Bei Bluthochdruck den Einfluss der Psyche zu unterschätzen, ist ein häufig gemachter Fehler. Wer Blutdrucksenker einnimmt, obwohl körperlich alles o.k. ist und eigentlich nur eine Angststörung für die hohen Werte verantwortlich ist, der riskiert nicht selten weitere Probleme. Denn Blutdrucksenker können eine Reihe unangenehmer Nebenwirkungen hervorrufen, wie z.B. Schwindel, Benommenheit, Hautprobleme oder Magen-Darm-Beschwerden. Worauf Sie deshalb achten sollten und was Sie tun können, wenn auch Ihr Bluthochdruck mutmaßlich von Ängsten ausgelöst wird, darum geht es in diesem Blogartikel vom Institut für moderne Psychotherapie in Berlin.
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Blutdrucksenkende Medikamente sind nur bei dauerhaft erhöhtem Blutdruck zu empfehlen
Wir raten unseren Patienten immer eine Langzeit-Blutdruckmessung über 24 Stunden machen zu lassen, bevor sie beginnen Blutdrucksenker einzunehmen. Sind die Messergebnisse dann überwiegend im grünen Bereich, sollten Sie mit Ihrem Hausarzt ernsthaft darüber sprechen, ob diese Medikamente wirklich notwendig sind. Denn wenn Sie über Jahre hinweg grundlos Blutdrucksenker einnehmen, weil bei Ihnen auf Grund von falschen Messergebnissen eine Hypertonie diagnostiziert wurde, kann Ihr Körper auf lange Sicht ernsthaften Schaden nehmen.
Vereinzelte Phasen von Bluthochdruck, über den Tag verteilt, sind definitiv noch kein Grund, sofort medikamentös gegenzusteuern.
Hoher Blutdruck ist manchmal wichtig und hilfreich
Kurzzeitiger Bluthochdruck ist meist eine ganz normale und gesunde Reaktion Ihres Körpers. Unter Stress, wozu auch Angst zählt, verbraucht Ihr Körper mehr Energie. Der Zellumsatz ist höher, so dass Sauerstoff und Nährstoffe nun schneller zu den Zellen transportiert werden müssen. Und genau diesen schnelleren Transport erledigt der Körper dadurch, dass er kurzzeitig den Blutdruck erhöht, wodurch das Blut schneller fließen kann. Sobald der Stress nachlässt, verschwindet auch der Bluthochdruck von ganz alleine, weil indessen wieder ein normaler Blutdruck ausreicht, um alle weiteren Aufgaben zu erledigen. Kritisches Hinterfragen ist also durchaus angebracht, wenn allzu schnell Blutdrucksenker verschrieben werden, ohne dass zuvor gefragt wurde, wie es mit der aktuellen Lebensbelastung aussieht.
Übrigens: An der Frage, ob Sie in letzter Zeit vermehrt unter Ängsten leiden, können Sie sehr leicht erkennen, ob Ihr behandelnder Arzt wirklich alle möglichen Ursachen für eine vermeintliche Hypertonie im Blick hat.
Falls nicht, sollten Sie ihn unbedingt darauf aufmerksam machen, immerhin geht es um Ihre Gesundheit.
Bluthochdruck als Hinweis auf eine Angststörung
Wenn Bluthochdruck ursächlich durch übertriebene Ängste oder Phobien ausgelöst wurde, dann ergibt es wesentlich mehr Sinn, psychotherapeutisch gegen die Angststörung vorzugehen, als mit Blutdrucksenkern nur die Symptome zu unterdrücken. Einer Studie von Franziska Einsle (TU Dresden) zufolge leidet nämlich rund jeder Zehnte unter dem bereits eingangs erwähnten Weißkittelsyndrom (Weißkittelhypertonie). Neben dem plötzlich erhöhten Blutdruck, der vor allem durch die Angst vor einem womöglich schlechten Messergebnis ausgelöst wird, leiden die Betroffenen oft auch unter weiteren Symptomen wie z.B.:
- Panik
- Schwindel
- Kurzatmigkeit
- Schweißausbrüchen
Sollte eines oder sogar mehrere dieser Symptome auf auch Sie zutreffen, dann raten wir Ihnen, einmal in Betracht zu ziehen, ob auch Ihr Bluthochdruck eventuell nur die Folge einer noch unentdeckten Angststörung sein könnte.
Nicht umsonst zählen alle vier genannten Symptome zu den Hauptsymptomen der meisten Angststörungen.
