsten. Nachfolgend möchte ich Ihnen ein paar Alltagssituationen nennen, die ganz typisch für defätistische Denkmuster sind:
- Berufliche Herausforderungen: Ein Arbeitnehmer, der glaubt, dass er niemals befördert wird, egal wie hart er arbeitet, und daher seine Bemühungen minimiert.
- Akademische Leistungen: Ein Student, der überzeugt ist, dass er eine Prüfung nicht bestehen wird, und deshalb das Lernen aufgibt.
- Persönliche Ziele: Eine Person, die davon träumt, ein Buch zu schreiben, aber glaubt, dass es ohnehin nie veröffentlicht wird, und daher nie damit beginnt.
- Beziehungen: Jemand, der aufgrund schlechter Erfahrungen davon ausgeht, dass alle zukünftigen Beziehungen zum Scheitern verurteilt sind, und deshalb keine neuen Beziehungen eingeht.
Heute wird der Begriff allgemein verwendet, um eine ähnliche Haltung der Resignation und Hoffnungslosigkeit in verschiedenen Lebensbereichen zu beschreiben. Doch gibt es einen Unterschied zwischen defätistischen und pessimistischen Menschen?
Der Unterschied zwischen Pessimismus und Defätismus
Defätismus und Pessimismus sind beides negative Denkweisen, die am Ende denselben Effekt haben: Sie führen zu Passivität und einem einem Mangel an Motivation. Sowohl Defätismus als auch Pessimismus erhöhen das Risiko von Depressionen und Angstzuständen. Allerdings unterscheiden sich beide Konzepte in einem wesentlichen Punkt.
Defätismus ist eine extreme Form von Hoffnungslosigkeit und Resignation. Menschen mit dieser Einstellung sind überzeugt, dass Scheitern unvermeidlich ist, unabhängig von ihren Bemühungen. Diese Überzeugung führt oft dazu, dass sie Herausforderungen gar nicht erst annehmen, weil sie fest davon überzeugt sind, dass ihre Anstrengungen vergeblich sind. Man könnte sagen, dass ein Defätist die Flinte ins Korn wirft und aufgibt, bevor er es überhaupt versucht hat.
Pessimismus hingegen ist eine allgemeine Erwartung, dass negative Dinge passieren werden, ist aber nicht zwangsläufig mit völliger Hoffnungslosigkeit verbunden. Ein Pessimist kann glauben, dass die Dinge schlecht laufen werden, aber er ist möglicherweise immer noch bereit, Anstrengungen zu unternehmen und versucht, Probleme zu lösen, auch wenn er negative Ergebnisse erwartet. Ein Pessimist würde vielleicht sagen: “Ich werde wahrscheinlich das Ziel verfehlen, aber ich versuche es trotzdem.”
Beide Denkweisen sind oft das Ergebnis früherer Erfahrungen, erlernter Hilflosigkeit und eines niedrigen Selbstwertgefühls. Das Problem ist, dass insbesondere bei defätistischen Menschen eine Art Teufelskreis in Gang gesetzt wird: Ihre negativen Erwartungen führen dazu, dass sie Herausforderungen vermeiden oder mit geringer Motivation angehen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Misserfolgen erhöht. Diese Misserfolge bestätigen ihre negativen Überzeugungen und verstärken das Gefühl der Hilflosigkeit und Resignation, wodurch der Kreislauf von vorn beginnt und sich immer weiter verstärkt.
Der Hauptunterschied zwischen Pessimismus und Defätismus ist der, dass Pessimisten zwar eine ausgeprägte Angst vor dem Scheitern haben, aber dennoch zumindest ein oder zwei Versuche unternehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Bei Defätisten ist diese Angst so übersteigert, dass sie absolut sicher sind, dass sie scheitern werden. Deshalb bleiben sie passiv und ziehen sich immer weiter in ihr Schneckenhaus zurück. Prinzipiell steckt hinter Defätismus also nichts anderes, als eine nicht erkannte oder falsch behandelte Angststörung, die schon länger besteht.
Herkömmliche Therapien gegen Defätismus: Oft zum Scheitern verurteilt
In meiner Praxis habe ich zahlreiche Fälle erlebt, die die verheerenden Auswirkungen von Defätismus verdeutlichen: Besonders in Erinnerung geblieben, ist mir der Fall eines jungen Mannes, der nach mehreren beruflichen Rückschlägen überzeugt war, dass er nie Erfolg haben würde. Trotz guter Qualifikationen und Talente nahm er keine neuen Jobangebote an und stagnierte in einer unbefriedigenden Position. Schon bald hatte seine Einstellung andere Lebensbereiche erfasst: Er begann, auch in seinem Privatleben Herausforderungen zu vermeiden. Er glaubte, dass seine Beziehungen ebenfalls zum Scheitern verurteilt seien, und zog sich von Freunden und Familie zurück. Seine sozialen Kontakte wurden immer seltener, und er fühlte sich zunehmend isoliert.