Ältere Menschen leiden erstaunlich oft unter dem Weißkittel-Syndrom
Mehrere klinische Studien (z.B. die IDACO- und die HYVET-Studie) untersuchten in den vergangenen Jahren, inwiefern besonders ältere Patienten unter einer Weißkittelhypertonie leiden. Der Anteil der Betroffenen lag meist weit über dem vermuteten Wert, teilweise sogar bei mehr als 50 % der Teilnehmer. Über 80-jährige Patienten stellen dabei die größte Risikogruppe dar. Behandelnde Ärzte sollten sich deshalb besonders viel Zeit für diese Menschen nehmen. Wenn nach einer ersten (zu hohen Messung) ein paar beruhigende Worte gewechselt worden sind, zeigt eine zweite Blutdruckmessung ein paar Minuten später oft schon ein deutlich niedrigeres Ergebnis.
Da ältere Menschen ohnehin oft schon viel zu viele verschiedene Medikamente einnehmen, die sich zudem noch gegenseitig beeinflussen, ist hier jede Tablette, die Dank einer zweiten Messung weniger eingenommen werden kann, ein echter Gewinn.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Bluthochdruck und Angststörungen?
Der Zusammenhang zwischen Angststörungen und Bluthochdruck ist mittlerweile gut erforscht, wie das Deutsche Ärzteblatt bereits 2012 berichtete. Und auch unsere Erfahrungen im Institut für moderne Psychotherapie in Berlin bestätigen, dass bei Angstpatienten überdurchschnittlich oft Bluthochdruck diagnostiziert wird. Allerdings konnten wir auch beobachten, dass viele Menschen mit einer generalisierten Angststörung, einer Agoraphobie oder auch einer Herzangstneurose, ihre Blutdruckmedikamente nach einer erfolgreichen Angsttherapie vollständig ausschleichen konnten.
Durch die individuell passende Form der Psychotherapie konnte nämlich nicht nur die Angststörung überwunden werden, auch der Blutdruck normalisierte sich in vielen Fällen wieder.
Medikamente gegen Hypertonie bei Angststörungen oft unnötig
In den allermeisten Fällen, in denen Angst der eigentliche Auslöser eines zu hohen Blutdrucks (Hypertonie) ist, ist eine Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten unnötig. Dennoch ist das Risiko für eine chronische Hypertonie deutlich erhöht, wenn man zu lange nichts gegen seine Angststörung unternimmt und zudem noch weitere Risikofaktoren hinzukommen, wie z.B.:
- Rauchen
- Mangelnde Bewegung
- Übergewicht
- Viel Stress
- Häufiges Essen stark gesalzener Speisen
- Regelmäßiger Alkoholkonsum
Deshalb sollten Sie neben einer für Sie geeigneten Form der Psychotherapie möglichst auch diese Risikofaktoren vermeiden so gut es geht.
Mit Psychotherapie nicht nur Angststörungen, sondern auch Bluthochdruck loswerden
Nicht jede Form der Psychotherapie passt für jeden. Gerade Menschen, die schon negative Erfahrungen diesbezüglich gemacht haben, scheuen sich oft, neue Wege zu gehen. Das ist mehr als verständlich, zumal viele der hierzulande angebotenen Therapien mittlerweile veraltet sind.
Gerade wenn man sich die neusten Erkenntnisse der Hirnforschung ansieht, stellt man fest, dass selbst langjährige Angsterkrankungen oft in nur wenigen Wochen überwunden werden könnten, wenn man die Neuroplastizität des Gehirns angemessen berücksichtigen würde. Unter Neuroplastizität versteht man die Fähigkeit des Gehirns, sich bis ins hohe Alter neu zu vernetzen und somit den neuronalen Zugang zur Angst regelrecht auszuschalten. Dies gelingt jedoch weder mit langen psychotherapeutischen Gruppensitzungen, noch durch die oft äußerst unangenehme Konfrontationstherapie. Auch die Einnahme von Psychopharmaka wird von immer mehr Psychotherapeuten kritisch gesehen und entsprechend abgelehnt, ebenso wie das langwierige Graben in Kindheitserinnerungen.
Deshalb steht auch im Institut für moderne Psychotherapie in Berlin die strukturelle Neuvernetzung des Gehirns im Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit. Mit teilweise erstaunlich einfachen Techniken, die jeder selbst zu Hause anwenden kann, wird hier die Neuroplastizität des Gehirns gezielt genutzt, um Ängste und somit auch den daraus resultierenden Bluthochdruck binnen weniger Wochen so weit zu reduzieren, dass auf Medikamente in vielen Fällen dauerhaft verzichtet werden kann. Wer sich näher über die Arbeit des Instituts informieren möchte, dem empfehle ich mein Buch „Panikattacken und andere Angststörungen loswerden“ oder unseren neuen Videokurs „Endlich angstfrei!“. Mit Hilfe der darin beschriebenen Techniken haben es schon viele ehemalige Angstpatienten aus eigener Kraft geschafft, wieder ein Leben voller Freude und Leichtigkeit zu führen.
Carmen T.
Münster