Seine negative Einstellung war so allumfassend, dass sie auch seine Gesundheit beeinträchtige. Völlig verzweifelt wandte er sich an seinen Arzt, der ihm daraufhin Antidepressiva verordnete. Die Wirkung der Medikamente beschränkte sich jedoch auf eine massive Gewichtszunahme und den Verlust der Libido. Wasser auf die Mühlen eines überzeugten Defätisten.
Erst als es mir gelang, die negativen Denkmuster des jungen Mannes mit der 10-Satz-Methode und der 5-Kanal-Technik so zu verändern, dass er wieder in der Lage war, auch den positiven Ausgang eines Vorhabens zu planen, konnte der Heilungsprozess in Gang gesetzt werden. Von da an dauerte es nur wenige Monate, bis auch die zugrundeliegende Angststörung dauerhaft überwunden war.
Antidepressiva gegen Defätismus – ein Akt purer Hilflosigkeit
Warum Fälle wie dieser kein Einzelfall sind, wird klar, wenn man sich die aktuelle Studienlage ansieht. Seit einigen Jahre gilt es als erwiesen, dass Antidepressiva schon bei ihrem ursprünglichen Anwendungsgebiet, den Depressionen, kaum besser helfen als Placebos, also harmlose Scheinmedikamente ohne jeglichen Wirkstoff. Dies gilt vor allem für leichte bis mittelschwere Depressionen. Dennoch werden mehr dieser Medikamente verordnet als jemals zuvor. Meiner Meinung nach ein Akt purer Hilflosigkeit, denn für viele Ärzte sind Antidepressiva das Einzige, was ihnen als Hilfsmittel zur Verfügung steht, wenn sie wegen psychischer Probleme um Hilfe ersucht werden.
Deshalb ignorieren viele auch die mahnenden Worte der Bundesärztekammer, die ihre Berufskollegen inzwischen eindringlich ersucht, Antidepressiva nicht länger als Heilmittel anzupreisen. Das hält die Pharmaindustrie dennoch nicht davon ab, immer neue Anwendungsgebiete zu erfinden, in denen Antidepressiva angeblich ebenfalls hilfreich sein sollen. Egal ob Zwangsstörungen, schmerzhafte Muskelverspannungen, Menstruationsbeschwerden, Rückenschmerzen, vorzeitiger Samenerguss, Beschwerden in den Wechseljahren, Inkontinenz, Schmerzzustände, Alkoholismus oder Ess-Störungen – geht es nach den Herstellern, lassen sich all diese Probleme mit ein und derselben Pille lösen.
Dennoch gibt es einige Patienten, die das Gefühl haben, Antidepressiva würden ihnen etwas Erleichterung verschaffen. Der Grund dafür liegt darin, dass diese Medikamente oft die mentalen Fähigkeiten des Gehirns verlangsamen. Wer nicht mehr ganz so schnell denken kann, kann logischerweise auch belastende Gedanken und Bilder nicht mehr ganz so schnell in seinem Kopf aufrufen – und das kann sich dann in der Tat entlastend auswirken. Ob es sich dafür lohnt, die teils schweren Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, überlasse ich Ihrer Entscheidung. Stellt sich also die Frage: Was hilft wirklich gegen Defätismus?
Gängige Strategien zur Überwindung von Defätismus
Wenn defätistische denkende Menschen bei einem Therapeuten vorstellig werden, ist die Lage meist schon etwas festgefahren: Häufig hat sich neben der zugrunde liegenden Angststörung auch schon eine Depression entwickelt und der Behandler versucht, durch den soeben angesprochenen Einsatz von Medikamenten und Therapien eine Verbesserung der Situation für die Betroffenen zu erreichen. Entsprechend der therapeutischen Leitlinie kommt dann vorwiegend eine Kombination von Psychopharmaka und anderen psychotherapeutischen Methoden wie etwa der Konfrontationstherapie zum Einsatz.
Und tatsächlich kann die Konfrontationstherapie in einer frühen Phase der Angststörung noch funktionieren. Denken Sie da zum Beispiel an jemanden, der nach einem Autounfall Angst hat, wieder ins Auto zu steigen. Wenn er sich dazu entschließt, sich erneut hinter das Steuer zu setzen, wird er anfangs nervös sein und möglicherweise schwitzige Hände bekommen. Doch nach einigen Fahrten lässt das mulmige Gefühl nach und das Vertrauen kehrt zurück. Bei chronischen Angstpatienten, die oft schon lange in einer Spirale von Vermeidungsverhalten und zunehmender Angst gefangen sind, greifen diese Ansätze aber immer seltener, da im Gehirn zu viele neuronale Netzwerke entstanden sind, in denen Angst und Vermeidungsverhalten abgespeichert sind.
Was wirklich gegen Defätismus hilft
Deshalb sind hier andere Therapieansätze gefragt, die direkt im Gehirn dafür sorgen, dass diese ungünstige „Programmierung“ wieder rückgängig gemacht wird. Besonders schnell und nachhaltig geht das z.B. mit der Bernhardt-Methode. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Therapie, die zur Selbsthilfe auch jederzeit als Online-Therapie durchgeführt werden kann, ist die 10-Satz-Methode. Dadurch lernen Angstpatienten, ihre negativen Gedankenmuster aktiv zu hinterfragen und durch positive, stärkende Überzeugungen zu ersetzen. Parallel dazu wird die 5-Kanal-Technik angewendet, die verschiedene Sinne anspricht, um die neuen, positiven Erfahrungen möglichst schnell stabil im Gehirn zu verankern. Dieser duale Ansatz ermöglicht es den Betroffenen, ihre Ängste systematisch abzubauen und gleichzeitig ihr Selbstvertrauen und ihre Resilienz zu stärken.
Die Bernhardt-Methode: Ideal um Defätismus loszuwerden
Für Defätisten ist dieser Ansatz besonders gut geeignet, da die Erfahrung von Erfolg und Zielerreichung zuerst rein mental trainiert wird. Interessanterweise unterschiedet das Gehirn bei seinem strukturellen Umbau nämlich nicht, ob positive Erfahrungen tatsächlich stattgefunden haben, oder nur rein mental durchgespielt wurden. Die positive Neuvernetzung des Gehirns findet trotzdem statt. Der Prozess, der zum Defätismus geführt hat, wird sozusagen umgedreht. Schließlich wurden die Betroffenen ja auch erst durch ein unbewusstes negatives Mentaltraining im Lauf der Jahre zu Defätisten. Betroffene müssen sich somit gar nicht aus Ihrer Komfort-Zone bewegen oder gar einer unangenehmen Konfrontationstherapie aussetzen, um schnell erste Therapieerfolge zu erleben.
Wie funktioniert die Bernhardt-Methode bei Defätismus?
Bei der Bernhardt-Methode lernen Sie, Ihre negativen und defätistischen Gedanken zu identifizieren und bewusst zu hinterfragen:
- Anstatt automatisch anzunehmen, dass jede Herausforderung zum Scheitern verurteilt ist, werden Sie Wege finden, diese Überzeugungen zu analysieren und infrage zu stellen.
- Sie entwickeln gezielt positive und stärkende Überzeugungen, die nach und nach die defätistischen Denkmuster ersetzen.
- Ihr Selbstvertrauen wird gestärkt, was entscheidend ist, um aus dem Kreislauf des Defätismus auszubrechen und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
- Sie Entwickeln innerhalb weniger Wochen wieder ein Gefühl der Kontrolle und Wirksamkeit über ihr eigenes Leben. Sie werden erkennen, dass sie durch ihre Gedanken und Handlungen Einfluss auf ihre Situation nehmen können. Denn Fakt ist: Sie sind nicht hilflos, auch wenn es sich vielleicht gerade noch ganz anders anfühlt!
- Dabei nutzen Sie aktiv die Kraft der Neuroplastizität Ihres Gehirns. Durch das Wiederholen der Übungen bilden Sie neue neuronale Verbindungen, die positive Denkmuster unterstützen und defätistische Muster zuerst schwächen und auf Dauer vollständig zurückbilden.
Durch die gezielte Umprogrammierung des Gehirns können Menschen mit defätistischen Denkmustern nicht nur ihre Angststörungen überwinden, sondern auch neue, positive Gedanken entwickeln, die ihnen helfen, ein erfülltes und angstfreies Leben zu führen. Und das nicht nur in der Fantasie, sondern auch in der Realität!
Carmen T.
Münster